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Update

Krebsmedikamente-Skandal: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Lunapharm

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die Lunapharm-Geschäftsführerin wegen Verstößen gegen das Arzneimittelrecht erhoben.

Potsdam - Der Lunapharm-Skandal wird zum Fall für die Strafjustiz: Gegen die Geschäftsführerin des Brandenburger Pharma-Unternehmens Lunapharm Anklage wegen des gewerbsmäßigen Handels mit gefälschten Arzneimitteln erhoben. Mitangeklagt seien ein deutscher Betreiber einer Apotheke in Griechenland und ein weiterer Beschuldigter wegen Beihilfe, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam am Mittwoch mit. Einen entsprechenden PNN-Bericht von Anfang Oktober hat ein Vertreter nun gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Lunapharm war in Verdacht auf Handel mit Krebsmedikamenten unklarer Herkunft geraten. Es ist ein Tatbestand auf den Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren Haft stehen. 

Noch Ende Juli hatte Lunapharm - während der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen - auf einer Pressekonferenz in Potsdam alle Vorwürfe zurückgewiesen. Ihre Firma habe zu keiner Zeit mit gestohlenen Medikamenten gehandelt, sagte Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne K. dort. Sie habe nur Medikamente vertrieben, die sie auch ihrer Mutter, ihrer Tochter oder sich selbst geben würde.

Defizite in der Arzneimittelüberwachung

Das Brandenburger Gesundheitsministerium wollte sich zu der Anklage nicht äußern. Dies sei nun Sache der Justiz, sagte ein Sprecher. Lunapharm hatte gegen das Landesgesundheitsamt im Juli Schadenersatz in Höhe von 70 Millionen Euro geltend gemacht, nachdem das Amt der Firma Anfang des Jahres die Herstellung von Medikamenten und den Handel verboten hatte. Dazu wollte sich der Ministeriumssprecher mit Hinweis auf das laufende Verfahren ebenfalls nicht äußern. Der Skandal, der vergangenes Jahr bundesweit für Schlagzeilen sorgte, hat nach dem Bericht einer unabhängigen Expertenkommission auch Defizite bei der Arzneimittelüberwachung im Land offenbart. Der Bereich wurde inzwischen aufgestockt.

Die Lunapharm-Kommission hat ein eigenständiges Ministerium für Gesundheit und Pflege empfohlen, was nun im Zuge der Kenia-Koalitionsverhandlungen aktuell werden kann. Wegen des Skandals, den das ARD-Magazin „Kontraste“ aufdeckte, hatte 2018 Brandenburgs damalige Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) ihren Rücktritt erklärt. Lunapharm war in Verdacht geraten, mit gestohlenen Krebsmedikamenten aus Griechenland und Italien gehandelt zu haben.

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