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Meret Becker ist nicht nur als Hauptkommissarin im Tatort unterwegs, sondern war in Potsdam gemeinsam mit Mutter und Tochter auch als "Birds" zu erleben. 

© DPA

Meret Becker in der Schinkelhalle Potsdam: Pechvogel, Schnapsdrossel, Pleitegeier

Die „3 Birds“ überzeugten mit Frauenpower: Meret Becker kam mit Mutter und Tochter in die Schinkelhalle zum Federlesen.

Drei Generationen sitzen auf der Bühne, links Monika Hansen, daneben ihre Tochter Meret Becker, rechts, an der Stirnseite des Tisches, Lulu Hacke, die Tochter Beckers. Hansen ist langjährige Theater- und Filmschauspielerin, genau wie ihre Tochter, die einem großen Publikum vor allem aus dem Berliner Tatort bekannt ist; Eingeweihte kennen sie aber auch als Duettpartnerin Blixa Bargelds, Sänger der Einstürzenden Neubauten. Und Lulu? Sie arbeitet, gerade erst neunzehnjährig, an ihrer Gesangskarriere.

Aber von vorn. Das veranstaltende „Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V.“ lädt im Rahmen des 22. Festivals der Frauen zu „3 Birds“ in die Schinkelhalle. Vögel geben der „Federlesung“ Rahmen und Titel, und Vögel sind es auch, die auf der Bühne sitzen: Denn „Bird“ bezeichnet im Englischen nicht nur den Vogel, sondern auch Frauen und Mädchen. 

Vögel sind weit unterschätzt

Zum Ziel haben es sich diese drei gemacht, die Ehre des Vogels wiederherzustellen, denn Vögel, so beginnt Becker den Abend, sind weit unterschätzt. Pechvogel, Schnapsdrossel, Pleitegeier und Bordsteinschwalbe, das sind die Vögel, die Einzug in die Alltagssprache gefunden haben und die ihre Art in keinem besonders hellen Licht erstrahlen lassen. Anders als zum Beispiel der Graupapagei Alex der US-amerikanischen Kognitionsforscherin Irene M. Pepperberg, dessen Intelligenz und sprachliche Fähigkeiten sich auf dem Niveau eines fünfjährigen Kindes befanden, ehe er 2008 verstarb.

Ein Potpourri aus Anekdoten, Geschichten, Gedichten und Liedern haben die drei Frauen zusammengestellt, in dem Märchen von Oscar Wilde ihren Platz finden neben Gedichten von Joachim Ringelnatz und Heinz Erhardt, Romanauszügen von Lewis Caroll und Songs von Emiliana Torrini und den Beatles. Hansen trägt diese Geschichten mit routinierter Hörbuch-Stimme vor, Becker selbst liest, singt und begleitet ihre Tochter auf der Gitarre, und ihre Tochter: Sie singt. Und das mit einer so melancholisch-traurigen und dennoch starken Stimme, dass, wer sie nur hört und nicht sieht, denken könnte, dass keine Neunzehnjährige, sondern eine Größe wie PJ Harvey auf der Bühne sitzt. An einem Album mit eigenen Songs, sagt sie schüchtern, arbeite sie zurzeit.

Premiere der Becker-Frauen

Zum ersten Mal steht die Familie in dieser Formation auf der Bühne. Monika Hansen sei angefragt worden, ob sie nicht den Abend für das Frauenzentrum gestalten wolle, diese schlug ihrer Tochter das Thema Vögel vor, dann sei es klar gewesen, dass Lulu singt, sagt Meret Becker.

Auf die Frage aus dem Publikum, wie die drei Frauen damit umgehen würden, dass sie meist nur in Verbindung zu ihrem Mann beziehungsweise Vater oder Bruder genannt würden und selten als selbstständige Künstlerinnen, antwortet Meret Becker: „Fragen Sie doch mal meinen Bruder Ben, was der davon halten würde, ständig als Bruder von Meret Becker vorgestellt zu werden. Der würde Ihnen sicher was erzählen!“

Christoph H. Winter

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