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Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben.

© Jörg Carstensen/dpa

Landtagswahl Brandenburg: CDU-Chef Senftleben überrascht mit seiner Landesliste

Der CDU-Parteichef Ingo Senftleben setzt vor der kommenden Landtagswahl auf mehr Frauen und neue Gesichter. Doch wie reagieren die Verlierer darauf?

Potsdam - Es geht um die  Landtagsmandate und die Begehrlichkeiten sind groß: Nun hat Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben quasi im Alleingang seinen mit Spannung erwarteten Vorschlag für die Landesliste der Union zur Landtagswahl am 1. September vorgelegt - und zwar einen mit handfesten Überraschungen: Alte CDU-Kämpen oder Abgeordnete mit mäßiger Bilanz werden auf hintere Plätze versetzt, um vorn Platz für Frauen und neue Gesichter zu machen. Erstmals sind alle 18 Kreisverbände unter den Top 21, damit alle Regionen in der künftigen Fraktion vertreten sind, wie es heißt.

Auf Platz zwei landet Kristy Augustin

Senftleben, der die CDU zum Wahlsieg führen will, brachte seinen Personal-Wunschzettel am Abend in den Landesvorstand ein - und durch. Die Senftleben-Liste wurde mit 23 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und drei Enthaltungen angenommen, ohne Veränderungen. Mit der Liste hat so wohl niemand gerechnet: Nach Senftleben als Spitzenkandidat folgt – ein Signal – auf Platz zwei die Landtagsabgeordnete Kristy Augustin aus Märkisch-Oderland, die wie Senftleben für ein modernes, liberaleres Familien- und Frauenbild der Union steht. Neue Gesichter ganz vorn sind auf Platz vier Karin Lehmann, Vizelandeschefin der CDU, Geschäftsführerin des Kreissportbundes Oder-Spree und auch CDU-Kreischefin dort, und Annett Polle auf Platz sechs, die in der Uckermark lebt, Chefin der Sparkasse Fürstenwalde ist. Sie soll sich in der neuen Fraktion um Handwerk und Mittelstand kümmern.

Mit dem Landtagsabgeordneten Frank Bommert, der für diese Felder bislang zuständig war, war Senftleben möglicherweise nicht zufrieden. Bommert, obwohl Kreischef in Oberhavel, findet sich auf der Liste erst auf dem unsicheren Platz 25. Bommert hatte Senftleben wegen dessen Aussage, notfalls eine Koalition mit der Linkspartei nicht auszuschließen, öffentlich kritisiert. Größter Verlierer ist der Landtagsabgeordnete Andreas Gliese, Agrarsprecher der CDU, der mit Listenplatz 43 bestraft wird. 

Senftleben versucht, auch Saskia Ludwig einzubinden

Dagegen versucht Senftleben, die frühere Landesvorsitzende Saskia Ludwig einzubinden, die Chefin des größten Kreisverbandes Potsdam-Mittelmark ist, und für ein konservativeres Profil der Union steht. Er hat sie nach Landtagsvizepräsident und Havelland-Kreischef Dieter Dombrowski (7) auf den achten Listenplatz gestellt – noch vor die frühere Justizministerin und Vizeparteichefin Barbara Richstein (10). Senftlebens engere Führungscrew ist unter den ersten zehn, mit Generalsekretär Steeven Bretz (3), Vizelandesparteichef und Landesgeschäftsführer Gordon Hofmann (5) sowie dem parlamentarischen Geschäftsführer Jan Redmann (9). Die bisherigen Landtagsabgeordneten Rainer Genilke, Michael Schierack, Roswitha Schier, Danny Eichelbaum und Björn Lakenmacher folgen auf den Plätzen 11 bis 15. Mit Vizelandeschefin Anja Schmollak, der Brandenburger CDA-Vorsitzenden, auf Platz 19 wäre die Arbeitnehmerorganisation der Union erstmals in der Fraktion vertreten. Nach den aktuellen Umfragen käme die CDU etwa auf 21 Abgeordnete, wie bisher auch.

Senftlebens Vorschlag – das Verfahren und der Mix – unterscheidet sich von der früheren Praxis der Brandenburg-CDU, als die begehrten Listenplätze nach Mehrheits- und Machtverhältnissen vorher ausgehandelt worden waren. Das birgt, obwohl Senftleben mit dem Landesvorstand die erste Hürde nahm, ein Risiko. Die Liste soll auf einem Landesparteitag am 15. Juni beschlossen werden. Mit Spannung wird erwartet, ob sich Verlierer mit Kampfkandidaturen einen besseren Listenplatz erkämpfen wollen. Die Verabschiedung der Landesliste wird ein weiterer Gradmesser sein, ob und wie die Union Senftleben folgt.

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