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Museumsleiterin Jutta Götzmann übernimmt von Hans-Joachim Rose, Ehemann der verstorbenen Künstlerin, zwei Bildwerke.

© Andreas Klaer

Schenkung ans Potsdam Museum: Nebel über dem Eissee

Das Potsdam Museum erhielt zwei Bilder der verstorbenen Künstlerin Squaw Hildegard Rose. Die Werke aus ihrer Serie "Blau" muten mystisch an.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Ein dunkler Winterwald im Nebel, darunter ein eisblauer See, gefroren. Oder ist es vielleicht umgekehrt? Oben dunkles Wasser mit Algen und unten ein mit Raureif bedeckter Waldboden? Das titellose Bild der zuletzt in Potsdam lebenden Künstlerin Squaw Hildegard Rose (1942 - 2017) verrät es nicht und überlässt den Betrachter ganz seiner Phantasie. Es ist eines von zwei Werken aus dem Nachlass der Künstlerin, die diese Woche dem Potsdam Museum für die Sammlung zeitgenössischer Kunst übergeben wurden.

Die beiden titellosen Bilder aus den Jahren 2003 und 2004 stammen aus der Serie „Blau“ und wurden dem Museum als Schenkung von Hans-Joachim Rose, dem Ehemann der verstorbenen Künstlerin und Schatzmeister des Potsdamer Kunstvereins, überreicht. „Ich schätze die Künstlerin für ihre atmosphärischen und nuancierten Farbverläufe“, teilte Jutta Götzmann, Direktorin des Potsdam Museums, mit. Es freue sie ganz besonders, dass das Potsdam Museum, das bereits eine großformatige Arbeit von Squaw Hildegard Rose aus dem Nachlass von Hubert Globisch besitze, nun zwei weitere Papierarbeiten aus ihrem Spätwerk erhält.

Ein titelloses Kunstwerk aus dem Jahr 2003.
Ein titelloses Kunstwerk aus dem Jahr 2003.

© Repro: Michael Lüder

In Kiel geboren, studierte Squaw Hildegard Rose dort Grafik und Malerei an der Muthesius-Werkkunstschule, später wechselte sie an die Kunsthochschule in Braunschweig. Sie lebte und arbeitete von 1963 bis 2000 in Berlin und zog dann mit ihrer Familie nach Potsdam. Am 10. November 2017 ist sie nach langer schwerer Krankheit mit Alter von 75 Jahren in einer Potsdamer Klinik verstorben. Derzeit entsteht ein digitales Nachlassverzeichnis zur Malerei der Künstlerin. 

Ihre Arbeiten sind in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsentiert worden. Viele experimentelle Ansätze zeichnen ihr Werk aus, das zuweilen mit dem Gestaltungsprinzip der bildlichen Zweiteilung arbeitet. Die beiden Schenkungen an das Museum zeigen das Phänomen der Zweiteilung in horizontaler und vertikaler Ausrichtung. Aus dunklen, nachtblauen Tönen entwickelt die Künstlerin räumliche Darstellungen, die sich einer präzisen Zuordnung entziehen. 

Ein titelloses Bild aus dem Jahr 2004.
Ein titelloses Bild aus dem Jahr 2004.

© Repro: Michael Lüder

Die Werkserie, die sich auch der Montage blautoniger Röntgenfotografien bedient, zeichnet sich neben der grafischen Feinheit vor allem durch zwei bildbestimmende Merkmale aus: Die Farbe und den Raum. Die Künstlerin beschrieb dieses Phänomen selbst folgendermaßen: „Ich arbeite hauptsächlich in einer Mischtechnik auf Papier, trage Farben in vielen Schichten auf, um eine bestimmte Tiefe und Räumlichkeit zu erreichen. Deshalb animiert meine Bildästhetik zu unterschiedlichen Sicht- und Interpretationsweisen.“

Tatsächlich wandeln sich Roses Bilder noch beim Betrachten: Auf dem Bild aus dem Jahr 2004 sind zwei unterschiedliche Motive nebeneinander zu sehen. Das rechte erinnert an eine nackte, blasse Brust. Was zunächst wie eine zart rosa Brustwarze aussieht, verwandelt sich jedoch beim längeren Betrachten in eine sich öffnende Blüte.

Und daneben? Vielleicht blassblaue, ineinander verschlungene Beine auf einem dunklen Laken. Vielleicht aber auch verknotete Wurzeln auf einem dunklen, moosbewachsenen Waldboden. Die Faszination von Roses Kunst erschließt sich beim Fallenlassen, beim Aufsaugenlassen von ihren Bildern – beim Herabsinken in ihren blau-nebligen Eissee.

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