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Kultur: Mehr als nur Krach

Der Lindenpark fragt: „What’s Your Metal?“

Für die einen ist es nur Krach, für die anderen eine der facettenreichsten Musikstile: Metal ist belächelt worden, verdammt, gefeiert und für ganze Generationen zum Lebensstil erkoren. Kaum eine andere Musikrichtung bietet ein derart ausgeprägtes, kodiertes und selbstironisches Identifikationspotenzial. Dabei ist das Bild des Jeanswesten und Lederhosen tragenden „Metalheads“ aus den 1980er-Jahren längst überholt: Metal ist längst durch Bands wie AC/DC, Metallica bis hin zu Rammstein und Konsorten gesellschaftsfähig geworden. Und offenbart eine beeindruckende musikalisch-kompositorische Vielfalt.

Für den Lindenpark Grund genug, diese Bandbreite in ein Veranstaltungsformat zu bringen – und zu fragen: „What's Your Metal?“. Diese Frage stellt sich der Club am heutigen Samstagabend zum nunmehr zweiten Mal. Im September des letzten Jahres gab es das erste Event, und vielleicht wäre es auch dabei geblieben – aber das Konzept stieß auf Begeisterung bei anderen Bands. „Eigentlich wollte ich dieses Jahr noch drei Veranstaltungen machen, jetzt sind es sogar fünf geworden“, so Veranstalterin Lea Czullay, die selbst Gitarre in verschiedenen Metalbands spielt.

„Der Fokus liegt auf der lokalen Szene, wobei aber auch immer ein überregionaler Headliner geplant ist.“ Regional bedeutet hier nicht nur Potsdam, betont Lea Czullay, sondern schließt auch Berlin mit ein: Immerhin sei der Lindenpark mit seiner Nähe zur S-Bahn durchaus attraktiv für Berliner Publikum – und genieße ja auch in Berlin einen Ruf als musikalische Pilgerstätte. Und es gibt Rückendeckung vom Lindenpark für das Veranstaltungskonzept, zumal Lea Czullay auch als freie Mitarbeiterin für den Träger arbeitet und im Haus keine Unbekannte ist.

Musikalisch geht es heute natürlich wieder in die Breite: Aus Potsdam gibt es gleich zwei Bands, die stilistisch aber doch sehr unterschiedlich sind. Red Cardinal verpflichten sich ganz der neuen Schule, geboten wird Metalcore, eine Verschmelzung von Metal und Hardcore. Mittlerweile ist die Band im fünften Jahr ihres Bestehens. Für Lea Czullay ein Heimspiel, sie spielt selbst Gitarre in der Band.

Die andere Potsdamer Band ist Madstop – und im Gegensatz zu Red Cardinal der ganz alten Schule verpflichtet: Thrash Metal, eine Reminiszenz an eine Zeit, in der Bands wie Sepultura und Metallica noch wilde Mittzwanziger waren. Thrash hat irgendwie überlebt – und Madstop zeigen mit ihrer energischen Show, dass es gute Gründe dafür gibt.

Die Band Lares aus Berlin spielt Sludge Metal, ein Musikstil, der in den späten 1980er-Jahren rund um New Orleans entstanden sein soll, und gerade deswegen noch die schleppende Zähigkeit des Blues in sich trägt. The Entire Past haben dagegen den weitesten Weg: Sie soll beweisen, dass Gütersloh nicht nur Bertelsmann hat, sondern auch melodischen Metal mit Hardcore-Anleihen. Das kann viel bedeuten, birgt dadurch aber auch Überraschungspotenzial. Und wessen Stil nicht dabei ist, der bekommt ihn zur Metalparty im Anschluss garantiert aus der Konserve serviert. Oliver Dietrich

„What's Your Metal 2“ am heutigen Samstag ab 20 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76. Der Eintritt kostet 6 bis 8 Euro

Oliver Dietrich

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