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Männer? Filmisch kein Thema für Margarethe von Trotta.

© Manfred Thomas

Kultur: Von der Schwester befreit Margarethe von Trotta kam zum Filmgespräch

Ihr Name steht für Spielfilme aus einer konsequent weiblichen Perspektive. Von den Ängsten, Träumen und Utopien von Frauen, vor allem aber von ihren Aufbrüchen handeln Margarethe von Trottas Filme wie „Die bleierne Zeit“ (1981), „Heller Wahn“ (1983) oder „Rosa Luxemburg“ (1986).

Ihr Name steht für Spielfilme aus einer konsequent weiblichen Perspektive. Von den Ängsten, Träumen und Utopien von Frauen, vor allem aber von ihren Aufbrüchen handeln Margarethe von Trottas Filme wie „Die bleierne Zeit“ (1981), „Heller Wahn“ (1983) oder „Rosa Luxemburg“ (1986). In einer Zeit, als das für Frauen in der Männerdomäne Regie die schwer erkämpfte Ausnahme war, gewann sie renommierte Filmpreise und internationale Anerkennung als Regisseurin. Ihren neuen Film „Die abhandene Welt“ stellte die Grande Dame des feministischen Kinos am Donnerstag im Thalia-Kino vor.

Es ist eine autobiografisch inspirierte Geschichte, mit der Margarethe von Trotta zum Schwesternmotiv zurückkehrt, das sich seit „Schwestern oder die Balance des Glücks“ (1979) durch mehrere ihrer Filme zieht: Sophie wird von ihrem Vater nach New York geschickt, um dort Kontakt zu einer Frau aufzunehmen, die seiner verstorbenen Frau Evelyn zum Verwechseln ähnlich sieht: Caterina, deren Foto Paul zufällig im Internet entdeckt hat. Die reagiert auf Sophies unerwartetes Anliegen abweisend. Erst allmählich bringen Sophies Nachforschungen, die Paul mit großer Ambivalenz mal vorantreibt, mal behindert, nicht nur ans Licht, dass Sophie und Caterina Schwestern sind. Ein Stück jahrzehntelang verdrängter Familiengeschichte und deren unbewusste Auswirkungen werden begreifbar. Auch die Regisseurin erfuhr 1979 nach dem Tod ihrer Mutter zum ersten Mal von einer unbekannten älteren Schwester. Als die sich bei ihr meldete, „war es natürlich für mich ein Schock, dass meine Mutter mir eine so wichtige Lebenstatsache verschwiegen hat“.

Eigentlich hatte Margarethe von Trotta nie vor, diese autobiografische Geschichte filmisch zu verarbeiten. „Aber das kann man gar nicht entscheiden. Plötzlich setzen Sie sich an den Computer und warten, was da rauskommt. Und diese Geschichte wollte.“ Gleichzeitig sei sie aber auch befreit – „ich muss keine Schwesternfilme mehr machen“. Einen Anstoß für den Film sei aber auch ihr Wunsch gewesen, die beiden großartigen Schauspielerinnen Barabara Sukowa – die sieben Filme der Regisseurin prägte – und Katja Riemann, mit der sie bereits dreimal zusammenarbeitete, gemeinsam vor die Kamera zu bringen.

Ob sie einmal mit der gleichen Intensität, mit der sie über Frauen erzählt, einen Film machen könnte, in dem ein Mann im Mittelpunkt steht, wollte am Schluss ein Zuschauer wissen. Ja, sagt Margarethe von Trotta, „aber es begegnet mir keine Geschichte, die dazu anreizt“. Schon nach ihrem ersten Film habe ihr Thomas Brasch gesagt: „Du wirst erst wirklich gut, wenn du einen Film über einen Mann machst.“ „Ich weiß aber nicht, ob mir das noch passieren wird.“ Gabriele Zellmann

„Die abhandene Welt“ läuft ab heute täglich im Thalia-Kino in Potsdam-Babelsberg, Rudolf-Breitscheid-Straße 50.

Gabriele Zellmann

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