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Robert Dick.

© promo

Musikfestspiele Potsdam: „Die Pfade beginnen weit unter der Erde“

Multiflötist Robert Dick gestaltet bei den diesjährigen Musikfestspielen ein Nachtrezital in der Friedenskirche. 

Vom 8. bis zum 23. Juni finden die diesjährigen Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci statt. Im Vorfeld stellen sich ausgewählte Künstler in Kurzinterviews vor. Heute: Robert Dick, Multiflötist aus New York, der von Fans auch als Jimi Hendrix der Flöte bezeichnet wird. Er ist am Pfingstmontag, dem 10. Juni, um 21.30 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci in einem Nachtrezital zu erleben.

Herr Dick, Sie gastieren mit Eigenkompositionen, die bei den Musikfestspielen uraufgeführt werden. Was erwartet den Besucher zu nächtlicher Stunde?

Ich arbeite gerade an dem Stück, improvisiere mit Ideen und schaue, wohin sie wollen. Mein Ausgangspunkt ist ein Bild: „Die Höhle im Halbmond“. Wie es so oft im Leben passiert, offenbart sich ein kleiner Raum als weitaus tieferer und komplexerer Ort als ursprünglich angenommen. In meiner Performance verwende ich mein neues System aus zahlreichen kleinen Mikrofonen, die direkt auf der F-Bassflöte montiert sind.

In Ihren Solo-Auftritten glaubt man ein ganzes Orchester zu hören. Wie schaffen Sie das?

Ich sehe die Flöte – und alle akustischen Instrumente – als potentielle Synthesizer. Kurz nach meinem neunten Geburtstag erfuhr ich von meinem Flötenlehrer, dass die Flöte nur eine Note gleichzeitig spielen könne. Ich war ungläubig, enttäuscht und wütend. Und ich erinnere mich, dass ich damals dachte, dass sich das ändern würde. Die Vorstellung, auf jeweils nur eine Note beschränkt zu sein, erschien mir absurd. So viele Instrumente können mehr leisten. Warum nicht die Flöte? Anstatt zu überlegen, wie ich Klänge erzeuge, finde ich es wichtiger zu fragen, warum ich sie erzeuge. Die Musik, die ich in meiner Vorstellung höre, hat keine Grenzen. Und wenn ich eine starke Inspiration habe, werde ich mich bemühen, diese zu realisieren, unabhängig davon, wie lang der Weg sein mag.

Beschreiben Sie uns diesen Weg.

Wenn die musikalische Umsetzung wie ein Spaziergang entlang der Berggipfel ist, beginnen die Übungspfade weit unten in den Tälern und manchmal tief unter der Erde, wobei im Fels die Materialien abgebaut, bearbeitet und verfeinert werden, die die Sprachen und Gedichte der musikalischen Vision entstehen lassen.

Was aber inspiriert Sie?

Ich bin inspiriert von der Natur, von der Kunst, von der Musik, vom Alltag. Zu sehen, was ein kleines Kind mit einem Objekt macht, von dem es keine Ahnung hat, ist erstaunlich inspirierend. Vieles in unserem Leben unterdrückt die Vorstellungskraft. Picasso sagte einmal sehr treffend: „Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird.“

Heidi Jäger

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