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Gerd Nefzer vor einer Deko-Filmkulisse in Babelsberg.

© dpa

Potsdamer Oscar-Preisträger: Gerd Nefzer fordert mehr Mut für die Filmförderung

Zum zweiten Mal ist einer von Nefzers Filmen mit einem Oscar ausgezeichnet worden. Oft geht die goldene Statue nicht nach Deutschland. Kein Wunder, sagt der Spezialeffekte-Macher.

Schwäbisch Hall/Potsdam - Der frisch prämierte Oscar-Preisträger Gerd Nefzer kritisiert die Filmförderung in Deutschland und fordert von der Politik mehr Mut und Bereitschaft zum Risiko für die unterschätzte Branche. „Wir müssen sie stärker ins Rampenlicht bringen“, sagte der Profi für Spezialeffekte kurz vor seinem Rückflug aus Los Angeles nach Deutschland. „Es reicht nicht aus, nur Filmhochschulen zu bauen. Man muss auch bereit sein, die Filme fördern und sich zu kümmern.“

Gerd Nefzer kommt aus Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) und leitet auch die Nefzers Babelsberg GmbH in Potsdam, an der Studio Babelsberg zu 50 Prozent beteiligt ist. Die begehrte Auszeichnung in der Kategorie Visuelle Effekte erhielt er in diesem Jahr mit seinen drei Hollywood-Kollegen Paul Lambert, Tristan Myles und Brian Connor für den Science-Fiction-Film „Dune“. Es ist bereits sein zweiter Oscar nach 2018, als er für seine Arbeit an „Blade Runner 2049“ ausgezeichnet wurde. Zuvor hatte Nefzer wie vor vier Jahren den britischen Filmpreis Bafta gewonnen.

Gerd Nefzer (2.v.r.) und Brian Connor, Paul Lambert und Tristan Myles (v.l.) freuen sich über den Oscar.
Gerd Nefzer (2.v.r.) und Brian Connor, Paul Lambert und Tristan Myles (v.l.) freuen sich über den Oscar.

© dpa

„Wo sind die Produzenten, die auch mal etwas riskieren?“

Es gehe keineswegs darum, Streamingdienste wie Netflix, Amazon oder Apple TV zu unterstützen, sagte Nefzer weiter. „Es geht vielmehr um die Standorte und die Arbeitsplätze, die wir aufbauen und unterstützen müssen.“ Keineswegs fehle es an der Ausbildung. „Tolle Filmhochschulen gibt es in Deutschland genug. Aber wo sind die Produzenten, die auch mal etwas riskieren?“, sagte der 56-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Die Studios in England seien ausgebucht, während sich viele in Deutschland von einem Auftrag zum nächsten hangeln müssten. „Das ist traurig für uns.“

Filmförderung müsse zudem stärker bundesweit gedacht werden. Sie sei aber nach wie vor von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Außerdem braucht es aus Sicht Nefzers nicht immer hochklassige Werke für den großen Erfolg. Bestes Beispiel dafür sei die Tragikomödie „Coda“, die in diesem Jahr als erste Streaming-Produktion den Oscar als bester Film gewonnen hat. „Das ist eine einfache Story und ein großartiger Film“, sagte Nefzer.

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Die Filmbranche hatte die 94. Oscar-Verleihung mit einer großen Gala im Dolby Theatre gefeiert, nachdem die Preise im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie im deutlich kleineren Rahmen verliehen worden waren.

Dreharbeiten für „Dune“-Fortsetzung steht an

Nefzer, der schon kurz nach der Wende mit seiner Filmfirma eine Filiale in Babelsberg eröffnete, wollte sich bei der Verleihung unbedingt bei dem „unglaublichen“ Regisseur Denis Villeneuve bedanken. „Er ist ein großartiger Kerl und ich liebe ihn sehr“, sagte er weiter auf Englisch. Auch 2018 hatte er unter der Regie von Villeneuve den Oscar geholt.

Die Sandstürme auf dem Wüstenplaneten erschufen Nefzer und sein Team mit riesigen Windmaschinen und speziellem Filmstaub.
Die Sandstürme auf dem Wüstenplaneten erschufen Nefzer und sein Team mit riesigen Windmaschinen und speziellem Filmstaub.

© Gerd Nefzer

Neben Dank an den Regisseur zählte der zweifache Oscar-Gewinner dann für seinen Dank auch die Familie und schließlich die Namen seiner „fantastischen Mitarbeiter“ auf. 

Diese sitzen in Babelsberg auf gepackten Koffern: Rund 15 Trucks werden nach PNN-Informationen derzeit beladen, um Nefzers Filmtechnik nach Budapest zu transportieren. Dort steht der Dreh des zweiten Teils von „Dune“ an, in dem Nefzers visuelles Filmtrickkönnen wieder gefragt ist. Regie führt erneut Villeneuve. Daher musste Nefzer auch direkt nach der Verleihung - und einigen Oscar-Partys - am Montag bereits wieder den Rückflug nach Deutschland antreten.   

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