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Wohin mit seinem Leichnam? Der NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke ist tot.

© dpa

NS-Kriegsverbrecher: Hennigsdorf sieht keine Grundlage für Bestattung Priebkes

Der Streit um die Bestattung des verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke spitzt sich zu: Seine Heimatstadt Hennigsdorf sieht keine Grundlage für eine Beerdigung auf ihrem Friedhof. In Italien, seinem letzten Wohnort, will man ihn aber auch nicht haben.

Hennigsdorf/Berlin - Nach dem Tod des NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke gibt es Forderungen, ihn in Deutschland zu bestatten. Der Präsident des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, sprach sich in der italienischen Zeitung "La Stampa" vom Montag dafür aus, die Leiche des in Italien gestorbenen ehemaligen SS-Offiziers in Deutschland einzuäschern. Priebkes Geburtsort Hennigsdorf in Brandenburg lehnte ein Begräbnis auf einem der dortigen Friedhöfe indes ab.

"Wir würden eine Bestattung von Priebke ablehnen", sagte eine Stadtsprecherin am Montag auf Anfrage. Sie begründete dies mit dem geltenden Ortsrecht, das in der Friedhofssatzung verankert sei. Danach dürften auf den beiden Friedhöfen in der Regel nur Menschen begraben werden, die bei ihrem Tod in Hennigsdorf lebten oder hier verstorben seien.

Bislang gebe es auch noch "keine offiziellen Anträge" für eine Beerdigung Priebkes in seiner nordwestlich von Berlin gelegenen Geburtsstadt. "Unabhängig davon haben wir kein Interesse, einen Kriegsverbrecher hier zu begraben", sagte die Stadtsprecherin weiter. Erst im Juli vergangenen Jahres waren mehr als 50 Neonazis zum 99. Geburtstag Priebkes mit Fackeln durch Hennigsdorf marschiert.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts kann ein deutscher Staatsangehöriger grundsätzlich in Deutschland bestattet werden. Es gebe bislang aber "keinerlei offizielle Anfrage von Seiten der italienischen Behörden an die Bundesregierung in der Frage des Umgangs mit den sterblichen Überresten von Erich Priebke", sagte ein Sprecher am Montag in Berlin. Die Entscheidung darüber liege zudem ausschließlich in den Händen der Angehörigen.

Zu seinem Vorstoß, Priebkes Leiche nach Deutschland zu bringen, sagte Efraim Zuroff, die deutschen Gesetze seien am besten geeignet zu verhindern, "dass die Trauerfeier und die Beisetzung zu einer Show für Neonazis werden". Eine Einäscherung würde laut Zuroff dafür sorgen, dass "keine Spur von einem Nazi-Verbrecher wie Priebke zurückbleibt".

Die Diskussion um die Beerdigung Priebkes weckt Erinnerungen an den 1987 gestorbenen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Das bayerische Wunsiedel, wo Heß beerdigt worden war, war jahrelang eine Pilgerstätte für Neonazis. Erst 2011 wurde das Grab eingeebnet.

Priebke war am Freitag im Alter von 100 Jahren in der italienischen Hauptstadt gestorben. Er lebte dort nach seiner Verurteilung wegen des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom 1944 im Hausarrest. Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis 1994 unbescholten unter seinem echten Namen gelebt hatte, lehnte dies aber ab.

Für Dienstag hatte Priebkes Anwalt Paolo Giachini eine Trauerfeier in einer nicht näher benannten Kirche in Rom angekündigt. Ein Sprecher des Bistums Rom, an dessen Spitze Papst Franziskus steht, schloss dies jedoch aus. Am Montag erklärte auch Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, es dürfe keine öffentliche Zeremonie in einer römischen Kirche geben. (AFP)

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