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Mit schwebendem Schönklang: Die Kammerakademie musizierte im Nikolaisaal

Weihnachtlichen Klangzauber versprühte die Kammerakademie Potsdam im Nikolaisaal bei seinem traditionellen Konzert am zweiten Festtag. Das Haus war  bis auf den letzten Platz gefüllt.

Potsdam - Besinnliche, fried- und stimmungsvolle Musik stand auf dem Programm am Mittwochabend. Die Wünsche des Publikums haben Vorrang. Diesmal wählte die Kammerakademie Potsdam Musik aus Böhmen, Kompositionen der Vorklassik, Klassik sowie der Spätromantik. Die Menschen unseres Nachbarlandes waren von jeher leidenschaftliche Musikanten, die hervorragende Künstler hervorgebracht haben. Der Konzertabend bestätigt es erneut.

Zum Auftakt spielt die Kammerakademie unter Leitung ihres sympathischen Konzertmeisters Peter Rainer die Sinfonie Nr.2 G-Dur von Franz Benda. Die Bendas waren hoch geschätzte Hofmusiker Friedrichs des Großen beziehungsweise dienten in der herzoglichen Hofkapelle in Gotha. Franz Benda verdiente sein Brot beim preußischen König. Wie im 18. Jahrhundert üblich, waren viele Musiker zugleich Komponisten. In Bezug auf die kompositorische Gestaltung und melodiöse Erfindung ist die zweite Sinfonie ein Meisterwerk, das von den Streichern der Kammerakademie mit viel emphatischer Empfindung zu Gehör gebracht wird. Besonders der dritte Satz, ein Presto, erweist sich als ein spannendes Stück Musik, bei dem ein übermütiger tänzerischer Rhythmus Akzente setzt.

Bendas Zeitgenosse Johann Baptist Georg Neruda war ebenfalls Violinist und Komponist. Er wirkte in Dresden. Sein Trompetenkonzert in Es-Dur, im eleganten Stil der Mannheimer Schule geschrieben, wird von dem Musiker Gábor Boldoczki zum Besten gegeben. Obgleich für das Corno da caccia komponiert, gehört es zur Domäne der Trompeter. Der ungarische Gast spielt das Werk über die gesamte Bandbreite des Instruments mit schlankem, flexiblem Ton.

Boldoczki bringt ein weiteres Instrument mit: das Flügelhorn, das in Bauform und Stimmung mit der Trompete vergleichbar ist, nur größer. Von Johann Nepomuk Hummel wählt er nicht dessen Trompetenkonzert, das zum Standardrepertoire eines Trompetenvirtuosen gehört, sondern Introduktion, Thema und Variationen in f-Moll. Ursprünglich für Oboe und Orchester geschrieben, arrangierte es Boldoczki für das Flügelhorn. Auch das Konzert für Kontrabass und Orchester in D-Dur von Johann Baptist Vanhal hat der Solist für das dunkel klingende Flügelhorn umgeschrieben. Mit einem warmen, einfühlsamen sowie modulationsreichen Ton weiß der Solist aus Ungarn die Werke mit dem Charme der Wiener Klassik zu musizieren. Klar und rhythmisch konturiert setzt der Trompeter auf den Dialog mit der Kammerakademie und ihrem Konzertmeister Peter Rainer.

In die Welt der böhmischen Spätromantik führt das Orchester seine Zuhörer mit zwei Walzern op.54 sowie dem Andante religioso aus dem Notturno op. 40 von Antonin Dvorak. Sind die Walzer von intimem feinsinnigen und beschwingten Charakter, bei denen eine melancholische Verbeugung vor der Kaisermetropole Wien anklingt, so hat das Notturno mit seinem feierlichen und idyllischen Charakter einen fast pastoralen Ton. Die Kammerakademie verhilft den Dvorak-Stücken, bei denen Peter Rainer auch seine Violine als Solist brillant ins Spiel bringt, mit schwebendem Schönklang zu musikalischem Leben.

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