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"Blick aus dem Atelier" - Potsdam 1967.

© Manfred Thomas

Neue Ausstellung im Potsdam Museum: Hubert Globisch: Eine Stadt, hundert Bilder

Er war einer der großen Potsdamer Maler, ein Chronist mit Zeichenstift: Hubert Globisch. Das Potsdam Museum würdigt den Maler.

Potsdam - Der Maler Hubert Globisch war einer, der bei sich blieb. Sein langjähriger Freund Hans-Joachim Giersberg schrieb im Katalog zur Ausstellung „Letzte Bilder“, die vor zehn Jahren im Potsdam Museum stattfand: „Seine Bilder, nie groß im Format, sind von einer unverwechselbaren Handschrift, expressiv und konstruktiv in Form und Farbe.“ Der einstige Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hatte in seinem Erinnerungstext an den 2004 verstorbenen Künstler vor allem die Malerei im Blick, mit der sich Globisch in den vergangenen Jahrzehnten vorrangig beschäftigte. Doch man kann die Aussage Giersbergs getrost auf so manche „Arbeiten auf Papier“ beziehen.

Die neue Ausstellung, die ab dem morgigen Samstag im Potsdam Museum zu sehen ist, belegt diese Feststellung auf das Schönste. Es sind eigenständige Werke im großen uvre des Künstlers, von faszinierendem Zauber. Gezeigt werden 100 Werke, neben den Zeichnungen auch Aquarelle als Gegenüberstellung zur Malerei. Sie stammen aus dem Nachlass Hubert Globischs, den der Potsdamer Kunstverein bewahrt, aus dem Sammlungsbestand des Potsdam Museums sowie aus dem Privatbesitz.

Als Kind süchtig nach Zeichnen

Der 1914 in Potsdam geborene Hubert Globisch war schon als Kind süchtig nach Zeichnen. „Es wurde zu meiner Dauerbeschäftigung. Den Gästen zu Hause zeigte ich immer gern meine Bilder. Ich muss es wohl damit übertrieben haben, denn meine Eltern sprachen mir ein striktes Zeigeverbot aus“, erzählte er einst mit einem ironischen Lächeln den PNN. Später absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei der Deutschen Bank und war als Angestellter der Reichspostfernsehgesellschaft Berlin in Paris tätig.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aber bedeuteten ihm die Ergebnisse seiner autodidaktischen künstlerischen Beschäftigung, die er vor 1945 schon ausgestellt hatte, nichts mehr. Er wollte einen Neubeginn wagen. Noch im Mai 1945 stellte sich Globisch bei der Potsdamer Stadtverwaltung als Kunstmaler vor. Ein Jahr später war er bei der 1. Deutschen Kunstausstellung im Berliner Zeughaus mit drei Kohlezeichnungen vertreten. Als im Mai 1958 eine Kampagne gegen Potsdamer Künstler eröffnet wurde, die sich an der Großen Berliner Kunstausstellung in den Messehallen am Funkturm beteiligt haben, unterschreibt er die vom Künstlerverbandsvorsitzenden Werner Nerlich verfasste Entschuldigung nicht.

Bald eröffnet ihm die Freundschaft mit dem Potsdamer Künstler Egon von Kameke neue künstlerische Sichtweisen. „An seinen Werken begriff ich im Anschluss an früh gesehene expressionistische Bilder, dass Malerei nicht nur Wiedergabe einer äußeren Welt ist , sondern dass er eine ganz eigene Sprache gefunden hatte “, schrieb Hubert Globisch.

Globisch befürwortete den Wiederaufbau Potsdams

Seine Heimatstadt Potsdam war ihm mit ihren kostbaren Architekturen und Kunstschätzen, den landschaftlichen Schönheiten, ein Ort, den er nicht missen wollte – anders als die Arroganz des Militärs und der Beamten, die sich in der Stadt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tummelten. Doch musste er auch die Schreckensnacht vom 13. zum 14. April 1945 erleben, als Potsdam in Schutt und Asche sank. Britische Bomber flogen über die Stadt und verwüsteten ihr Zentrum. Hubert Globisch hielt die Zerstörung als Topograf und Chronist mit dem Zeichenstift fest, immer verbunden mit einer persönlichen Betroffenheit. Der Blick von der Insel Hermannswerder über die Havel zeigt Garnison- und Nikolaikirche, die mit ihren tiefen Verwundungen zum Himmel schreien. Auch die Zeichnung vom bombardierten Alten Rathaus, das wie ein Mahnmal wirkt, ist zutiefst beeindruckend.

Thomas Michael Kumlehn, Kurator der Ausstellung und einer, der sich seit zehn Jahren intensiv und systematisch mit dem Werk des Potsdamer Künstlers beschäftigt, erklärt es so: „Der Künstler verschrieb sich ganz und gar der konkreten baulichen Situation. Zeitlebens befürwortete Globisch den Wiederaufbau Potsdams nach historischem Vorbild, denn er war fasziniert und abgestoßen zugleich von der Stadtgestaltung nach 1945 und den noch lange sichtbaren Wunden des Zweiten Weltkrieges. Diese Haltung konstatieren seine Werke, jedoch sind sie frei von Polemik.“ Als Raum im Raum wird der Besucher die Ausstellung erfahren. „Wir wollen eine gemeinhin nicht öffentliche Depotsituation, die von einer konventionellen Ausstellung umgeben ist, zeigen“, so der Kurator. Normalerweise befindet sich Globischs Künstlernachlass im Depot des Potsdamer Kunstvereins, der ihn seit 2005erfasst.

„Arbeiten auf Papier“, bis 26. April im Potsdam Museum, Am Alten Markt 9.

Lesen Sie weiter: Kurator Thomas Michael Kumlehn über die NSDAP-Mitgliedschaft von Hubert Globisch.

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