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Neue Chefin des BER: „Wir wollen ein normaler Flughafen werden“

Deutschlands einstiger Skandalflughafen BER bekommt am Freitag eine neue Chefin: Aletta von Massenbach. Sie muss die Gesellschaft aus der finanziellen Krise führen - und auch am Flughafen nachjustieren.

Schönefeld - Nach jahrelangen Verzögerungen, Bauskandalen und Pannen am Hauptstadtflughafen BER möchte die neue Chefin, Aletta von Massenbach, das Unternehmen in ruhigere Bahnen steuern. „Was mir wichtig ist: dass ich einen Beitrag leiste, dass wieder ein gewisses Vertrauen und eine Verlässlichkeit in die Arbeit der Flughafengesellschaft entsteht“, sagte die 52-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen ein normaler Flughafen werden.“ Dazu gehöre, „viel zu reden und zu erklären“.

Die bisherige Finanzchefin übernimmt an diesem Freitag die Gesamtleitung am BER und löst auf diesem Posten Engelbert Lütke Daldrup ab. Lütke Daldrup hatte den BER im Herbst vergangenen Jahres mit rund neunjähriger Verzögerung in Betrieb genommen und geht nun in Rente.

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Am neuen Flughafen ist derzeit nur das Hauptterminal T1 im Betrieb. Das ebenfalls fertig gestellte Terminal T2 wurde bislang aufgrund der geringen Auslastung nicht gebraucht und bleibt geschlossen. Ganz reibungslos läuft es allerdings auch am T1 noch nicht. „Ein paar Dinge müssen auch noch nachjustiert werden“, sagte von Massenbach. „Das eine ist der Windfang vom Bahnhof, dass es da im Winter sehr kalt hochgezogen hat - das müssen wir angehen.“

Technische Probleme

Außerdem werde es bei warmem Wetter zum Teil im Gebäude zu heiß, so dass sogar Brandmelder ausgelöst wurden. „Die Laufbänder im Mainpier haben schon funktioniert, aber funktionieren nicht mehr - das sind so Dinge, die gelöst werden müssen.“ Von Massenbach räumte zudem in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ ein, dass mehr Raum für die Sicherheitskontrollen wünschenswert gewesen wäre, „damit mehr Menschen parallel abgefertigt werden können“. „Dafür fehlt uns jetzt der Platz.“

Die neue Chefin übernimmt ein Unternehmen in der Krise: Die Fluggastzahlen sind während der Corona-Pandemie eingebrochen, der BER ist schwer verschuldet und macht hohe Verluste. Nach einer Rekordzahl von rund 36 Millionen Passagieren im Jahr 2019 an den Berliner Flughäfen hoffen die Verantwortlichen für das laufende Jahr, dass wenigstens zehn Millionen Menschen über den BER fliegen.

Milliardenhilfe nötig

„Es bleibt dabei, dass wir das gerne hätten. Aber wir sehen nicht, dass wir das sicher erreichen werden“, sagte von Massenbach. „Wir werden das Jahr möglicherweise mit etwas unter zehn Millionen beenden.“ Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg ist deshalb auf Milliardenhilfen seiner Eigentümer, dem Bund sowie den Bundesländern Berlin und Brandenburg, angewiesen. „Wir wollen endlich das Unternehmen auch finanziell auf eine gesunde Bahn bringen, damit das Unternehmen Freiheitsgrade für die Umsetzung der Zukunftsaufgaben bekommt“, sagte von Massenbach.

Dazu gehöre etwa die bestmögliche Anbindung der Hauptstadtregion an die Welt. Dass aus dem BER in absehbarer Zeit ein großes internationales Drehkreuz wird wie Frankfurt oder München, sehe sie allerdings nicht. „Wir haben eine sehr, sehr gute Abdeckung in Europa, aber wir habe keine Konnektivität in die Welt darüber hinaus“, sagte die neue Chefin. Die meisten der am BER fliegenden Fluggesellschaften seien keine „Hub-Airlines“. „Wir hätten natürlich nichts dagegen, wenn jemand hier sein Hub errichtet, und könnten das in der Infrastruktur auch abbilden. Aber es liegt jetzt nicht auf dem Weg.“ (dpa)

Burkhard Fraune, Matthias Arnold

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