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Scheckübergabe. Die Filmcrew um Peter Hartwig (8.v.l.) zahlt zurück.

© Manfred Thomas

Berlinale 2020: Zahltag beim Medienboard-Empfang

Andrang beim Medienboard-Empfang: Die Babelsberger Filmförderer bekamen Tausende Euro zurückgezahlt – und positionieren sich gegen Rassismus.

Berlin/ Potsdam - Grippe- oder gar Corona-Angst herrschte am Samstagabend in der Berliner Luxusherberge Ritz-Carlton jedenfalls nicht, in die das Medienboard Berlin-Brandenburg traditionell zu seinem Berlinale- Empfang geladen hatte. Küsschen links und rechts unter Stars und Sternchen, Filmemachern und Filmfinanzierern waren das beliebteste Begrüßungsritual bei der wohl wichtigsten Party des Berliner Filmfestivals Berlinale. Weit über 2000 Gäste feierten im Ballsaal des Hotels am Potsdamer Platz bei vegetarischen Würstchen und rheinischen Weinen, der Andrang war so groß, dass es Einlassstopps gab. Unter den Gästen war auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

Für die Filmfördereinrichtung mit Sitz in Babelsberg ist der Empfang die bestmögliche Kulisse, um ausgereichte Fördergelder zurückzuerhalten. Wenn ein geförderter Film an den Kinokassen und bei der Verleihvermarktung erfolgreich genug ist, wird das ausgegebene Fördergeld and Medienboard zurückgezahlt. Mit diesen „Scheck is back“-Aktionen will die Filmförderung der beiden Länder zeigen, dass die ausgezahlten Gelder dafür sorgen, dass gute Filme entstehen können und sich die Unterstützung auch wirtschaftlich lohnt.

Gleich drei Filmteams zahlten am Samstagabend mit symbolischen Schecks zurück: Erwartungsgemäß waren das die deutschen Blockbuster „Das perfekte Geheimnis“ mit Elyas M’Barek, Jella Haase, Frederick Lau und Jessica Schwarz sowie die Verfilmung der Hape-Kerkeling-Biographie „Der Junge muss an die frische Luft“ von der Babelsberger Ufa. Auch die Filmcrew von „Systemsprenger“ konnte ihre insgesamt 130.000 Euro Fördergeld ans Medienboard zurückgeben – dies jedoch als echte Überraschung. Der Film, unter anderem produziert vom Potsdamer Filmemacher Peter Hartwig, feierte vor genau einem Jahr auf der Berlinale Premiere und avancierte zum Publikums- und Kritikerhit. Das Drama von Regisseurin Nora Fingscheidt über ein scheinbar schier unkontrollierbares neunjähriges Mädchen – sensationell gespielt von der heute elfjährigen Helena Zengel – zog rund 620.000 Zuschauer ins Kino. Mehr als ausreichend viele, um die 100.000 Euro Filmförderung und 30.000 Euro für den Kinoverleih zurückzuzahlen.

Haltung zeigen

Es blieb am Samstagabend im Ritz-Carlton allerdings nicht nur bei Party-Plaudereien. Der rassistische Anschlag von Hanau war Thema auf dem Medienboard-Empfang. Die Schauspieler von „Nur eine Frau“, Almila Bagriacik und Aram Arami, posierten auf dem roten Teppich mit Shirts, auf denen die Hasthags Stop Racism und Hanau zu lesen waren.
Medienboard-Filmförderchefin Kirsten Niehuus betonte in diesem Zusammenhang, dass gerade in Zeiten, in denen an der Demokratie gekratzt werde, Filmemacher unterstützt werden müssten, die Diversität, Freiheit und Demokratie in ihren Projekten transportierten.

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