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Julia Schoch liest in der Wist'schen Sauna. Ihre Lesung ist am 27. April online zu sehen. 

© Andreas Klaer

Potsdams Buchläden öffnen wieder: Lesungen aus der Sauna

Potsdams Buchhandlungen können wieder öffnen, Lesungen dürfen allerdings weiterhin nicht stattfinden. Wie der Literaturladen Wist und der Viktoriagarten damit umgehen.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Den Lesesalon im Literaturladen Wist kennen wahrscheinlich viele Potsdamer. Allein schon wegen der verspielten Deckenmalerei ist er schwer zu vergessen - von den dort abgehaltenen Lesungen mal ganz abgesehen. Dass sich hinter einer Tür auf der linken Seite des Salons jedoch Carsten Wists persönliches Klausurlesezimmer befindet und darin eine Infrarotsauna installiert ist, ist eher unbekannt. Genau diese Sauna wird nun zum Leseort werden, wie Carsten Wist sagt. 

Unter dem Titel "Brandenburger Autor*innen in der Sauna" soll immer montags jeweils um 19 Uhr eine aufgenommene Lesung online auf der Website des Literaturladens, der Facebook-Seite, dem Instagram-Kanal und auf kultur-bb.digital zu sehen sein. Gestartet wird die Reihe am Montag, 27. April von der Potsdamer Autorin Julia Schoch, Lesungen von Cia Rinne und Ferenc Liebig sollen folgen.

Immer nur eine, höchstens zwei Personen passen in die kleine Sauna, ein räumliches Konzept, das gut zur derzeitigen Situation passt, wie Carsten Wist sagt: "Dieses  Beengte und auch der hitzige Diskurs sind doch sehr aktuell." Das Hitzige ist allerdings nur symbolisch gemeint: Angeschaltet wird die Sauna nicht - und dementsprechend werden die Autoren auch voll bekleidet lesen. "Zu dem Thema gab es durchaus Irritationen", erzählt Wist und lacht.

Das Radeln hat ein Ende: Ab Mittwoch können Kunden ihre Bücher wieder persönlich bei Buchhändler Carsten Wist abholen.
Das Radeln hat ein Ende: Ab Mittwoch können Kunden ihre Bücher wieder persönlich bei Buchhändler Carsten Wist abholen.

© Andreas Klaer

Ausstellung zu schönen Büchern bei Wist

Wegen der Coronakrise dürfen derzeit keine analogen Lesungen vor Ort für Besucher veranstaltet werden, die Online-Lesereihe ist also eine schöne Alternative. Immerhin: Ab Mittwoch, 22. April dürfen Potsdams Buchläden wieder öffnen, die Kunden können wieder vor Ort ihre Bücher kaufen, was Wist sehr freut. In den letzten Wochen haben die Buchhändler Buchbestellungen direkt zu den Kunden geliefert. "Wir hoffen, dass das jetzt den Druck aus'm Kessel nimmt und endlich wieder Luft rausgelassen wird", sagt Wist.

Bis zu zwei Personen möchte er zunächst gleichzeitig in den Laden lassen, um "Rudelbildung zu vermeiden". "Wir wollen das aber charmant lösen und vielleicht den kleinen Garten als Warteort anbieten", sagt er. Im besagten Lesesalon wird ab Mittwoch außerdem die Ausstellung "Die Schönsten Deutschen Bücher unterwegs" zu sehen sein. Ausgewählt worden sind sie von der "Stiftung Buchkunst". Bis 28. April ist die Wanderausstellung mit ausgezeichneten Werken der Buchgestaltung im Literaturladen zu sehen, danach wandert sie weiter in die Script-Buchhandlung nach Babelsberg.

Buchhändlerin Stefanie Müller im Viktoriagarten.
Buchhändlerin Stefanie Müller im Viktoriagarten.

© Universität Potsdam/promo

Indie-Bookday wird im Viktoriagarten nachgeholt

Im Buchladen Viktoriagarten wird hingegen der Indie-Bookday noch einmal reaktiviert. Der fand in diesem Jahr eigentlich schon am 21. März statt, ist aber wegen der Corona-bedingten Schließungen der Buchläden etwas untergegangen, sagt Buchhändlerin Stefanie Müller. Deswegen hat sie einen Tisch aufgebaut, auf dem Bücher aus kleinen unabhängigen Verlagen ausgestellt sind. Als besonderen Tipp nennt sie unter anderem den Schriftsteller Tobias Schwartz, der bereits seinen Roman "Nordwestwärts" in Potsdam vorstellte und mit dem Nachfolger "Vogelpark" eigentlich in den Viktoriagarten kommen sollte. Die Lesung ist nun verschoben worden. 

Eine weitere Empfehlungen seien der Roman "Trümmerfrauen" von Christine Koschmieder, der in einer Gartenkolonie spielt und "Wir waren eine gute Erfindung" von Joachim Schnerf. Letzteres ist für Müller "ein richtiges Herzensbuch" und erzählt von dem KZ-Überlebenden Salomon, der nach dem Tod seiner Frau das erste Mal eine Familienfeier alleine ausrichten muss. 

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Sechs Kunden dürfen gleichzeitig in den Laden

Die Zeit, sich über eventuelle Online-Lesungs-Formate Gedanken zu machen, sei bisher noch nicht da gewesen, sagt Müller. Eventuell wird etwas mit der Potsdamer Autorin Christine Anlauff geplant, konkret ist aber noch nichts. Auch, ob das, an den Buchladen angegliederte, Café zumindest als Kaffee-to-go-Ausgabe dienen kann, ist noch nicht ganz klar.

Immerhin können die Kunden auch im Viktoriagarten ihre Bücher wieder vor Ort kaufen. Ein bisschen wird sie die Bestellauslieferungen mit dem Rad auch vermissen, sagt Stefanie Müller, aber so sei natürlich alles wieder einfacher. Bis zu sechs Personen gleichzeitig dürfen den 70 Quadratmeter großen Buchladen betreten, an der Kasse ist ein Plexiglasschutz montiert. "Wir müssen mal gucken, wie sich alles für alle am besten gestaltet", sagt Müller. "Wir freuen uns, dass wir wieder öffnen dürfen, aber sind noch vorsichtig."

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