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Kristen Stewart als Lady Di. Der Gewölbekeller von Schloss Marquardt wurde zur Bedienstetenküche umgebaut.

© Pablo Larraín, DCM

Kino-Start von „Spencer“: Lady Di in Marquardt

Der Diana-Film läuft nun auch in den deutschen Kinos. Das Team mit Hollywoodstar Kristen Stewart drehte auch in Potsdam - Schloss Marquardt als "perfektes Puzzlestück".

Potsdam - Kino lebt von der Kunst der Verwandlung – nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler schlüpfen in Rollen, das ganze Team vom Kulissenbauer bis zur Schnittmeisterin betreibt einen immensen Aufwand, um auf der Leinwand die Illusion perfekt zu machen. Und so ist es möglich, dass ein Film, der vom letzten Weihnachtsfest Diana Spencers alias Lady Di im Kreise der britischen Königsfamilie vor ihrer Trennung von Kronprinz Charles erzählt, praktisch komplett in Deutschland entstehen kann. 

An diesem Donnerstag (13. Januar) startet „Spencer“ in den Kinos – und wenn dort die weitläufige englische Landschaft, der royale Landsitz Sandringham House oder Dianas verlassenes Kindheitshaus zu sehen sind, ist dem Team um Regisseur Pablo Larraín („Jackie: Die First Lady“) die Verwandlung von Brandenburg und Potsdam geglückt.

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Gedreht wurde „Spencer“ mit Hollywoodstar Kristen Stewart in der Hauptrolle Anfang 2021, während des strengen Corona-Lockdowns, unter anderem im Schloss Marquardt. Den Location Scouts war das Gebäude wegen der eindrucksvollen Treppe im Hauptraum und der Holzvertäfelung sofort aufgefallen, sagte Produzent Jonas Dornbach von der Berliner Firma Komplizenfilm („Toni Erdmann“), den PNN. „Bei der ersten Location Tour verliebte sich der Regisseur Pablo Larraín gleich in die Räume.“

Während der Dreharbeiten in Marquardt im Februar 2021 lag Schnee.
Während der Dreharbeiten in Marquardt im Februar 2021 lag Schnee.

© Sebastian Gabsch

Schloss Marquardt übernimmt mehrere Rollen

Das Anwesen im Potsdamer Norden habe sich als „perfektes Puzzlestück in der Zusammensetzung von Sandringham aus verschiedenen deutschen Schlössern“ erwiesen, sagt er. Die Außenaufnahmen von Sandringham entstanden am Schloss Nordkirchen im Münsterland. Dass der Film überhaupt in Deutschland gedreht wurde, lag daran, dass in England die Finanzierung nicht zu stemmen war, sagt der Produzent.

Schloss Marquardt übernimmt in „Spencer“ gleich mehrere Rollen: „Wir haben in den Kellergewölben Teile der Schlossküche gedreht“, erzählt Jonas Dornbach. Außerdem verwandelte das Filmteam das Potsdamer Schlösschen in Dianas verlassenes Kindheitshaus „Park House“ unweit von Sandringham. „Die Szene, in der Kristen Stewart als Diana in ihr altes Zuhause einsteigt, haben wir am 12. Februar 2021 bei fast Minus 18 Grad gedreht“, erinnert sich der Produzent.

Hier zu sehen ist der Dreh der Szene, in der Kristen Stewart alias Lady Di ihr verlassenes Kindheitshaus betritt. 
Hier zu sehen ist der Dreh der Szene, in der Kristen Stewart alias Lady Di ihr verlassenes Kindheitshaus betritt. 

© Jonas Dornbach/Komplizenfilm

Für die Marquardter Schlossmannschaft gehören solche Dreharbeiten fast schon zum Alltag. „Für uns ist das mittlerweile unspektakulär“, sagt Mario Steder. Der 51-Jährige ist seit mehr als zwölf Jahren als Restaurator im Schloss tätig und nun auch Schlossmanager. Die Reihe der Film- und Fernsehproduktionen, die während seiner Zeit im Schloss waren, ist lang: Von Steven Spielbergs Spionagefilm „Bridge of Spies“ mit Tom Hanks über die französische Neuverfilmung von „Die Schöne und das Biest“ mit Léa Seydoux, den Kinderfilm „Hanni und Nanni“ und den ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, Unsere Väter“ bis hin zu Aufnahmen für die ZDF-Doku-Reihe „Terra X“.

Drei bis vier Großproduktionen im Jahr sind es etwa, schätzt Mario Steder. Hinzu kommen Fotoshootings, Musikvideos oder Werbeproduktionen. Das Geschäft mit Veranstaltungen liegt dagegen coronabedingt flach. „Ich pass auf, dass nichts kaputt gemacht wird – und wenn, muss ich es restaurieren“, sagt Mario Steder.

Mario Steder ist seit mehr als zwölf Jahren Restaurator im Schloss.
Mario Steder ist seit mehr als zwölf Jahren Restaurator im Schloss.

© Ottmar Winter

Bei „Spencer“ war das nicht der Fall. Die Wandlungsfähigkeit des 1879/80 errichteten und 1912/13 umgestalteten Gebäudes überrascht Steder aber immer wieder. Diesmal entstand im leeren Gewölbekeller eine Gesindeküche: „Ich habe den Keller nicht wiedererkannt – der sah aus, als ob er jeden Tag in Benutzung wäre.“

Für die Außenaufnahmen am „Park House“ mussten die Kulissenbauer dagegen nicht viel verändern: „Da war es ein Vorteil, dass der Putz sowieso etwas bröckelig ist.“ Trotzdem hätten die Filmleute Keller und Dachgeschoss und einen Schuttcontainer in der Nachbarschaft abgesucht – nach alten Brettern für eine Verbretterung vor den Türen. „Es sollte glaubhaft alt aussehen“, sagt Steder.

Diana (Kristen Stewart) in ihrem Kindheitshaus.
Diana (Kristen Stewart) in ihrem Kindheitshaus.

© Pablo Lorrain

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Auch Til Schweiger drehte zuletzt im Schloss

Ob das bei „Spencer“ gelungen ist, will er sich irgendwann ansehen – so wie die meisten Marquardt-Produktionen. Allein schon um zu schauen, wie das Gebäude wirkt und was im Schnitt daraus geworden ist. Bei „Die Schöne und das Biest“ zum Beispiel war in tagelanger Arbeit eine sechs Meter hohe Mauer im Park errichtet, mit Efeu begrünt und ein Garten mit Palmen angelegt worden – „für eine Sequenz von wenigen Sekunden“.

Immer wieder wird Schloss Marquardt für Dreharbeiten genutzt.
Immer wieder wird Schloss Marquardt für Dreharbeiten genutzt.

© Ottmar Winter

Neben „Spencer“ war während der Corona-Zeit unter anderem Til Schweiger mit „Kurt“ im Schloss, außerdem wurde für die Sky-Thrillerserie „Then You Run“ gedreht, die nächstes Jahr ausgestrahlt werden soll. Jan Delay und Kate Frankie drehten Musikvideos. „Das Interessante an dem Gebäude ist, dass es so vielfältig ist, jeder Raum eine andere Stilrichtung“, sagt Mario Steder: „Es passt nicht ein Raum zum anderen – aber am Ende passt doch alles zusammen.“ Perfekt fürs Kino.

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