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Und der Betrieb lässt weiter auf sich warten. Vom Flughafen BER wird auch in diesem Jahr kein Flugzeug starten oder landen. Wann der Airport endlich öffnen kann, ist bisher nicht bekannt.

© Britta Pedersen/dpa

Pannenflughafen BER: Still ruht der Schnee

Nach der offiziellen Verschiebung des BER-Starts ist ein neuer Eröffnungstermin in weiter Ferne. Eine Übersicht über die Probleme auf der Dauer-Baustelle und die politischen Kommunikationsdefizite.

Schönefeld - Am neuen Hauptstadtflughafen fliegt den Verantwortlichen wieder einmal alles um die Ohren. Die Eröffnung wurde abgesagt, auf der Baustelle gibt es dramatische Rückschläge. Zwischen dem Aufsichtsrat, Flughafenchef Karsten Mühlenfeld, und den Eigentümern Berlin, Brandenburg und Bund brechen Konflikte auf. Wie steht es um den Eröffungstermin, die Probleme auf der Terminal-Baustelle und das Krisenmanagement nach den jüngsten schlechten Botschaften? Ein Überblick:

DER ERÖFFNUNGSTERMIN

2017 ist gecancelt. Aber wann geht es dann los mit dem Flughafen? Berlin und Brandenburg machen Druck auf Flughafenchef Karsten Mühlenfeld, Klarheit zu schaffen. Mühlenfeld hatte bislang erklärt, dass es bei einer Absage von 2017 dann „frühestens im März 2018“ etwas wird. Zwar schließt der BER-Chef 2019 oder 2020 aus, auf ein genaueres Datum im Jahr 2018 will er sich bislang aber nicht festlegen lassen. „Wir werden das mit dem Aufsichtsrat beraten“, sagt er. Der tagt das nächste Mal am 7. Februar.

Ausdrücklich verweist Mühlenfeld aber erneut auf konkrete Meilensteine, die erledigt sein müssen, um einen sicheren Eröffnungstermin nennen zu können: Da wäre zum einen die bauliche Fertigstellung des Terminals, die für Januar 2017 geplant war und nun geplatzt ist, zum anderen die für 27. Januar erwartete letzte BER-Baugenehmigung. Zum Ausmaß der Verzögerungen hält sich Mühlenfeld bislang bedeckt. Dazu wäre – gerade nach den Erfahrungen mit den nicht funktionierenden Türen und der zu kleinen Sprinkleranlage – der Abschluss der technischen Inbetriebnahme mindestens in einem Teil des Fluggastterminals vonnöten. Bei diesem Szenario könnte Mühlenfeld nicht vor Sommer 2017 einen Eröffungstermin nennen.

DIE BAUSTELLE

Der Aufsichtsrat unter Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) wurde von den Problemen mit den Automatiktüren und der Sprinkleranlage nicht überrascht. In den Unterlagen für die Aufsichtsratssitzung am 2. Dezember 2016 hieß es wörtlich: „Die Türen stellen in Bezug auf die TIBN (Technische Inbetriebnahme) aktuell das kritischste Gewerk dar, da Bauleistungen nicht rechtzeitig fertiggestellt wurden und die durch Bosch zugesagten Kapazitäten bisher nicht für eine Kompensation ausreichen. Sollte eine von Bosch zugesagte Aufstockung wie geplant erfolgen, kann die TIBN der Türen noch gemäß Vorgabe des Rahmenterminplans abgeschlossen werden.“ Mühlenfeld betonte am Sonntag auf Nachfrage, das Risiko sei bekannt gewesen. Es habe sich über Weihnachten und Anfang Januar „materialisiert“, weil die Firma die zugesagten Zusatzkräfte nicht geschickt habe. Vergleiche mit der geplatzten Eröffnung 2012 hält Mühlenfeld für unangemessen. Damals seien die Türen nicht fertig und nicht angeschlossen gewesen. „Heute sind alle eingebaut und angeschlossen.“ Probleme gebe es mit der Ansteuerung, weil es im Zuge der Sanierung Beschädigungen gab, etwa weil die Automatiktüren teilweise verkeilt wurden.

Auch bei der Sprinkleranlage hat die Sanierung Folgen: In den letzten Jahren sind im Terminal rund 800 Räume nachträglich an die Entrauchungs- und Brandschutzanlage angeschlossen und etwa 25 000 Sprinklerköpfe eingebaut worden, was wegen der zusätzlichen Verästelungen zu Druckproblemen führt. Rohre müssen nun nachgerüstet werden. Allerdings hat die Technische Inbetriebnahme erst begonnen und ist nicht einmal zu zehn Prozent erledigt. Die eigentlichen Tests des Gesamtsystems, wo Entrauchung, Sprinkleranlage, Tür- und Fensteröffnungen genau abgestimmt für jedes Brandszenario funktionieren müssen, stehen noch bevor. Vor diesem Hintergrund wächst nach dem Rückschlag im Aufsichtsrat Unmut über Technikchef Jörg Marks, der die Baustelle offenbar nicht im Griff habe. Mühlenfeld verweist auf die Komplexität der Terminalsanierung: „Das Auswechseln einer einzigen Person allein würde an den Problemen auch nichts ändern.“

DAS GELD

Die verschobene Eröffnung des neuen Airports, dessen Stillstand monatlich rund 17 Millionen Euro kostet, hat finanzielle Auswirkungen. Erschwerend hinzu kommt, dass BER-Einnahmen, früher einkalkuliert, von monatlich 13 Millionen Euro fehlen. Das macht rund eine Million Euro Ausfall pro Tag Verzögerung.

Für den Flughafen ist kürzlich eine Finanzspritze von 2,2 Milliarden Euro auf den Weg gebracht worden, von denen 1,1 Milliarden für die Fertigstellung und die andere Hälfte für erste Erweiterungen sowie Finanzierungskosten verwendet werden sollen. Alles war, so ist es auch in der von der EU-Kommission veröffentlichten Genehmigung nachzulesen, auf eine Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017 berechnet – eine Verzögerung um sechs Monate war eingeplant. Ein Jahr Verschiebung kostet 400 Millionen Euro.

DIE POLITIK

Hinderlich sind, wie schon oft am BER, Kommunikationsdefizite auf allen Ebenen. Zum einen zwischen Aufsichtsratschef Müller und Mühlenfeld, der am Wochenende von Müller sogar öffentlich kritisiert worden war: „Wir wollen nicht länger akzeptieren, hingehalten zu werden.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass beide überhaupt keinen Draht zueinander haben. Auch zwischen den Eigentümern Berlin, Brandenburg und Bund hakt es, laufen die Abstimmungen nicht rund. Das macht den Abflug zusätzlich ungewiss.

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