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"Grandeur Nature" von Oscar Loeser und Martine Pisani hatte im Rahmen des Festivals "Kunst und Klima" Deutschlandpremiere.

© Oscar Loeser

Eröffnung des Festivals Kunst und Klima: Übrig bleibt ein Haufen Plastik

Das Festival Kunst und Klima holt Wissenschaftler, Aktivisten, Künstler und Interessierte zum Nachdenken über die Klimakrise in die fabrik Potsdam. Den Auftakt machte eine Mini-Performance der französischen Choreografin Martine Pisani.

Potsdam - Die fröstelnde Zuschauerschaft plaudert noch, rückt die Stühle zurecht, versucht sich im Halbdunkel auf der Wiese zwischen fabrik und Hans Otto Theater zurechtzufinden. Währenddessen beginnt ein Mann im Blaumann, Gerätschaften auf den Rasen zu zerren. Scheinwerfer, Kabel, dann mehrere große Holzplanken und Plastikplanen. Emsige, geduckte Geschäftigkeit. Als dann ein Arbeitslicht angeschaltet wird, scheinen der Mann und sein Helfer fast zu erschrecken.

Was wie ein ungelenker Aufbau wirkt, die Wartephase vor einer Performance, ist längst Teil davon. Und "grandeur nature" von Martine Pisani berührt, wenn man so will, auch das Thema des Festivals, das hiermit eingeführt wird: Während alle auf das Ereignis warten, ist es schon da. Während wir noch von der Klima-Krise reden wie von einem Event, das uns eines bitteren Tages einholen wird, ist sie längst unter uns. 

Nicht zeigefingernd, sondern verspielt

Dass die Eröffnungsperformance des erstmals stattfindenden Festivals Kunst und Klima nicht zeigefingernd, sondern verspielt und wie nebenbei daherkommt, gehört zum Konzept. Sabine Chwalisz, Leiterin der fabrik und Initiatorin des Festivals, hatte erklärt, hier solle nach einem produktiven Zugang zum Klimawandel gesucht werden. Im Vordergrund steht der Austausch zwischen Künstlern, Wissenschaftlern, Aktivsten und jenen, die es vielleicht werden wollen.

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Wie wichtig ein solcher interdisziplinärer Austausch ist, machte auch die Architektin Paola Alfaro d'Alencon in ihrem Eröffnungsvortrag deutlich. Sie umriss, wie eng die Begriffe Gemeinwohl, Klima und Resilienz zueinander gehören. Klimafreundlichkeit sei in erster Linie auf lokaler Ebene umzusetzen. Dauerhaft Krisen widerstehen könne nur, wer im Sinne eines Gemeinwohls handele - global und lokal. Als Bespiel hierfür führte sie eindrücklich die Hitzewelle an, die 1995 über Chicago einbrach: Gut kamen nicht nur wie zu erwarten die betuchteren Viertel der Stadt durch die Krise. Sondern eben auch jene mit einer funktionierenden sozialen Infrastruktur, mit gut frequentierten Orten der Begegnung, des Austauschs.

Wie der Mensch Natur sieht, oft ohne sie zu sehen

Einen solchen Ort will die fabrik im Rahmen des Festivals vier Tage lang schaffen. Der Performer Theo Kojiman führte zum Auftakt in "grandeur nature" auf chaplineske Weise vor, mit welch absurdem Aufwand wir Menschen versuchen, uns der Natur anzunehmen - oft ohne sie wirklich zu sehen. Kojiman spannt eine Plane auf seine Holzplanken, darauf Bilder: von der Natur - und von sich selbst beim Aufspannen einer Plane. Er baut wieder ab. Übrig bleibt: ein großer Haufen Plastik.

Kunst und Klima, bis 13.9. rund um die fabrik. "grandeur nature" ist nochmals am 11. und 12.9. zu sehen. Das vollständige Programm finden Sie hier.

Lena Schneider

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