zum Hauptinhalt

Landtagswahl: Öko-Wahlkampf in Brandenburg

Im Landtagswahlkampf setzen Parteien auf Nachhaltigkeit. Eine Geschichte von Papp-Plakaten und Samenbomben.

Potsdam - "Am Wahlkampfstand hagelt es zunehmend Kritik am Verteilen von Luftballons", berichtet die Landtagsabgeordnete Klara Geywitz, die bei der Landtagswahl am 1. September wieder als Direktkandidatin der SPD antritt. Stattdessen verteilt die 43-Jährige in Potsdam Fähnchen oder Windmühlen aus Papier an die Kinder. Auch Gummibärchen in kleinen Plastiktütchen gibt es nicht mehr. Dennoch sollen die potenziellen Wähler von morgen nicht auf Süßes verzichten. "Wir verteilen die Gummitiere hygienisch korrekt mit einer Zange aus dem Glas", erläutert Geywitz. Aber da passt ja keine SPD-Werbung mehr drauf? "Das ist den Kindern - glaube ich - schnurz!", meint sie.

In Zeiten von Klimawandel und Kampf gegen den Plastikmüll geht bei den Parteien im Wahlkampf der Trend zunehmend zur Nachhaltigkeit. "Gummibärchen in Plastiktüten haben wir schon bei der Europawahl im Mai kaum noch gehabt", sagt Grünen-Landeschefin Petra Budke. Im Landtagswahlkampf soll es diese gar nicht mehr geben. Dafür gibt es Kulis aus Pappe und wie bei BVB/Freie Wähler Luftballons aus Kautschuk. "Wir gehen sehr achtsam bei diesen schnelllebigen Produkten für den Wahlkampf vor", betont Budke.

Trend zu Samenbomben und Stoffbeuteln

"Der Trend geht weg von Frisbee und Plastik-Trillerpfeife und hin zu Stoffbeuteln und Samenbomben", meint auch SPD-Sprecherin Katrin Molkentin. Die Direktkandidaten hätten ein großes und nachhaltiges Sortiment: Dies reiche von selbstgekochter Marmelade über Kaffebecher aus Maisstärke, Hundegassibeutel und Filztaschen bis hin zu Pusteblumen-Bastelaktionen. Und Ex-Bildungsminister Günter Baaske schenkt Freibier im Glas aus.

Die Linke setzt auf biologisch abbaubare und erdölfreie Kaffeebecher sowie nachfüllbare Feuerzeuge aus recycelbaren Kunststoff, hochwertige Kondome und Pfeffis statt Gummibärchen. "Auf Luftballons wollen wir nicht verzichten", sagt Anja Kreisel aus dem Linke-Landesverband. "Die werden aber in einer sozialen Einrichtung produziert." Die Linke verteile nur Produkte von Firmen, die Tariflohn zahlten. "Das nehmen wir sehr ernst", meinte Kreisel.

Umweltbilanz der Pappplakate schlecht

Während die SPD bei den Plakaten für die Laternenmasten erstmals auf Pappe setzt, bleibt der linke (Noch-)Koalitionspartner bei Tafeln aus Plastik. "Die Pappe hat keine bessere Umweltbilanz als die Plastikschilder", meint Kreisel. "Diese lassen sich nach dem Schreddern wiederverwenden und sind bei schlechtem Wetter haltbarer."

Dem widerspricht SPD-Sprecherin Molkentin: "Wir haben die Pappschilder drei Monate lang im Garten unserer Parteizentrale getestet und waren mit der Haltbarkeit zufrieden", berichtet sie. Dies kann auch Budke von den Grünen bestätigen, die schon lange auf Pappe setzen: "Beim ersten Einsatz im Bundestagswahlkampf sind sie noch im Regen aufgeweicht, das war furchtbar", erinnert sich die Landesvorsitzende. "Inzwischen ist die Haltbarkeit sehr gut."

CDU, AfD und FDP wollen auf das Recycling der Plastikplakate achten

Wie die Linke bleiben auch CDU, AfD und FDP dagegen bei den Plakaten aus Kunststoff. "Wir haben aber mit unserem Lieferanten ausgemacht, dass er diese wieder abholt und ordnungsgemäß recycelt", sagt CDU-Landesgeschäftsführer Gordon Hoffmann. Genauso halte es auch die AfD, sagte deren Parteisprecher Detlef Frye.

Bei den Werbegeschenken setze aber auch die CDU auf nachhaltige Produkte, betont Hoffmann: "Wir haben einen 3-Meter-Zollstock aus Holz, Flaschenöffner aus Metall und Anstecker aus Blech und Emaille", zählt er auf. Allerdings verteilt die CDU noch Kugelschreiber aus Plastik. "An einem Stand gehen 200 Kulis weg - das würde zu teuer."

FDP-Sprecher Christian Engelland erklärte, die Auswahl der Werbemittel sei allein Sache der Kandidaten und Kreisverbände. "Wir halten es für nicht liberal dazu den einzelnen Bestellern zentrale Vorschriften vorzugeben", meinte er.

Landeschef Péter Vida von BVB/Freie Wähler sieht sich unterdessen bei der Nachhaltigkeit ganz weit vorn. Zwar seien die Plakate aus Kunststoff räumt er ein. "Aber wir verwenden unsere Plakate von der Kommunalwahl noch einmal!" Die Themen Flughafen BER, Windkraft und direkte Demokratie hätten sich nicht geändert. "Es wird nur ein neues Plakat geben", so Vida. Auch das Plakat zum Kommunalwahlkampfhit Straßenausbaubeiträge wird recycelt. "Im Text "Straßenbaubeiträge bald abgeschafft" wird das "bald" mit einem "jetzt" überklebt."

Klaus Peters dpa

Zur Startseite