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Björn O. Wiede wurde 2018 mit dem Titel Kirchenmusikdirektor ausgezeichnet.

© Ronny Budweth

Prächtiges Jubiläum: Björn O. Wiede ist seit 25 Jahren Kantor in der Nikolaikirche

Björn O. Wiede war Kirchenmusiker in Ulm, als er sich als Kantor der Nikolaikirche bewarb. Jetzt hat er die Stellung seit 25 Jahren inne.

Potsdam - Viel barocke musikalische Pracht wird es mit Georg Friedrich Händels „Der Messias“ am Samstag in der Nikolaikirche innerhalb des Festivals „Vocalise“ geben. Das Oratorium wartet mit einer ganzen Reihe von mitreißenden Chören und kontemplativen Arien auf, die unter die Haut gehen. Es ist erstaunlich, dass das Werk selten im Programm der chorsinfonischen Ensembles Potsdams steht. 

Nun haben sich Nikolaikantor Björn O. Wiede, der Nikolaichor sowie die von ihm ins Leben gerufene Potsdamer Hofkapelle dem Oratorium des Barockkomponisten angenommen. Die Aufführung am Samstag vor dem ersten Advent ist auch mit einem Jubiläum verbunden, das Björn O. Wiede feiert, nämlich sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Kantor an der Nikolaikirche in der historischen Mitte Potsdams.

Wiede war früher Kirchenmusiker in Ulm

Der Ruhestand von Wolfram Iwer, der seit der Wiedereinweihung von Nikolai im Mai 1981 Kantor dieser Kirche war, stand 1994 an. Björn O. Wiede, der damals Kirchenmusiker in Ulm war, bewarb sich für die Stelle in Potsdam und wurde in das Amt des Nikolaikantors gewählt. Als Mitglied des weltberühmten Dresdner Kreuzchores stand er mit der Musica sacra schon seit frühester Kindheit auf vertrautem Fuß. 

Für ihn war es klar, dass er der Kirchenmusik auch nach dem Abitur treu bleiben würde. Das Studium führte ihn außer nach Dresden auch nach Hamburg und München. Als Wiede 1994 Kantor an der Nikolaikirche wurde, gab es bereits eine gut florierende kirchenmusikalische Arbeit dank Wolfram Iwer.

Natürlich wollte der junge Kirchenmusiker die Musica sacra in der Gemeinde und darüber hinaus mit neuen Impulsen beleben, die guten Traditionen dabei nicht außer Acht lassend. In der Nikolaikirche fand er vor 25 Jahren jedoch nur ein Orgelpositiv vor, dass den weiten Raum klanglich nicht ausfüllen konnte und dass nur ein beschränktes Spiel von Orgelliteratur zuließ. Es gab aber einen Chor, mit dem man Qualitätsvolles singen konnte. Ausbaufähig war er allemal. Neben dem gottesdienstlichen Singen, das natürlich Schwerpunkt kirchenmusikalischer Arbeit ist, kam aber nach und nach die Erarbeitung von chorsinfonischen Werken hinzu.

Wiede gründete das „Exxential Bach“

Klar, die bekannten Oratorien und Messen der Barockzeit und der Romantik erarbeitete Wiede mit dem Nikolaichor. Doch sein starkes Interesse an historischer Aufführungspraxis führte dazu, dass er das „Exxential Bach“ gründete. Mit dem solistisch besetzten Ensemble führt er die Passionen und die h-MollMesse des Leipziger Thomaskantors auf. 

Alles Schwere und Sinfonische ist dabei völlig aufgehoben. Leicht und durchsichtig klingen die Werke. Natürlich ist eine Mini-Besetzung in Bachs „Matthäus Passion“ nicht jedermanns Sache, doch Wiedes Konzeption überzeugt, weil sie nicht aus einem musealen und bewahrenden Anspruch heraus geschieht, sondern um das Aufregende der Musik wiederzubeleben, indem er versucht, der Botschaft eines Werks möglichst nahezukommen.

Björn O. Wiede belebt immer wieder die gute alte Kantorentradition, in dem er auch mit eigenen Werken für Chor beziehungsweise Orgel Gottesdienste und Konzerte bereichert. Als eindrucksvolle Totenklage erwies sich sein „Potsdamer Requiem“, das an die Zerstörung der historischen Potsdamer Mitte und den Tod tausender Menschen am 14. April 1945 erinnert. Einem anderen Gedenken gibt Wiede ebenfalls musikalische Prägung, jedoch eine freudige. Zum Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober, wird seit mehreren Jahren ein chorsinfonisches Konzert aufgeführt. Beispielsweise Beethovens Neunte.

Gotteshaus sammelte Geld für Orgel - mit Erfolg

Das Problem Orgel war ein Langzeitthema. Aber Björn O. Wiede verfolgte einen Neubau für die Schinkel-Kirche mit Hartnäckigkeit und schließlich Erfolg. Engagierte Unterstützung fand er auch hierbei in dem Verein Musik an St. Nikolai. 2005 zog die Chororgel, erbaut in der Firma Karl Schuke, von Altessen nach Potsdam um. Sie war zwar ein klanglicher Fortschritt gegenüber dem Positiv, doch Wiede, die Gemeinde und der Verein gaben sich nicht zufrieden. 

Die Kirche benötigte ein eigenes Instrument auf der bereitstehenden Orgelempore. Fleißig wurde Geld dafür gesammelt. 2017 erhielt dann das Gotteshaus eine Orgel mit 55 Registern und 3600 Pfeifen von der Firma Kreienbrink aus Osnabrück. Die klangliche Ausstrahlung des Instruments ist enorm. Für Björn O. Wiede und seine musizierenden Gäste eine Freude, für die Zuhörer ein großer Genuss, auch in ästhetischer Hinsicht bezüglich des wirkungsvollen Prospekts. Björn O. Wiede wurde 2018 mit dem Titel Kirchenmusikdirektor ausgezeichnet.

>>„Der Messias“ von G. F. Händel am Samstag um 17 Uhr in der Nikolaikirche, Am Alten Markt

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