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Marcel Bückner, Tim Heinze und Richard Oeckel sind "Xenorama". Das Multi-Media-Team verwandelt drei Tage lang Karl Hagemeisters Gemälde in eine Video-Performance. 

© Sebastian Gabsch PNN

Licht-Installation zu Karl Hagemeister im Potsdam Museum: Entstehen und Vergehen

Die Retrospektive zu dem märkischen Impressionisten Karl Hagemeister ist die erfolgreichste Sonderausstellung, die das Potsdam Museum je hatte. Drei Tage lang wird sie jetzt von dem Potsdamer Multi-Media-Team Xenorama in neues Licht getaucht. 

Potsdam - Die späten Arbeiten Karl Hagemeisters sind wie Gebirge, in denen man sich verlaufen will. Der Farbauftrag ist dick und uneben. Bei genauem Hinsehen tun sich regelrechte Krater in der Farbe auf: In den Landschaftsbildern bilden sich eigene Landschaften. Impasto-Malweise heißt das unter Kennern. Der märkische Impressionist brachte sie von seinen Reisen unter anderem nach Frankreich mit, als er 1884 zurück ins Brandenburgische kehrte, nach Werder. Die Stadt, wo er 1848 geboren wurde.

Seit Anfang Februar dieses Jahres kann man die Landschaften Hagemeisters im Potsdam Museum begehen. Schon jetzt ist die Sonderausstellung mit dem kennzeichnenden Titel "...das Licht, das ewig wechselt" die erfolgreichste, die das Museum je hatte. Trotz der Unterbrechung durch den Corona-Lockdown haben sie bereits 16 000 Menschen besucht. Nachdem die Ausstellungsdauer einmal verlängert wurde, ist die Schau nun noch bis zum 6. September zu sehen. 

Xenorama und ihre Performance "Karl Hagemeister - ...das Licht, das ewig wechselt" zur gleichnamigen Retrospektive im Potsdam Museum.
Xenorama und ihre Performance "Karl Hagemeister - ...das Licht, das ewig wechselt" zur gleichnamigen Retrospektive im Potsdam Museum.

© Sebastian Gabsch PNN

Die Hagemeisterschen Farb-Reliefs als Installation mit Video und Klang

Im Endspurt lädt das Potsdam Museum nun ein, die Hagemeisterschen Farb-Reliefs auf andere, neue Weise zu erkunden: in einer Installation, die Video und Klang verbindet. Drei Tage lang, vom 21. bis 23. August, wird der Saal im ersten Stock des Museums zu einer begehbaren Hagemeister-Performance. Das im Potsdamer Rechenzentrum verankerte Multi-Media-Team Xenorama hat sich Hagemeisters Gemälde dafür unter die Lupe genommen und in eine neue Form, ein neues Medium verwandelt.

Aus der spätsommerlichen Hitze kommend, ist schon der Eintritt in den Saal wie ein Eintauchen in das schattige Unterholz, das Hagemeister so oft festgehalten hat. Zu sehen sind vier verschieden große Bildschirme, die im Raum verteilt sind. Wie Gemälde wirken sie erst, erkennbar ist ein Detail des dramatischen Wellengangs auf der Arbeit "Steilküste bei Lohme". Dazu Wellenrauschen, Windgeräusche. Dann scheinen sich die Wellen zu bewegen, aus der Gischt wird weißer Rauch, Nebel. Der Nebel wird zu Schneeresten. Und ohne es zu merken ist man nicht mehr an der Steilküste auf Rügen, sondern im "Wiesenstück" von 1906, dem Gemälde aus dem Bestand des Museums, das zum Aushängeschild für die Schau wurde.

Karl Hagemeisters Gemälde "Die Welle" und "Wellenbrecher" in der dem Werderaner Impressionisten gewidmeten und inzwischen beendeten Retrospektive im Potsdam Museum.
Karl Hagemeisters Gemälde "Die Welle" und "Wellenbrecher" in der dem Werderaner Impressionisten gewidmeten und inzwischen beendeten Retrospektive im Potsdam Museum.

© Sebastian Gabsch PNN

"Die Wolken flogen und das Ganze war ein bewegter Organismus" 

Bilder und Licht, Farben und Töne: alles in der Installation von Xenorama ist in Bewegung. Fließt ineinander, entsteht und vergeht, und entsteht wieder neu. Die fortwährende Veränderung der scheinbar stillstehenden Natur, in der Hagemeister Stunde um Stunde seine Freilichtmalerei schuf, war auch das Thema des Werderander Malers. "So, und nun bewegten sich die Wellen, die Wolken flogen und das Ganze war ein bewegter Organismus", wird Hagemeister nebenan in der Ausstellung zitiert.

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Dem Prinzip des bewegten Organismus folgt auch die Installation von Marcel Bückner, Tim Heinze und Richard Oeckel von Xenorama. Er wolle das Meer "ohne Zutat" zeigen, heißt es von Hagemeister auch, "vielmehr wie es ist, als ein Stück Kosmos." Auch Xenorama versuchen den Kosmos, der sich bei Hagemeister verbergen mag, einzufangen, stellenweise vielleicht etwas zu deutlich. Da zerstiebt Hagemeisters Gegenständlichkeit in Millionen auseinanderfliegende Elemente, die Landschaft wird zu Pixeln, die wie Sterne leuchten. 

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Dazu ein Musikteppich, der mal an Erik Satie erinnert, dann wieder an die entspannten, schulterzuckenden Beats einer Clubatmosphäre. Darin kann man die Abstraktion des Expressionismus sehen, die im Spätwerk Hagemeisters schon angelegt ist. Oder aber auch die aus heutiger Sicht so verdauliche Seite des Impressionismus, dem der Maler ebenso zugeordnet wird. So oder so: den Gang durch die originalen Gebirge Hagemeisters in den Räumen nebenan sollte man nicht versäumen.

Das Potsdam Museum ist vom 21. bis 23.8. von 12 bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt in die Sonderausstellung sowie die gleichzeitig installierte Performance-Schau beträgt 8 Euro.

Lena Schneider

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