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Brandenburg: NPD-Mann wegen Hetze verurteilt

Der Ex-Schiedsrichter und NPD-Mann David W. sorgte schon im Landesfußballbund für einen Präzedenzfall, als Neonazis hat er seit 2012 ausgepfiffen. Jetzt entschied auch die Justiz gegen ihn - wegen Volksverhetzung.

Potsdam - Ein ehemaliger Fußballschiedsrichter aus der Uckermark ist am gestrigen Dienstag vor dem Amtsgericht Schwedt wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Der 22-jährige David W. muss eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zahlen. Der Fall hatte bereits im Frühjahr 2012 für Schlagzeilen gesorgt, als Brandenburgs Fußballlandesverband erstmals konsequent gegen rechtsextremistische Schiedsrichter vorgegangen ist.

Die Beweisaufnahme hatte ergeben, dass W. einen Türkenhass verbreitenden Song der ausländerfeindlichen und rassistischen Neonazi-Band Landser, die gerichtlich als kriminelle Vereinigung eingestuft ist, über sein Facebook Profil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Die weiteren Anklagen wegen Hausfriedensbruch und Nötigung wurden hinsichtlich der Verurteilung wegen Volksverhetzung eingestellt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Den geringen Strafrahmen begründete das Gericht damit, dass der Fall schon längere Zeit zurückliege. Zudem sei W. ohnehin schon gestraft durch den Verlust der Schiedsrichter-Lizenz. An der braunen Gesinnung änderte das bei W. aber nichts. Im Frühjahr 2013 war er in den Kreisvorstand der NPD Uckermark-Barnim gewählt worden.

Bereits im März 2012 hatte ein Sportgericht des Brandenburger Fußballlandesverbandes W. wegen der rechten Propaganda von der Schiedsrichterliste gestrichen – ein Präzedenzfall in Brandenburg. Das Sportgericht Ost-Uckermark hatte geurteilt, dass derartige menschenverachtende Äußerungen mit der Verbandssatzung nicht vereinbar seien. Ein Schiedsrichter habe als neutraler Spielleiter eine Vorbildfunktion, der W. nicht gerecht geworden sei. Verbandsvizepräsident Fred Kreitlow hatte damals das konsequente Urteil als deutliches Zeichen gegen jede Art von Rassismus begrüßt. Damit betrete der Verband – der über den Deutschen Fußball Bund (DFB) auch Partner der Landesinitiative „Tolerantes Brandenburg“ gegen Rechtsextremismus ist – Neuland, hieß es.

Der Rechtsextremist David W. nannte sich auf seinem Profil bei dem sozialen Internet-Netzwerk Facebook Willi Weide und bezeichnete sich selbst als „National- Demokrat“. In dem von ihm verlinkten Landser-Song „Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor“ wird gegen Ausländer gehetzt, der Liedtext enthält Zeilen wie „Schiedsrichter – Jude! Das war Faul! Und nach dem Spiel, da gibt’s aufs Maul. Wenn’s in die dritte Halbzeit geht. Zu Allah zu beten, ist es dann zu spät“.

Aufgeflogen war W. durch Recherchen des Internetportals „gegenrede.info“, das über die rechtsextremistische Szene in der Uckermark berichtet. Demnach hat David W. bis 2007 ein Gymnasium in Schwedt besucht und machte seit 2009 in Prenzlau eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation. Bei einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2011 in Greifswald war er fotografiert worden – samt Brandenburgfahne, umgeben von bekannten Neonazis aus der Uckermark und einer schwarzen Kapuzenjacke mit der Aufschrift TTV Empor Schwedt – ein Verein, bei dem W. Ligaspiele im Tischtennis absolvierte. Über diese Spur wurde seine Tätigkeit als Fußball-Schiedsrichter aufgedeckt. Seine Ideologie verbreitete er bei Facebook nicht nur mit Landser-Musik. Nach einem Rausschmiss aus einem Elektronik-Geschäft schrieb W., er habe Hausverbot bekommen – von einem „Kapitalisten des BRD-Systems“. Ein NPD-Genosse bezeichnete den Ladeninhaber deshalb als „Juden“. A. Fröhlich/P. Huth

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