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Unklare Sicht. Die Experten von Roland Berger, die im Auftrag des Flughafens laufend den Fortschritt am BER messen, halten das Jahr 2017 als Eröffnungstermin inzwischen für „unrealistisch“.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Verspätung am BER: Langsamer Abschied von 2017

Experten halten den BER-Start 2017 für unrealistisch. Ein anderes Gutachten sieht allerdings doch noch eine Chance, dass der Flughafen im nächsten Jahr den Betrieb aufnehmen kann.

Schönefeld - Die Verschiebung der BER-Eröffnung wird also wirklich noch einmal verschoben. Wenn der Aufsichtsrat am 7.Oktober tagt, wird es noch keine Entscheidung über den Eröffnungstermin des neuen Hauptstadtflughafens geben können. Das sagte Berlins Flughafenkoordinator Engelbert Lütke-Daldrup am Montag den PNN. Zuvor tagte der Projektausschuss, der für den BER zuständige Fachausschuss des vom Berliner Regierenden Michael Müller (SPD) geführten Kontrollgremiums. Am 7. Oktober werde es sicher einen Bericht zur aktuellem Lage am BER geben, „aber es wird nicht zu einer Entscheidung kommen“, sagte Lütke-Daldrup. Seine Begründung: „Bevor der fünfte und sechste Nachtrag nicht genehmigt ist, ist es wenig sinnvoll, eine Entscheidung zu treffen.“ Ähnlich hatte sich letzte Woche bereits Flughafenchef Karsten Mühlenfeld nach einer Sitzung der Fluglärmkommission geäußert.

Mitten in den Sondierungsgesprächen für eine neue Berliner Regierung wird es also keinen schwarzen BER-Freitag geben. Denn mit den letzten Baugenehmigungen, nötig unter anderem wegen des Umbaus der Entrauchungsanlage, liegt der BER gegenüber dem 2014 beschlossenen Terminplan für 2017 inzwischen etwa ein Jahr im Rückstand. Mit der Genehmigung für den fünften Nachtrag durch das Bauordnungsamt des Kreise Dahme–Spreewald kann der Flughafen erst Anfang Oktober rechnen. Erst danach kann der sechste Nachtrag, wieder mit einem Umfang von tausenden Seiten, überhaupt eingereicht werden. Die Bearbeitungszeit der Baubehörde liegt bei vier bis sechs Wochen. Das heißt, die Entscheidung über den Eröffnungstermin fällt frühestens zum Ende des Jahres.

Mühlenfeld und Müller: Chance, dass BER den Betrieb noch 2017 aufnimmt

Gleichwohl betonen Mühlenfeld und Müller seit Frühsommer, und egal, was auch passiert, dass es noch eine Chance gebe, den neuen Airport bis Ende 2017 in Betrieb zu nehmen. Auch nach jüngsten neuen Verzögerungen wegen der Klärung des Brandschutzes um den BER-Tiefbahnhof hatten dies beide erklärt. Lütke-Daldrup sah diese Linie am Montag durch ein Gutachten holländischer Experten der Netherland Airport Consulting (Naco) bestätigt, die im Auftrag Mühlenfelds die BER-Eröffnungsplanungen untersucht haben und einen BER–Start 2017 zumindest noch für möglich halten. „Das bestätigt uns in dem, was wir immer gesagt haben: Es gibt noch eine Chance“, sagte Lütke-Daldrup. „Und das Gutachten sagt auch: International ist es üblich, erst sechs Monate vorher zu sagen, wann eröffnet wird.“ Bislang galt die Zusage, die Airlines ein Jahr vorher über den Eröffnungstermin zu informieren. Lufthansa und Air Berlin, die wichtigsten Kunden der Flughafengesellschaft, haben bereits einen BER–Start erst im Frühsommer 2018 gefordert.

Im Projektausschuss hieß es, dass Naco die optimistische Aussage zu einem BER-Start 2017 an Bedingungen gekoppelt habe, etwa an nicht beeinflussbare schnellere Genehmigungsverfahren und Behördenabnahmen. Zum anderen sehen die Holländer im mehrfach gestauchten Eröffnungszeitplan immer noch Reserven – jetzt im Probebetrieb. Der soll ab April 2017 beginnen und ist bisher noch mit sechs Monaten veranschlagt, während die technische Inbetriebnahme und die Behördenabnahmen im Terminal noch laufen. Naco hält es für machbar, den Probebetrieb um vier bis sechs Wochen zu verkürzen. Die Experten von Roland Berger, die im Auftrag des Flughafens laufend den Fortschritt am BER messen, halten nach PNN-Informationen dagegen das Jahr 2017 inzwischen für „unrealistisch“. Brandenburgs Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider sagte, es habe „interessante Gesprächsgrundlagen“ gegeben.

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