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Brandenburg: Strahlende Mauern in Rheinsberg Reaktor-Gebäude bleibt möglicherweise stehen

Rheinsberg/Potsdam – Das Reaktor-Gebäude des ehemaligen Kernkraftwerks Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) wird möglicherweise vorerst nicht abgerissen. Derzeit prüft der Betreiber der Anlage, die für den Rückbau zuständigen Energiewerke Nord GmbH (EWN), ob der Abriss aus Kostengründen verschoben wird und das Gebäude noch 30 Jahre stehen bleibt.

Rheinsberg/Potsdam – Das Reaktor-Gebäude des ehemaligen Kernkraftwerks Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) wird möglicherweise vorerst nicht abgerissen. Derzeit prüft der Betreiber der Anlage, die für den Rückbau zuständigen Energiewerke Nord GmbH (EWN), ob der Abriss aus Kostengründen verschoben wird und das Gebäude noch 30 Jahre stehen bleibt. Das auf dem Areal am Rande des Großen Stechlinsees geplante Innovationszentrum für Klimafolgenanpassung wäre dadurch aber keineswegs gefährdet, erklärte gestern Erhard Geisler, Referatsleiter für Kerntechnik im Potsdamer Umweltministerium. Ebenso äußerte sich EWN-Sprecherin Marlies Philipp. Sie trat damit Meldungen entgegen, wonach das als Schnittstelle zwischen Klimaforschung und Wirtschaft gedachte Zentrum vor dem Aus stehen könnte.

Wie berichtet sollen in bestehenden und unbelasteten Nebengebäuden nach einem jüngst vorgestellten Konzept in wenigen Jahren als Reaktion auf die Folgen des Klimawandels etwa neuartige Produkte für Häuserbau, Forst- und Landwirtschaft entwickelt werden. Marlies Philipp verwies auf das frühere Kernkraftwerk Greifswald, wo sich direkt neben dem alten Reaktor Industriebetriebe in bestehenden Hallen niedergelassen hätten.

Dass das Rheinsberger Gebäude nun eventuell doch nicht wie geplant bis spätestens Ende 2013 abgerissen wird, hängt offenbar an Überlegungen des Bundes, einen Teil der Kosten dem Land Brandenburg zu überlassen. Noch liegt dem Umweltministerium aber kein Antrag der EWN vor, dass Haus stehen zu lassen. Dies müsste dann atomrechtlich geprüft werden, ebenso die Frage, wer für den späteren Abriss aufkommt, hieß es. Offiziell begründet der Betreiber seine neuerlichen Überlegungen mit der radioaktiven Strahlung im Betongemäuer.

Tatsächlich seien die Werte höher als erwartet, sagte der zuständige EWN-Abteilungsleiter in Rheinsberg, Jörg Möller. Dies sei aber nicht ungewöhnlich, ergänzte Anlagen-Leiter Michael Schönherr. Wie stark die Wände kontaminiert sind, habe das bundeseigene Unternehmen erst im vergangenen Jahr messen können, nachdem alle radioaktiven Anlagen und Einzelteile entfernt worden waren.

Noch überlegt die EWN, wie das Reaktor-Gebäude abgetragen werden kann, es lief von 1966 bis 1990 und soll als erstes überhaupt deutschlandweit komplett verschwinden. Seit 1991 ist das bundeseigene Unternehmen EWN für Rückbau zuständig. Insgesamt 400 Millionen Euro sind dafür zugesagt. Wie hoch der Aufwand für eine Kontamination des Reaktor-Gebäudes ist, sei noch völlig unklar, so Anlagen-Chef Schönherr. Ein baldiger Abriss müsste unter Strahlenschutzbedingungen erfolgen, und das sei überaus teuer. „Hier geht es um Steuergelder“, so Schönherr. Alternativ könnte über etwa 30 Jahre die Radioaktivität abklingen und das Haus dann wie üblich abgetragen werden. Im Hintergrund geht es allerdings darum, wer dafür aufkommt – der Bund oder das Land Brandenburg. Alexander Fröhlich

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