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Der dänische Windradhersteller Vestas gibt den Standort Lauchhammer auf.

© Jens Büttner/dpa

Rückschlag für Brandenburgs Windenergiebranche: Vestas schließt Windturbinenwerk in Lauchhammer

Der Windenergieanlagenhersteller Vestas will den Standort Lauchhammer schließen. Betroffen sind 460 Mitarbeitende. Wirtschaftsminister Steinbach (SPD) reagiert überrascht und mit Unverständnis.

Lauchhammer - Rückschlag für die Brandenburger Lausitz: Der dänische Windenergieanlagenhersteller Vestas plant, die Produktion in drei seiner europäischen Werke einzustellen, darunter auch in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz). Dort sind nach Vestas-Angaben derzeit noch etwa 460 Menschen beschäftigt. Man rechne damit, dass die Produktion in Lauchhammer bis Ende des Jahres eingestellt sei, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Wirtschaftsminister Steinbach: "Kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen"

„Die Entscheidung von Vestas, am Standort Lauchhammer wie an zwei weiteren Standorten in Europa die Produktion zu schließen, kommt überraschend“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). „Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagte er und verwies auf den Weg Richtung Klimaneutralität, in Folge dessen eine Beschleunigung auch der Windenergie zu erwarten sei. Sicher seien die Absatzeinbrüche der vergangenen Jahre schwierig für das Unternehmen wie auch für die Branche insgesamt. Warum gerade jetzt, wo eine deutliche Nachfragesteigerung zu erwarten ist, ein so wichtiger Standort geschlossen werde, erschließe sich ihm nicht. Er habe bereits begonnen, Gespräche mit verschiedenen Beteiligten zu führen.

Vestas geht nach eigenen Angaben davon aus, den künftigen Bedarf der Kunden für seine V117- und V136-Turbinen mit Lieferungen aus seinen anderen Rotorblattfabriken auf der ganzen Welt zu decken. Es werden Möglichkeiten geprüft, Mitarbeiter, die derzeit in Lauchhammer arbeiten, an andere Vestas-Standorte in Deutschland in den Bereichen Produktion und Service zu verlagern, hieß es. Auch die Produktion im dänischen Esbjerg mit rund 75 sowie die im spanischen Viveiro mit etwa 115 Angestellten wird demnach eingestellt.

Für die Stadt ist die Schließung mehr als ein Schock

Für Lauchhammer ist die Schließung des Standortes „mehr als ein Schock“, wie Bürgermeister Jörg Rother in einem Interview auf der Facebookseite der Stadt sagte. Vor allen Dingen sei es aber auch unverständlich, weil gerade im Bundestagswahlkampf der Ausbau der Windkraft als Zukunftsmodell propagiert wurde. Die Stadt habe dahingehend große Hoffnungen gehabt.

Nun müsse die Stadt mit dem Aus für den Produktionsstandort mit beachtlichen finanziellen Auswirkungen rechnen, Gewerbesteuern im mittleren sechsstelligen Bereich gingen mit einer Schließung verloren. „Jetzt müssen wir sehen, wie wird die Zukunft aussehen. Wie können wir gemeinsam mit dem Land hier die Wege ebnen“, sagte Rother. Bereits vor zwei Jahren hatte Vestas am Standort etwa 500 Stellen abgebaut und damit die Belegschaft nahezu halbiert.

Die Linke in Brandenburg forderte die Landesregierung auf, sofort Gespräche mit Vestas aufzunehmen, um eine Zukunft für die Beschäftigten in der Lausitz zu sichern. Linken-Fraktionschef Sebastian Walter macht das Land für die negative Entwicklung am Standort mitverantwortlich. „Nach wie vor fehlt ein klares Bekenntnis der Landesregierung zu einem weiteren Ausbau der dringend notwendigen Erneuerbaren Energien. Vielleicht wäre mit einem solchen Bekenntnis die Entscheidung von Vestas anders ausgefallen.“ (dpa)

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Gudrun Janicke

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