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Im Dunkel. Am 1. Dezember 2017 sperrte eine Polizistin eine Straße in der Nähe des Weihnachtsmarkts in der Potsdamer Innenstadt ab, nachdem Bombenentschärfer ein verdächtiges Paket unschädlich gemacht hatten. Nach den Tätern wird fieberhaft gesucht.

© J. Stähle/dpa

Paketbombe in Potsdam: Heiße Spur zum DHL-Erpresser

Drei Bomben wurden im Dezember über den Paketdienst verschickt, jetzt schöpft die Polizei Hoffnung, den Täter zu fassen.

Potsdam - Die Brandenburger Polizei ist den DHL-Erpressern offenbar dicht auf der Spur. Das deutete zumindest nun Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke auf PNN-Anfrage an. Der Fall sei aber „kompliziert“. Um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden, könne er keine Details nennen. „Wir müssen in solchen Fällen die Taten gerichtsfest beweisen“, sagte er.

Die Ermittlungen seien immer noch „personalintensiv“. Für Kenner ein klarer Hinweis auf die aktuellen Umstände der Ermittlungen: Demnach könnten bereits Überwachungsmaßnahmen und Observationen der Verdächtigen laufen. Zuständig dafür sind Fahnder und die Mobilen Einsatzkommandos (MEK).

Die Polizei ging nach der Spurenlage von mehreren Tätern aus. Die Ermittler haben an den Paketbomben Spuren von mehreren Personen entdeckt. Bereits Ende Dezember, nach dem Paketfund auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt, hatte sich Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) zuversichtlich gezeigt, dass die Täter bald gefasst werden. Auf den DHL-Erpresser ist die 50-köpfige „Soko Quer“ des Landeskriminalamtes angesetzt, auch Cyber-Crime- Experten sind dabei. Mörke wiederholte nun, er sei weiter „sehr optimistisch“, dass der DHL-Fall gelöst werde. Am 1. Dezember 2017 schickten der oder die Erpresser an eine Apotheke in Potsdam ein verdächtiges Paket, der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt musste geräumt werden. Beim Öffnen des Pakets hatte der Apotheker Drähte entdeckt – und es zischte. Die Zündvorrichtung funktionierte – ob beabsichtigt oder durch einen Fehler – nicht.

QR-Code führt zum Erpresserbrief

Im Januar war ein ähnliches Päckchen mit Schwarzpulver und Zündvorrichtung in einer Bank in Berlin-Steglitz gefunden worden. Ende März dann wurde ein verdächtiges Paket in der Berliner Handwerkskammer in Kreuzberg entdeckt. Nach der kriminaltechnischen Untersuchung kamen die Ermittler zu dem Ergebnis, dass auch dieses Paket vom DHL-Erpresser stammt. Deshalb hat das Brandenburger LKA auch diesen Fall übernommen. Zuvor hatten der oder die Täter im November Paketbomben an einen Online-Versandhändler in Frankfurt (Oder) verschickt, die wie die Potsdamer mit batteriebetriebenem Zünder, einer mit Nägeln bestückten Metalldose sowie Polenböllern ausgestattet war. Doch das Frankfurter Paket ging in Flammen auf. Deshalb fehlte den Ermittlern damals ein klarer Hinweis auf die Hintergründe für die Tat. Diesen Hinweis bekam die Polizei erst im Potsdamer Fall. Denn in dem Paket lag auch ein QR-Code, der über das Internet zu einem Erpresserbrief führte. Gefordert wurden mehrere Millionen Euro vom Paketdienstleister DHL, ausgezahlt in der digitalen Währung Bitcoin.

In den Laboren des kriminaltechnischen Instituts des LKA haben die Fachleute nicht nur Spuren gesucht, sondern arbeiteten auch an einem Nachbau der Bombe, um deren Sprengkraft und die möglichen Folgen zu prüfen. Fest steht: Bei einer Explosion hätten die Paketbomben zu schwersten Verletzungen geführt.

Gefragt nach dem Stand DHL-Ermittlungen, verwies Mörke auch auf den länger zurückliegenden Fall der „Schlapphutbande“. Dabei hatten die Ermittlungen eineinhalb Jahre gedauert, obwohl die Polizei bereits sehr früh einen konkreten Tatverdächtigen im Visier hatte. 52 Raubüberfälle, ein versuchter Mord und 50 weitere Taten wurden einer Tätergruppe um einen Polen zugeordnet, die wegen der bei Überfällen getragenen Kopfbedeckungen „Schlapphutbande“ genannt wurde. Die meisten Angriffe hatte die Bande im Land Brandenburg verübt. Seit Sommer 2003 hatten die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Potsdam alle Ermittlungen zu sämtlichen Taten koordiniert. Kurz nach einem Überfall im thüringischen Greiz waren im August 2005 drei Haupttäter gestellt und festgenommen worden.

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