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Filmgespräch: Ilker Çatak im Thalia-Kino

Ilker Çataks neuer Film „Es gilt das gesprochene Wort“ definiert sich über das Geheimnis. Bei einem Filmgespräch im Thalia-Kino waren Regisseur und Hauptdarstellerin zu Gast. 

Von Birte Förster

Potsdam - Gute Geschichten werden oft erst durch das Verborgene, das Ungesagte reizvoll, indem sie viele Rückschlüsse und Erklärungen zulassen. Ähnlich verhält es sich auch bei Ilker Çataks neuem Film „Es gilt das gesprochene Wort“. „Kino definiert sich ganz stark über ein Geheimnis“, sagte der Regisseur am Sonntag beim Filmgespräch im Babelsberger Thalia-Kino.

So viel ist bekannt: Marion (Anne Ratte-Polle) ist im mittleren Alter, arbeitet als Pilotin und ist frei von finanziellen Sorgen. Sie ist tough und scheint alles im Griff zu haben. Als sie nach einer Krebsdiagnose in den Urlaub in die Türkei fliegt, trifft sie auf Baran (Ogulcan Arman Uslu), der in ärmlichen Verhältnissen lebt und in einer Hotelanlage im Küstenort Marmaris als Gigolo arbeitet, um westliche Touristinnen für Geld zu verführen. Die strenge, kontrollierte Marion weist seine Avancen harsch zurück. Und doch überzeugt er sie schließlich – aus der Not heraus – ihn mit nach Deutschland zu nehmen und zu heiraten.

Bis zu diesem Punkt in dem Film meint man, die Figuren zu kennen, die Reaktionen zu erahnen. Und dann der überraschende Wendepunkt, als Marion in Barans Bitte einwilligt und somit eine Scheinehe eingeht. Die Frage nach dem Warum schwebt den ganzen Film über im Raum. „Wer den Film sieht, kann viele Gründe daraus beziehen“, erklärt Çatak. Das zu leisten, dabei vertraue er dem Zuschauer, sagt der 35-Jährige, der mit dem Werk nach „Es war einmal ein Indianerland“ seinen zweiten Langspielfilm vorgelegt hat. Nur so viel verrät er: Ihr Schritt sei nicht nur altruistisch motiviert.

Mit seinen Figuren hat Çatak sich für zwei Charaktere entschieden, die unterschiedlicher kaum sein könnten. „Damit ist das Spannungsfeld größer“, erklärt der Hamburger Regisseur. Und sorge für die Dynamik in der Geschichte. In dieser Konstellation stelle sich auch die Frage, wie die beiden es schaffen, „irgendwann auf Augenhöhe zu kommen“. Tatsächlich durchlaufen die beiden im Laufe des Films einen Wandel. Während Baran in der Türkei als Gigolo stärker den Ton angibt, ändert sich das nach der Ankunft in Hamburg. „Die Dynamik kehrt sich komplett um, als sie nach Deutschland kommen“, sagt Çatak. Dort besorgt Marion ihm Wohnung und Job und stellt klare Regeln auf. Von einer Romanze kann nicht die Rede sein. Und doch wird Marion im Laufe der Zeit weicher, verliert etwas an Strenge. Beide erfahren immer mehr Persönliches voneinander und kommen sich näher. Bis alles schließlich komplett durcheinander gerät.

Dass das Spiel der beiden Darsteller so authentisch wirkt, hängt wohl auch mit ihren unterschiedlichen Hintergründen im wahren Leben zusammen. Für den Dreh des Films habe Uslu, der sonst vor allem Theater spielt, zum ersten Mal die Türkei verlassen, erzählt Çatak. Er spreche weder Deutsch noch Englisch. Die Entscheidung für den Schauspieler sei „eine bewusste Wahl“ gewesen. Vor dem Dreh habe sich Uslu die Texte einsprechen lassen und auswendig gelernt, berichtet Çatak. Am Set stand ihm dann ein Dolmetscher zur Verfügung.

So habe die Zusammenarbeit gut funktioniert, erzählt Ratte-Polle beim Filmgespräch. Dennoch: Ihr erstes Zusammentreffen war noch eine Herausforderung. „Beim Casting habe ich mit Händen und Füßen gespielt“, sagt sie. Ähnlich also, wie die ersten Zusammentreffen der beiden Figuren im Film.

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Der Film "Es gilt das gesprochene Wort" ist ab sofort im Thalia Kino zu sehen.  

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