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Jinjer im Lindenpark.

© Henri Kramer

Jinjer-Konzert in Potsdam: Wie eine Wiedergeburt für Metal-Fans

Die ukrainischen Metal-Durchstarter von Jinjer spielten ein fantastisches Konzert im Potsdamer Lindenpark: brachial und progressiv zugleich.

Potsdam - Sie brüllte wie ein Berserker, sang glockenhell, feuerte die Fans an, ließ ihre langen Haare im Propellertempo kreisen: Tatiana Shmailyuk und ihre ukrainische Band Jinjer fackelten am Freitagabend einen derben Metal-Abend der Extraklasse im Babelsberger Lindenpark ab, nachdem bereits im Vorprogramm besonders Space Of Variations (ebenfalls Ukrainer) und auch Hypno5e aus Frankreich überzeugt hatten. Die Umstände waren dabei besonders. Denn wenn jemand vor ein paar Jahren vorausgesagt hätte, dass ein solches Metal-Konzert mit Maskenpflicht und Bierverbot vor der Bühne funktionieren kann - das hätte wohl niemand geglaubt. Doch nach mehr als anderthalb Jahren kulturellem Lockdown ist auch die Rockerszene ausgehungert. Und so funktionierte das Jinjer-Konzert trotz der Einschränkungen, was aber auch an dem großartigen und extrem spielfreudigen Quartett lag.

Jinjer im Lindenpark.
Jinjer im Lindenpark.

© I. Kramer

Denn welche brachiale Wucht die drei Kollegen von Frontfrau Shmailyuk zu entfesseln vermögen, das machte nahezu sprachlos - der Sound sensationell klar, die Tontechniker im Lindenpark verstehen ihr Handwerk trotz des langen Lockdowns. So trafen zertrümmernde Prügel-Parts mit extrem tiefgestimmten Bass- und Gitarrenattacken und infernalischem Getrommel immer wieder auf progressive Jazz-, Reggae- und Hip-Hop-Elemente, wechselte die Band ständig die Geschwindigkeit, rasteten die Fans auch mit Maske vor dem Gesicht aus - Jinjer bietet einen musikalischen Abwechslungsreichtum, der seinesgleichen sucht und den ein Stroboskop-Laserlicht-Gewitter auch optisch unterstrich.

Jinjer im Lindenpark.
Jinjer im Lindenpark.

© I. Kramer

Die 34 Jahre alte Sängerin besticht mit einer facettenreichen Stimme live genauso wie auf den mittlerweile vier Scheiben der Metalcore-Durchstarter, deren aktuelles Album "Wallflower" zuletzt auf Platz sieben der deutschen Charts geklettert war. Kein Wunder, dass diese außergewöhnliche Band für das kommende Jahr für viele größere Festivals der Metalszene bereits gebucht ist, und zwar nicht nur im Vorprogramm.

Auch insofern war das Konzert im Lindenpark-Saal, der zwar ausverkauft, aber wegen bestehender 3G-Corona-Auflagen nur halb gefüllt war, etwas Besonderes: In so einem kleinen Rahmen wird man Jinjer künftig wohl kaum sehen. Und nach diesem Abend lässt sich noch etwas konstatieren: Ein Konzert, bei dem Bier nur draußen in den Pausen verkauft wird, ist zwar ungewöhnlich, aber durchaus hilfreich für den Zustand der Zuschauer am nächsten Morgen. Fazit: Ein Gig, der sich für viele Fans nach monatelanger Konzertabstinenz wie eine Wiedergeburt angefühlt haben dürfte.

Jinjer im Lindenpark.
Jinjer im Lindenpark.

© Henri Kramer

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