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Die Tänzerin Laura Heinecke.

© Andreas Klaer

Kultur in Potsdam: Tanz im Livestream

Die fabrik streamte Ausschnitte aus Laura Heineckes neuester Produktion „Fall into place“ und ein Werkstattgespräch dazu.

Potsdam - Das Berliner Tanzfestival „Tanz im August“ hat es im Sommer vorgemacht und die fabrik Potsdam ist am Samstagabend nachgezogen. Sie lud ein zum ersten Livestream einer Produktion, nämlich von Laura Heineckes neuestem Tanzstück „Fall into place oder was wa(h)r ist“, das an diesem Wochenende analog in Potsdam Premiere feiern sollte.

Doch anstatt ins Theater zu gehen, versammelten sich mehr als 60 Zuschauer vor ihren Computerbildschirmen und sahen einen etwa 25-minütigen Ausschnitt dieser ungewöhnlichen Produktion, die von Anfang an auf eine starke Verbindung von gesprochenen Texten und Tanz setzte. Im Dunkel redete eine Frau assoziativ-fragmentarisch über rote, blaue und grüne Linien, ihren Kopf, Blutgefäße, elektrische Leitungen, Schnapspralinen und ihr Verdauungssystem. 

Drei Tänzerinnen auf einer schiefen Ebene 

Überlappend sah man, wie die drei Tänzerinnen – Aura Autikainen, Sarantoula Sarantaki, Laura Heinecke – rücklings nebeneinander, versetzt auf einer schiefen Ebene in Zeitlupe langsam nach unten auf den Boden rutschen. Später werden sie immer wieder in ihren Bewegungsposen einfrieren und Schattenbilder davon in einzelnen (Video-)Rahmen auftauchen. Hier wie dort, Ausschnitte, Fragmente, Schattenbilder. Alles ist flüchtig, nichts fest. Es ist – zumindest bis dahin – keine Chronologie zu erkennen. Ausgangspunkt, sagt Laura Heinecke später, sei für sie gewesen, dass es eine Wahrheit gibt, auf die wir aus verschiedenen Perspektiven blicken. Inzwischen sei das anders.

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Laura Heinecke, die „Fall into place“ auch choreografierte, erklärte im anschließenden Werkstattgespräch auch, dass sie sich schon lange für die Beziehung zwischen Tanz und Sprache interessiert und „mit Sprache die Grenzen des Tanzes überwinden will.“ Sie hat für „Fall into place“ Magdalena Weber, 25, und die 27-jährige Emma Charlott Ulrich eingeladen, mit ihr gemeinsam zu arbeiten. Beide Frauen haben Theatererfahrung, aber noch nie für eine Tanzproduktion gearbeitet. 

Im gemeinsamen Arbeitsprozess entstanden drei Charaktere, die ein Tagebuch erstellt haben, der Schreibprozess wurde in Bewegung übersetzt und beide Ausdrucksformen beeinflussten sich sukzessive gegenseitig. Auch der Sound von Nicholas Schulze reagiert darauf und Heinecke begreift es als neue Herausforderung, mit ihrem Tanz sowohl auf die Texte als auch auf den Sound zu reagieren. Dieser erste kurze Ausschnitt mit dem philosophisch-assoziativen Ansatz machte jedenfalls Lust auf mehr. 

Die Premiere soll im Frühjahr 2021 stattfinden 

Geplant ist, die Premiere von „Fall into place“ Ende April/Anfang Mai 2021 in der Potsdamer fabrik nachzuholen. Sollte die Pandemie dies verhindern, wird die gesamte Aufführung als Stream zu sehen sein. Und obwohl alle Beteiligten lieber direkt vor Publikum tanzen, sagten sie, dass sie spürten, dass hinter der Kamera Menschen sitzen, die ihnen konzentriert folgen. Was man auch im Live-Chat nachverfolgen konnte. Und jetzt, so Heinecke, können auch Freunde, die in Kanada wohnen, live dabei sein. 

Astrid Priebs-Tröger

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