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Träumer. Der Autor Martin Klein schreibt selbst Kinder- und Jugendbücher, wie etwa den zauberhaften „Der Sternenhase“, die in viele Sprachen übersetzt werden.

© PNN

Lit:potsdam für Kinder und Jugendliche: Der Traum vom vollen Saal

Autor Martin Klein organisiert seit Jahren das Kinder- und Jugendprogramm der Lit:potsdam. Was er sich für die Zukunft wünscht.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Martin Klein träumt groß. Manchmal, so sagt er, spinnt er auch ein bisschen rum, mit Träumen, die überdimensional werden. Dann wünscht er sich etwa Cornelia Funke für das Kinder- und Jugendprogramm der Lit:potsdam, das er seit fünf Jahren organisiert. Die Bestsellerautorin, die Klassiker wie „Tintenherz“ oder „Die Wilden Hühner“ geschaffen hat, wohnt allerdings im amerikanischen Florida, nach Deutschland kommt sie nur noch selten. Doch auch ohne sie braucht sich Kleins Programm nicht zu verstecken: In den vergangenen Jahren holte er große Namen wie Kirsten Boie, Erhard Dietl oder Paul Maar nach Potsdam – die Gäste blieben trotzdem aus.

Denn Kindern sind große Namen meistens ziemlich egal. „Die kennen zwar die Olchis, aber nicht unbedingt Erhard Dietl“, sagt Klein. Das viel größere Problem sei allerdings die Nische, in der Kinder- und Jugendliteratur feststeckt: ganz klar abgegrenzt von der sogenannten Erwachsenenliteratur. Klein spricht aus Erfahrung, der 56-jährige Potsdamer ist selbst Autor. Seine zahlreichen Kinder- und Jugendbücher werden in 20 Ländern verlegt und in 13 Sprachen übersetzt – seinen Namen kennen jedoch vergleichsweise wenige, und seine Lesungen waren nicht immer gut besucht.

Übergang zur erwachsenen Literatur ist fließend

Aus genau diesem Grund findet auch der größte Teil des Kinder- und Jugendprogramms der Lit:potsdam in Schulen statt. Insgesamt 32 Lesungen und Workshops an 17 Schulen hat Klein gemeinsam mit Illustratorin Lena Ellermann in diesem Jahr organisiert. Begonnen haben diese bereits am Montag dieser Woche, offiziell beginnt Lit:potsdam erst eine Woche später, am kommenden Dienstag. „Das ist nur eine Kleinigkeit, aber ich würde mir schon wünschen, dass unser Start ebenfalls als offizieller Start betrachtet und im Marketing kommuniziert wird“, sagt Klein. Doch das ist einer der kleineren Träume.

Viel wichtiger ist ihm die Aufweichung der Grenzen zwischen Kinder- und Jugend- und der Erwachsenenliteratur. Daran arbeitet er jedes Jahr. In diesem Jahr liest etwa Julia Schoch, die im Publikumsprogramm ihr aktuelles Buch „Schöne Seelen und Komplizen“ vorstellt, auch in einer Schule. „Häufig braucht es die starre Unterscheidung gar nicht“, sagt Klein. Besonders zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur seien die Übergänge fließend. Das zu vermitteln, ist jedoch nicht immer einfach. Während er manchen Grundschulen, die gerne bei Lit:potsdam dabei wären, absagen muss, weil die Nachfrage dort so groß ist, ist die Vermittlung von Autoren an Gymnasien oft schwierig. Im letzten Jahr konnte er nicht einmal mit Bestseller-Autor Daniel Kehlmann überzeugen. „Das ist nicht zu verstehen“, sagt Klein dazu nur. Immerhin: Vier Gymnasien sind in diesem Jahr dabei – auch ohne die ganz großen Stars.

Poetry-Slam auf dem Theaterschiff

Ein paar bekannte Autoren hat Klein aber wie jedes Jahr verpflichtet: Neben Julia Schoch ist unter anderem auch Hermann Schulz dabei, der jahrelang den Wuppertaler Peter Hammer Verlag leitete. Ohne ihn wäre etwa der Bilderbuchklassiker „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ – ein Buch, das in 27 verschiedene Sprachen übersetzt wurde – wahrscheinlich nie verlegt worden.

Mit Bas Böttcher konnte Martin Klein außerdem einen der Mitbegründer der deutschen Poetry-Slam-Szene gewinnen – auch für das öffentliche Publikum. Genauso wie Wissenschaftsautorin Maja Nielsen, die am 16. Juni um 17 Uhr ihr Buch „Titanic – Entdeckung auf dem Meeresgrund“ im Pferdestall An der Alten Brauerei vorstellt. Darin klärt sie viele Fragen rund um die Legende des Titanic-Unterganges.

Ganz viel Poesie

Bas Böttcher hingegen, der am 17. Juni um 13 Uhr auf dem Theaterschiff in der Schiffbauergasse zu sehen ist, setzt auf Sprachkunst. Bereits in den 1990er-Jahren dichtete der gebürtige Bremer Texte, die er in einer rhythmischen Sprache auf die Bühne bringt. Dabei kann eine Geschichte über eine Hose und einen Gürtel durchaus ein Liebesgedicht sein, ein Text über Vogelgezwitscher eine Gesellschaftskritik. „Bei ihm klingt Poesie wie Rap ohne Musik“, findet Martin Klein, der Böttcher auch für einen Schul-Workshop gewinnen konnte. „Das ist ziemlich stark.“

Die vergleichsweise junge Literaturform des Poetry-Slams findet Klein gut, besonders wenn der Fokus so sehr auf der Poesie liegt wie bei Böttcher. Genau solche Strömungen können mithelfen, Literaturgrenzen aufzuheben, sagt Klein – und ihn zumindest einem seiner Träume etwas näher zu bringen. 

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Das Programm: https://www.litpotsdam.de/kinder-und-jugendprogramm

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