zum Hauptinhalt

Kommentar: Brandenburg macht's Berlin vor

Die Brandenburger wussten, warum sie die Geheimverhandlungen mit Tesla in den letzten Monaten ohne Berlin führten. Von der Teslas Gigafactory profitieren werden beide. 

Potsdam - Es ist ein spektakulärer Coup, der Brandenburger Regierung – vor allem: Wirtschaftsminister Jörg Steinbach - da in einer Geheimoperation gelungen ist: Der Weltkonzern Tesla will seine neue Giga-Fabrik tatsächlich in der Mark hochziehen, am südöstlichen Berliner Autobahnring, eine viertel Stunde vom künftigen Airport der Hauptstadtregion entfernt. In Brandenburg, das seit einiger Zeit selbstbewusst und offensiv mit dem Slogan wirbt: „Es kann so einfach sein“ Es geht um eine Milliardeninvestition, die größte seit 1990 in diesem Umbruchland. Um ein High-Tech-Werk für das 21. Jahrhundert, für Energiewende und Elektromobilität, in dem einmal 7000, 8000, vielleicht sogar zehntausend Menschen arbeiten werden. Es wird Wirkungen bis in die Lausitz haben, wo das Ende der Braunkohle naht. Tesla hat einen Standort in Europa gesucht, Grünheide ist es geworden. Wie haben die Brandenburger, gern als Provinz belächelt, das nur hingekriegt?

Noch stehen Genehmigungsverfahren aus

In der Wirtschaft gilt: Das Ergebnis zählt. Und das belegt, dass jenseits der objektiven Lagefakten – Metropolregion, Autobahn, Gleis, Industriefläche, Flughafen, Fachkräfte - Profis am Werk waren. Solide, diskret, Wirtschaftsförderung auf der Höhe der Zeit. Das alles hat sich offensichtlich ausgezahlt. Klar ist, dass eine Ankündigung eine Ankündigung ist. Dass mit der gleichen Professionalität noch genügend Hürden zu nehmen sind, etwa bei den Genehmigungsverfahren, damit die neue Fabrik wirklich 2021 stehen kann. Es wäre für Deutschland eine Rekordzeit. Und der BER, nicht weit entfernt, für den die Politik vor einem Vierteljahrhundert den Startschuss gegeben hatte, lässt abschreckend grüßen. Aber was sagt der Megadeal, die Ansiedlung der neuen Fabrik im Speckgürtel, eigentlich über das Verhältnis von Berlin und Brandenburg aus?

Tja, genau genommen, dass es ein Nicht-Verhältnis ist. Jeder macht seins, jenseits der Phrasendrescherei der Politik und von Fusions-Träumereien, die alle Jahre wieder mal aufploppen. Immer aus Berlin; in Brandenburg lösen sie mittlerweile nicht einmal mehr ein müdes Gähnen aus. Die Tesla-Ansiedlung ist eben nicht auf eine gemeinsame Ansiedlungspolitik, auf ein aktives gemeinsames Werben zurückzuführen, das beide Regierungen gern beschwören. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Berlin hat es - und zwar im Alleingang - selbst versucht. 

Typisch Berlin

2018 hat Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) in einem Brief an Elon Musk geworben, die neue Fabrik in Berlin zu errichten, innerhalb der Stadtgrenzen, konkret in Marzahn, Berlin-Buch, vielleicht in Tegel. Brandenburg wurde von Pop mit keinem Wort erwähnt. Kleinkariert, Inselmentalität. Trotzdem tut Pop jetzt so, als sei die Ansiedlung auf Berliner Aktivität zurückzuführen - Zitat: "Wer Visionen hat, kommt nach Berlin!“, „Das Werben hat sich gelohnt“, „Berlin spielt in der Champions League und kann auch international mit Boomstädten wie Shanghai mithalten“. Irgendwie typisch, für Berlin. Oder wie der Volksmund zu sagen pflegt, pardon: große Fresse, nichts dahinter. 

Die Brandenburger wiederum wussten schon, warum sie die Geheimverhandlungen mit Tesla in den letzten Monaten allein geführt haben – und Verantwortliche in der Hauptstadt der Schaumschlägerei und Geschwätzigkeit lieber nicht einweihten. Das Risiko, dass es dann mit der Gigafactory nichts wird, wäre zu groß gewesen. Was folgt daraus? Manchmal zahlt es sich aus, wenn beide Länder getrennt marschieren, und am Ende Brandenburg und Berlin trotzdem gemeinsam profitieren. 

Zur Startseite