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Die "Mitropa"-Kaffeekännchen aus DDR-Zeiten werden nun in der neuen Schau "Alltag formen" zu sehen sein.

© Patrick Pleul/dpa

Vorbild Bauhaus: Neue Schau zeigt DDR-Design

Wieviel Bauhaus steckt im DDR-Produktdesign? Das beantwortet eine neue Schau im brandenburgischen Eisenhüttenstadt.

Eisenhüttenstadt - Da ist das klassische "Mitropa"-Kaffeekännchen. Viele DDR-Zugreisende kennen es. Zylinderförmig, schlicht und stabil, mit einem Fassungsvermögen von genau zwei dazu passenden, stapelbaren Tassen. Dass dieses bekannte DDR-Design etwas mit dem Bauhaus zu tun hat, wird in der neuen Ausstellung im Dokumentationszentrum für DDR-Alltagskultur in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) klar. Die Schau mit dem Titel "Alltag formen" wird ab 7. April gezeigt.

DDR-Designer ließen sich vom Bauhaus-Stil inspirieren

Das "Mitropa"-Kännchen stammt von Erich Müller, der sich am sachlichen Stil des einstigen Bauhaus-Absolventen Wilhelm Wagenfeld orientierte. "Bekannte Formgestalter haben sich in der DDR tatsächlich auf die Funktionalität des von Künstlern entwickelten Bauhaus-Stils konzentriert", sagt Axel Drieschner, Kurator im Dokumentationszentrum.

Eigentlich naheliegend, glaubt er. "Sie hatten die Aufgabe, Gebrauchsgegenstände zu entwerfen, die keinem modischen Wandel unterlagen und so nicht ständig neu angeschafft werden mussten." Schon aus Gründen der Sparsamkeit in der DDR-Mangelwirtschaft sei das notwendig gewesen. Andererseits habe die DDR damit eine eigene kulturelle Identität schaffen wollen, die sich von der im Westen deutlich unterschied, erklärt der Historiker.

Bauhausschüler vermittelten modernen Stil

Bauhausschüler haben demnach diesen Stil als Dozenten an Hochschulen der DDR weiter vermittelt – als modern und zukunftsweisend. "Die erste neue Generation an Designern spiegelt das deutlich wider", sagt Drieschner. So ist ein Raum der Schau auch Biografien bedeutender DDR-Designer wie Wagenfeld oder Franz Ehrlich gewidmet. Der Schüler von Bauhaus-Begründer Walter Gropius entwarf Möbel, etwa Schreibtische und Sideboards. 1956 entwickelte Ehrlich die robusten Anbaumöbel, ein Jahr später wurden sie in Hellerau bei Dresden (Sachsen) in Serie gebaut. "Diese funktionalen Schränke und Tische hatten die Leute jahrzehntelang, weil es an ihnen kaum Verschleiß gab. Heute sind das Sammlerobjekte", sagt der Museumskurator.

Nachhaltigkeit spielte eine wichtige Rolle

Die Ausstellung habe durchaus aktuelle Bezüge, Stichwort Nachhaltigkeit. "Ressourcenschonender Umgang mit Alltagsgegenständen statt ästhetischer Verschleiß lautete das Designerprinzip in der DDR", sagt Drieschner. Eines der bekanntesten Objekte dürfte der hölzerne Schaukelwagen aus dem Jahr 1950 sein. Gestaltet hat ihn der spätere Maler und Bildhauer Hans Brockhage. In DDR-Kinderkrippen war er beliebtes Spielzeug, wurde später in Westdeutschland aus Metall nachgebaut und entsteht heute in einer sächsischen Manufaktur wieder in Handarbeit.

Daneben: grafisch gestaltete Plakaten, Produktverpackungen und viel weiteres Geschirr - von gläsernen Teeservices aus den Jenaer Glaswerken bis hin zu stapelbaren Metall-Töpfen, deren Deckel sich umdrehen und als Tablett nutzen ließen.

Und selbst in der berühmten "Simson"-Zweiradserie findet sich Bauhaus-Einfluss. "Auch hier ging es um Langlebigkeit. Die Maschinen waren so konstruiert, dass sie sich im Laufe der Jahre mit neuen Teilen modernisieren ließen. Offenes Prinzip nannten das die Designer", erläutert der Kurator.

Welche Objekte - die zu großen Teilen aus der Sammlung in Eisenhüttenstadt stammen - in die Ausstellung gelangten, darüber entschieden auch Lea Donner und Polly Härle, Studenten im 5. Semester an der Berliner Kunsthochschule Weißensee. "Wir hatten eine Liste an Exponaten und versuchten sie nach ihrer Aussagefähigkeit anzuordnen", erklärt Härle, deren Studiengang "Visuelle Kommunikation" die Ausstellung mit konzipiert hat.

Bauhaus fasziniert junge Leute

"Die Reduzierung von Formen zugunsten des Verwendungszwecks wirkt äußerst modern und beeindruckend", sagt die Studentin. Eisenhüttenstadt kannten die beiden Frauen bisher nicht, auch dass der Bauhaus-Stil in der DDR so eine Rolle gespielt hat, war ihnen neu. "Sich damit zu beschäftigen, ist schon cool", meint Studentin Donner. Ein Umstand, den auch Kurator Drieschner nutzen will. 

"Bauhaus hat Stil und fasziniert auch junge Leute." Gerade diese Zielgruppe will er mit der Ausstellung, die bis Anfang nächsten Jahres gezeigt wird, nach Eisenhüttenstadt locken. (dpa)

Jeanette Bederke

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