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Die aus Lwiw stammende Geigerin Eva Rabchewska beim Benefizkonzert der Familie Fischer im Palais Lichtenau.

© Andreas Klaer

Musikalischer Protest gegen den Ukraine-Krieg: Töne voller Schmerz

Tanja und Axel Fischer luden ukrainische Musikerinnen und Musiker um Kateryna Titova zu einem Benefizkonzert ins Potsdamer Palais Lichtenau ein.

Potsdam - Montagabend im Palais Lichtenau. In den Festsaal des klassizistischen Schlosses am Neuen Garten haben Tanja und Axel Fischer zu einem Musikalischen Salon eingeladen. Wie viele Besucher sich einfinden, ist ihnen eine halbe Stunde vor Beginn noch unklar, denn die Veranstaltung wurde erst 24 Stunden zuvor als Idee geboren. „Der aggressive Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf uns alle, auf den Frieden, auf die Menschlichkeit. Darum wollen meine Frau, Freunde und ich mit unseren Möglichkeiten unsere persönliche Antwort auf Putins Krieg geben“, sagt Axel Fischer.

Die beiden Potsdamer Mediziner, die ihr Palais auch sonst für öffentliche Veranstaltungen regelmäßig zur Verfügung stellen, kontaktierten Sonntagabend die ukrainische Pianistin Kateryna Titova, die in Berlin lebt. Sie baten sie um Hilfe für das Benefizkonzert für die Ukraine. Die gut mit anderen Musikerinnen und Musikern in Berlin vernetzte Pianistin wollten sie für diesen Abend in Potsdam gewinnen.

Musikalische Mission gegen Krieg und Unmenschlichkeit 

Titova, die in ihrem Heimatland als Starpianistin gilt, versprach Hilfe, denn „das großartige Anliegen von Tanja und Axel Fischer, meinen Landsleuten uneingeschränkte Solidarität zu zeigen, bewegt mich tief“, sagte sie den PNN. „Ich bin sofort mit Musiker-Freunden, die teilweise an Berliner Hochschulen studieren, doch bereits vielfältige Konzerterfahrungen besitzen, in Verbindung getreten und habe sie um Unterstützung gebeten.“ Die Bereitschaft sei sehr groß gewesen. 

Die ukrainische Pianistin Kateryna Titova mit Gastgeber Axel Fischer.
Die ukrainische Pianistin Kateryna Titova mit Gastgeber Axel Fischer.

© Andreas Klaer

Und so kamen Musikerinnen und Musiker, die in der Ukraine, in Georgien und Israel beheimatet sind, ins Palais Lichtenau, um mit ihrer musikalischen Mission gegen Krieg und Unmenschlichkeit zu protestieren. Tanja und Axel Fischer freuten sich, dass viele Potsdamer und Berliner – darunter auch TV-Journalist Günther Jauch – ihrer spontanen Salon-Einladung folgten, um den Kompositionen zu lauschen sowie ukrainische Kinder und Familien durch Spenden zu unterstützen. Die Veranstalter konnten den Potsdamer Verein Kinderhilfe e.V. ins Boot holen.

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„Eigentlich wollen wir mit unserem Musizieren das Leben feiern“, sagte der ukrainische Violinist Oleh Kurochkin, Stipendiat der renommierten Herbert-von-Karajan-Stiftung der Berliner Philharmoniker. „Doch Trauer und Zorn stehen derzeit mit im Fokus. Ich hoffe aber, dass die Schönheit der Musik und ihre Hoffnungsbotschaft nicht verstummen und bei den meisten Menschen ankommen.“ 

Musiker berichtet von zerstörtem Kinderkrankenhaus

Kurochkin berichtete tief bewegt, dass ein Kinderkrankenhaus in Kiew am Wochenende von der russischen Armee zerstört worden sei. Familienmitglieder informierten ihn in Bild und Wort. Kurochkins Schmerz spürte man in seiner Wiedergabe der sanft-zerbrechlichen „Melodie in a-Moll“ für Violine und Klavier von Myroslaw Skoryk, das zu einer spirituellen Nationalhymne der Ukrainer geworden ist. Begleitet wurde er von Maria Yulin aus Israel am Steinway-Flügel. Der Komponist Skoryk, der 2020 starb, gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Musiklebens in der Ukraine. Auch die aus Lwiw stammende Geigerin Eva Rabchewska brachte mit dem virtuosen Kabinettstück „Azia“ ein Werk von Skoryk zu Gehör.

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Kateryna Titova hat insgesamt sehr talentierte Künstlerinnen und Künstler für das Konzert in Potsdam gewinnen können. Mit technischem Können, musikalischer Sensibilität und Herzblut haben die Violinistin Diana Tishchenko, die Pianisten Mark Taratushkin und Georgij Tchaidse höchst anspruchsvolle Werke europäischer Komponisten zu Gehör gebracht, von Bach, Schubert, Ravel, Rachmaninow.

Titova ließ ihren jungen Kolleginnen und Kollegen an diesem Abend den Vortritt. Mit einer Sonate von Domenico Scarlatti und der Choralbearbeitung „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ von Johann Sebastian Bach, die sie gemeinsam mit Georgij Tchaidse vortrug, konnte sie ihre hervorragenden pianistischen Qualitäten nur ansatzweise vorstellen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer spendeten den eindrucksvollen Darbietungen im Palais Lichtenau lang anhaltenden Beifall und unterstützten mit Spenden die Kinder und Familie in der Ukraine.  

Das nächste Benefizkonzert für die Ukraine findet am 7. März um 20 Uhr im Palais Lichtenau statt

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