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In einem Schaufenster von Dolce&Gabbana hat Caroline Weihrauch opulent verzierte Schuhe gefunden – und sie in einer kleinen Serie festgehalten. 

© Andreas Klaer

Ausstellung von Caroline Weihrauch: Quietschender Barock

Knallige Schuhe, überladene Stillleben, kräftige Potsdamschlösser: Die in Potsdam lebende Malerin Caroline Weihrauch stellt opulente Bilder im KüchenRaum aus.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Der Blick geht zuerst zu den Schuhen. Diesen roten, mit bunten Glitzerblumen verzierten Schuhen, die aus einem barocken Gemälde oder von irgendeinem roten Teppich stammen könnten. Aber da hängen sie nun. In Öl auf eine 30 mal 40 Zentimeter große Leinwand gemalt – und ziehen einen zu sich hin. Auch wenn man kein Faible für Schuhe hat, keinen Sinn für Mode, an ihnen kommt man nicht vorbei. Dabei sind sie gar nicht das pompöseste Objekt, das Caroline Weihrauch derzeit im KüchenRaum in der Hans-Thoma-Straße unter dem Titel „Love the ones you’re with“ ausstellt. Noch bis zum 20. Januar sind ihre Arbeiten dort zu sehen.

Seit 2013 lebt die 1961 in Hamburg geborene Malerin in Potsdam. Vorher lebte sie lange Zeit in Berlin, studierte dort Kunst, hat in Charlottenburg noch immer ihr Atelier. Die Schlösser und Gärten haben sie hierhergezogen, sie malt die Innenräume genauso wie die Außenanlagen, mit kräftigen Farben in wechselnden Jahreszeiten. Zwei großformatige Darstellungen vom Schloss Charlottenhof sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen – sie wirken brav im Vergleich zu den anderen Arbeiten. Bevor sie 1998 ihre Zwillinge bekommen hat, habe sie viel abstrakter gemalt, erzählt Weihrauch. Leichter auch, mit Wasserfarben, jugendstilartig. „Aber mit Kindern wird die Welt gegenständlicher, plastischer“, sagt sie. „Und ja, manchmal schlittere ich gerne nur knapp am Kitsch vorbei.“

Caroline Weihrauch.
Caroline Weihrauch.

© Beate Wätzel/promo

Zwischen Kitsch und Schönheit

So wie bei dem Bild „Good Luck“, ein grellbuntes Stillleben mit üppigem Obst, Blumen, Kerzen und Luftballons. Moderner, quietschender Barock – großartig. Ihre Schuhe hingegen schwanken irgendwo zwischen Kitsch und opulenter Schönheit. Vielleicht liegt genau darin auch die Faszination. Dolce & Gabbana-Schuhe sind das, die Weihrauch gleich in mehreren Varianten gemalt hat. Auf dem Berliner Kudamm habe sie sie in einem Schaufenster entdeckt – und war selbst fasziniert. „Weil die so völlig drüber sind“, sagt sie. Und weil sie für eine dekadente Welt stehen, die mit der Realität der meisten Menschen nichts zu tun hat. „Killing me softly“ heißt ihre kleine Schuh-Serie, ein Bild kostet mit 1500 Euro genauso viel wie der Originalschuh. „Dafür kann man die gemalten ironisch ins Badezimmer hängen oder so“, sagt Weihrauch und lacht.

Im KüchenRaum hängen die Bilder nicht im Badezimmer, sondern in Musterküchen und kommen dort überraschend gut zur Geltung. Das liegt auch an dem, mit Erkern und einer schwungvollen Treppe ausgestatteten, Haus. Die Villa in der Hans-Thoma-Straße 2 wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Bankier errichtet, später bewohnte sie ein General Rentzell der Potsdamer Garnison mit seiner Familie. Nach dem Krieg nutzte eine Tanzschule von 1947 bis 1990 die unteren Räume, 2017 eröffnete Hanno Bergsträßer sein bis heute dort ansässiges Küchenstudio. In den Räumen, die teilweise noch eine alte, dunkle Holzdecke haben, lässt er immer wieder Künstler ausstellen. Die Bilder dekorieren dann quasi die Musterküchen, geben ihnen immer wieder eine andere Atmosphäre.

Das Küchenstudio KüchenRaum befindet sich in einer Villa in der Hans-Thoma-Straße und ist regelmäßig Ausstellungsraum für Künstler der Region.
Das Küchenstudio KüchenRaum befindet sich in einer Villa in der Hans-Thoma-Straße und ist regelmäßig Ausstellungsraum für Künstler der Region.

© Andreas Klaer

Gebrochener Barockzauber

Weihrauch möchte mit ihren Bildern vor allem Freude verbreiten, wie sie sagt. Kleine Fenster in andere Welten öffnen, die Geschichten für die Seele erzählen. „Es ist ein liebender, ein zärtlicher Blick darin, eine Ruhe“, sagt sie. Brutale, schmerzvolle Kunst könnte sie nicht kreieren, sie möchte lieber etwas Heilsames schaffen. So wie mit ihren, in sich ruhenden, Sylt-Bildern oder mit den großformatigen Rosenbildern. Kitsch, könnte man auch hier sagen, aber dann ist da dieses eine Bild mit englischen Rosen. Tiefrot sind die, vor einem sattgrünen Hintergrund, mit „Abschied“ betitelt. Und wieder gelingt es kaum, den Blick abzuwenden. Weil die Farben wirklich etwas Heilsames haben, einen barocken Zauber – und doch auch etwas Schmerzvolles.

Genauso wie das Bild „Kleiner Serge“, das eine Auslage in der Berliner „Paris Bar“ zeigt, der Weihrauch eine ganze Serie gewidmet hat. Eine Gummipuppe mit dem Gesicht des französischen Chansonniers Serge Gainsbourg ist darauf zu sehen und ein großer schwarzer Totenkopf. Eine billige Kopie des berühmten Kunstwerkes von Damien Hirst. Der britische Künstler hat einen menschlichen Schädel aus Platin geformt, der komplett mit Diamanten und Brillanten besetzt ist. In der „Paris Bar“ sei nun eine Version zu sehen gewesen, die mit billigen Glassplittern verziert war, wie Weihrauch erzählt. Trash, der durch sie wieder in Kunst verwandelt wird. Der Totenschädel als barockes Vanitasmotiv wird dabei einmal mehr durch einen modernen Aspekt gebrochen.

>>Noch bis zum 20. Januar im KüchenRaum, Hans-Thoma-Straße 2. Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Eintritt zur Ausstellung ist frei. Am Samstag, 18. und Sonntag, 19. Januar ist jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Caroline Weihrauch ist dann anwesend. Am 18. Januar findet ab 18.30 Uhr ein Live-Cooking statt, Preis 35 Euro.

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