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Veronika wird hier von drei Darstellerinnen gleichzeitig gespielt. 

© Thomas M. Jauk/Stage Picture

Jugendclub des Hans Otto Theater: "Veronika beschließt zu sterben" mit besonderem Clou

Der Jugendclub des Hans Otto Theaters inszenierte in der Reithallen Box Paulo Coelhos „Veronika beschließt zu sterben“ mit einem besonderen Dreh.

Von Sarah Kugler

Potsdam - „Denken Sie an morgen?“ Mit dieser Frage beginnt der Jugendclub des Hans Otto Theaters (HOT) seine Inszenierung von „Veronika beschließt zu sterben“ am Freitagabend in der Reithalle. Gemeint ist damit nicht, an einen anstehenden Termin, den morgigen Einkauf oder ähnliches zu denken. Sondern die Frage nach Träumen, nach der Motivation für das Leben.

Darum geht es schließlich in Paulo Coelhos Roman von 1998, der mit Veronika von einer Protagonistin erzählt, die ihren Lebenswillen verloren hat. Dabei fehlt ihr eigentlich nichts: Die 24-Jährige hat Talent fürs Klavierspielen, arbeitet als Bibliothekarin, hat scheinbar ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Trotzdem beschließt sie, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Der Suizidversuch geht schief, sie wacht in der Psychiatrie „Vilette“ wieder auf. Dort lügt ihr der leitende Arzt (Bastian Welte) vor, dass die Tabletten ihr Herz beschädigt haben und sie binnen weniger Tage sterben wird. In der verbleibenden Zeit, entdeckt die junge Frau, dass das Leben doch ganz schön sein kann. 

Veronika lernt sich selbst neu kennen

Der Jugendclub HOT, der seit dieser Spielzeit Teil der Potsdamer Bürgerbühne ist, hat sich einen besonderen Clou einfallen lassen, um Veronikas Zerrissenheit, ihre inneren Diskussionen mit sich selbst darzustellen: gleich drei Schauspielerinnen (Jasmina El Far, Lisa Schulz-Coppi, Katharina Wille) verkörpern die Protagonistin. Immer sind sie zusammen auf der Bühne, jede arbeitet eine andere Facette der Figur heraus. Diese zu entdecken, zu beobachten ist spannend. Besonders weil Veronika so den Blick auf sich selbst richten, sich von außen betrachten kann. „Ich habe nicht gewusst, dass es andere Veronikas in mir gibt, die ich lieben könnte“, sagt sie an einer Stelle. Traurig klingt sie dabei, verzweifelt, fast ein bisschen wütend. Wütend, weil sie erst all die vermeintlich Verrückten in der Psychiatrie kennenlernen muss, um das zu erkennen. 

Arzt Igor (Bastian Welte) und Krankenschwester Ella (Fe Freundner) mit den Psychiatrieinsassen. 
Arzt Igor (Bastian Welte) und Krankenschwester Ella (Fe Freundner) mit den Psychiatrieinsassen. 

© Thomas M. Jauk/Stage Picture

Leider bleibt die Interaktion mit den Insassen in der Jugendclubinszenierung etwas verwaschen. Die Szenen, in denen Veronika zunächst von den anderen abgelehnt wird, sind noch beeindruckend hart und kraftvoll. Die später folgende Annäherung, die gegenseitige Inspiration zu neuem Lebenswillen, geht jedoch leider in Hektik unter. Schön sind die Momente, in denen Veronikas Klavierspiel den stillen Eduard (Jakob Russell) zum Tanzen bringt. Die zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden bleibt jedoch zu unausgearbeitet, ihre gemeinsame Flucht am Ende macht eher ratlos. 

Trotzdem gelingt es, die anfänglich gestellte Frage bis zum Schluss über der Inszenierung schweben zu lassen. Angenehm ist auch, dass der Jugendclub keine Antwort darauf vorgibt – die kann jeder Zuschauer für sich finden. 

>>Alle weiteren Vorstellungen am 25. und 26. Mai sind bereits ausverkauft

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