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POSITION: Da ist sie wieder, die ostdeutsche Jammerstadt

Potsdamer DDR-Künstler müssen sichtbarer werden – aber nicht im Barberini. Von Markus Wicke.

Als „Affront“ bezeichnen die Potsdamer Neuesten Nachrichten die Tatsache, dass das Museum Barberini nur einen einzigen Potsdamer Künstler in die bald endende Ausstellung „Hinter der Maske“ aufgenommen hat. Da ist sie wieder, die ostdeutsche Jammerstadt, die in den Reden des städtischen Neujahrsempfangs doch schon überwunden geglaubt schien. Statt sich auf sein städtisches, bürgerliches Selbstbewusstsein zu besinnen und mit eigener Kraft eine ständige Ausstellung zu Potsdamer Kunst im eigenen Potsdam Museum am Alten Markt zu fordern, zeigt man in bequemer Pose mit dem Finger auf das erfolgreiche Privatmuseum nach nebenan und nimmt übel.

Dabei verkennt der Autor Klaus Büstrin, dass die Kuratoren von „Hinter der Maske“ eben keinen regionalen Blick hatten, sondern die gesamte DDR in den Fokus nahmen. Denn das Barberini versteht sich – zu Recht – als Kunstmuseum mit überregionaler Ausstrahlung und einem Anspruch, der über den Potsdamer Tellerrand hinausschaut. Und dann ist es eben so, dass Potsdam in der DDR und auch davor zwar eine Stadt bedeutender Künstler, aber eben keine bedeutende Kunststadt war, denn dazu fehlte es ihr an einer eigenen Kunstakademie und vor allem auch an einer eigenen Kunsthalle, die die Werke Potsdamer Künstler aufgenommen und eigene Traditionslinien hätte begründen können.

Immerhin wurde in der DDR noch Kunst angekauft als beste Form der Künstlerförderung, aber leider ist auch das nach der Revolution von 1989 nur noch in Einzelfällen möglich. Heute lebt die städtische Sammlung des Potsdam Museums vor allem von großzügigen Schenkungen von Künstlern und ihren Sammlern und ergänzt dies mit wenigen Ankäufen aus dem lächerlich geringen Ankaufetat. Bis heute hat es Potsdam nicht geschafft, eine bedeutende Kunststadt aus eigenem, bürgerschaftlich begründeten Antrieb zu sein. Stattdessen ruht sich die Stadtspitze auf dem bequemen Polster aus, das Könige, Kaiser und neuerdings auch private Mäzene ihrer Stadt hinterlassen haben.

Ein erster Schritt, dies zu ändern, wäre eine ständige Präsentation der Potsdamer Kunst und der Potsdamer Künstler in einer eigenen, gut ausgestatteten Kunsthalle, als Anbau und unter dem organisatorischen Dach des Potsdam Museums. Dies ist bereits seit Jahren Bestandteil des Museumskonzeptes, das nun endlich einmal umgesetzt werden sollte. Denn in der Sammlung des Potsdam Museums befinden sich bedeutende Werke großartiger Künstlerinnen und Künstler, wie die von Klaus Büstrin in den PNN erwähnten Karl Raetsch, Wolfgang Wegener, Peter Rohn, Hubert Globisch oder Stephan Velten.

Zu nennen wären als Zeitgenossen noch Barbara Raetsch, Alfred Schmidt, Peter Wilde oder Fotografen wie Monika Schulz-Fieguth, Joachim Liebe oder Göran Gnaudschun. Diese Liste der zu präsentierenden Künstler ließe sich unendlich fortsetzen.

Insofern stellt der Beitrag der PNN die richtige Frage nach dem angemessenen Ort einer würdigen Präsentation der Potsdamer Kunst und der Potsdamer Künstler. Nur liegt die Antwort nicht im Barberini, sondern nebenan im Potsdam Museum, das wir mit diesem Ziel aus eigener Kraft erweitern sollten.

Der Autor ist Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums e.V.

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