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Musik verbindet.

© Andreas Klaer

"Bigcloud Jamclub“ in Potsdam: So klingt Gastfreundschaft

Mit seinem „Bigcloud Jamclub“ will der Potsdamer Kai Mader Musikern eine Bühne geben und sie miteinander vernetzen.

Potsdam - Egal aus welchem Land man kommt, in welcher Kultur man aufgewachsen ist, ob man Deutsch, Französisch, Arabisch oder Russisch spricht: Musik ist eine Sprache, die jeder versteht. Das ist der Grundgedanke des „Bigcloud Jamclubs“, der seit Anfang September wöchentlich auf dem Gelände des alternativen Kulturzentrums Freiland stattfindet. Jeden Dienstag ab 17 Uhr steht der Club Mitte Musikern aller Herkunft offen, um miteinander zu spielen, zu jammen und zu improvisieren – ohne Probe, ohne sich vorher getroffen zu haben.

„Man muss sich aufeinander einlassen, wie in einem Gespräch“, sagt Initiator Kai Mader. „Es ist eigentlich ein Projekt zur Förderung von Gastfreundlichkeit.“ Der Gründer des Potsdamer Lalonova-Labels will mit seinem neuen Projekt vor allem Musikern aus anderen Kulturkreisen eine Bühne bieten und Musikern generell die Möglichkeit geben, sich untereinander zu vernetzen: „Ich möchte einen musikalischen Begegnungsraum für Menschen schaffen, die aus verschiedenen Ländern hierher nach Potsdam gekommen sind. Zum Beispiel Geflüchtete, aber auch Menschen, die schon länger hier leben“, sagt Mader.

Jam Session im "Club Mitte" auf dem Freilandgelände Potsdam. 
Jam Session im "Club Mitte" auf dem Freilandgelände Potsdam. 

© Andreas Klaer

Mader, der selbst Saxophon spielt, interessierte sich schon lange für das, was man im weitesten Sinne Weltmusik nennen kann, also für traditionelle Klänge europäischer und außereuropäischer Kulturen. Die Idee zum „Bigcloud Jamclub“ sei ihm durch zwei Erlebnisse gekommen: Als 2018 eine interkulturelle Tafel auf dem Freiland stattfand, bei dem viele Potsdamer Geflüchtete Gerichte aus ihrer Heimat gekocht hatten, kam Mader mit einigen Syrern ins Gespräch. Die Kontakte blieben, mit einem von ihnen machte Mader später auch Musik. Ihn faszinierte die Wirkung der interkulturellen Tafel, bei der verschiedene Menschen zusammenkamen, die sich vorher nie begegnet wären: „Essen kann wie Musik ein sehr verbindendes Element sein“, so Mader.

Für das andere Erlebnis sorgte Maders Bruder, der in seiner Berliner Wohnung Musiker aus China, Rumänien und Syrien zu einer Jamsession eigeladen hatte: „Der Raum war voll, und die Verbindungen zwischen den Teilnehmern blieben danach bestehen. Einige machen jetzt zusammen Musik“, sagt Mader. So etwas wollte er auch in Potsdam etablieren: „Es gibt in der Stadt so viele Musiker, die noch nicht miteinander verknüpft sind. Es müsste eine regelmäßige Einrichtung geben, um dieses gemeinsame Erlebnis herzustellen“, sagt Mader.

Gemeinsam musizieren.
Gemeinsam musizieren.

© Andreas Klaer

Vergangene Woche fand also der erste Jamclub auf dem Freiland statt: Sieben Musiker und rund 25 Besucher erlebten vielfältige Improvisationen zwischen Funk und Jazz, das alles in gemütlicher Atmosphäre bei türkischem Tee. Für eine Auftaktveranstaltung definitiv ein Erfolg, so Mader, auch wenn er hofft, dass zu den nächsten Jamsessions noch mehr Musiker mit Migrationshintergrund kommen: „Ich hoffe, dass es demnächst noch mehr akustische, traditionelle Klänge zu hören gibt“, sagt er. Feste Vorgaben wolle er aber nicht machen: „Es entwickelt sich so, wie es sich entwickelt.“

Über das gesamte Stadtgebiet verstreute Musiker aus fremdsprachigen Communities anzusprechen, sei nicht ganz einfach, das weiß auch Mader, der gut in der Potsdamer Musikszene vernetzt ist. Er telefoniere viel, knüpfe Kontakte und versuche, über einzelne Akteure der verschiedenen Communities Werbung für sein Projekt zu machen. „Das Format muss sich auch erst einmal etablieren, es muss weitergetragen werden und Vertrauen muss hergestellt werden“, sagt Mader.

Jam Session.
Jam Session.

© Andreas Klaer

Zunächst wird der „Bigcloud Jamclub“ vier Monate lang immer dienstags stattfinden, außer in den Herbstferien. Die Stadt Potsdam hat das Projekt mit 5000 Euro für insgesamt 14 Veranstaltungen gefördert. Der Eintritt ist immer frei. Möglich wird das unter anderem dadurch, dass der Club Mitte seine Räume kostenlos zur Verfügung stellt. Mader freut es, dass das Kulturzentrum Freiland diese Möglichkeiten bietet, und künftig noch mehr Musikern eine Heimat geben will: Aktuell ist hier der Ausbau von sechs neuen Proberäumen geplant.

Bedarf ist jedenfalls da: Laut Stadtverwaltung fehlen in Potsdam 40 bis 50 Proberäume. Nicht nur für die Bands, die schon da sind, sondern auch für jene, die sich vielleicht noch bilden. Denn wer weiß: Vielleicht entstehen durch den „Bigcloud Jamclub“ ja auch ein paar neue Bands. 

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