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Wieder ein Mann: Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup holt einen Chefjuristen an Bord.

© Bernd Settnik/dpa

Flughafen BER: Streit über fehlende Frauen an der Spitze

Die Flughafengesellschaft bekommt einen neuen Chefjuristen - und wird mehr und mehr zur Männerwirtschaft. Im Aufsichtsrat aber wurde über die Personalie heftig gestritten. 

Potsdam - Noch ein Neuer am BER, aber erst nach Zoff im Aufsichtsrat: Die von Manager Engelbert Lütke Daldrup geführte Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) hat in aller Stille einen neuen Chefjuristen angeheuert. Nach PNN-Informationen wird Kai Bonitz, 41, bisher Leiter für Recht und Unternehmensentwicklung beim Konzern Gegenbauer (18.000 Mitarbeiter), die Leitung der FBB-Abteilung Recht, Compliance und Revision übernehmen. Er wird damit auch für diverse laufende Prozesse mit Firmen um die unvollendete BER-Baustelle zuständig sein.

Der Neue verdient mehr als Woidke

Es geht um einen Spitzenjob, dem Vernehmen nach mit einem Jahressalär von 160 000 Euro. Das ist etwas weniger als Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und etwas mehr als Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) verdienen. Der FBB-Aufsichtsrat hat der Personalie auf der letzten Sitzung vor eineinhalb Wochen in Berlin-Tegel zugestimmt, allerdings nach Kontroversen und mit knapper Mehrheit. Für die Vorlage Lütke Daldrups, dem als Vorsitzenden der Geschäftsführung die Rechtsabteilung direkt untersteht, gab es dem Vernehmen nach nur elf Ja-Stimmen. Das Gremium zählt 20 Mitglieder, eine Hälfte stellen die Arbeitnehmer, die andere die drei öffentlichen Eigentümer.

Der Unmut sei erheblich gewesen, heißt es. So haben sich mehrere Berliner und Brandenburger Aufsichtsräte bei der Abstimmung enthalten. Wie es heißt, habe der Ärger weniger an Profil und Performance von Bonitz gelegen, der von einem von der FBB beauftragten Headhunter – dem gleichen wie bei letzten FBB-Personalien – gefunden wurde. Eine Ausschreibung gab es nicht. Vielmehr sei es nicht nachvollziehbar, warum keine geeignete Juristin gefunden wurde, heißt es.

Berlin und Brandenburg wollen eigentlich mehr Frauen in Führungsjobs 

Tatsächlich betonen der rot-rot-grüne Senat in Berlin ebenso wie das rot-rot regierte Brandenburg regelmäßig, viel für Frauen in Führungsjobs zu tun. Die Flughafengesellschaft, deren Hauptgesellschafter Berlin und Brandenburg sind, ist eines der größten Unternehmen der Hauptstadtregion. Weil die Firma mit den Passagierzahlen wächst, inzwischen 2000 Mitarbeiter beschäftigt, war 2017 die Geschäftsführung sogar extra um einen Personal-Geschäftsführer – Manfred Bobke von Carmen – erweitert worden.

Doch die Chefetage ist und bleibt (fast) eine reine Männerwirtschaft. In der Führungsebene direkt unterhalb der dreiköpfigen Geschäftsführung – dort ist Heike Fölster (Finanzen) die einzige Frau – sind laut FBB-Organigramm von insgesamt 14 Posten zwei mit Frauen besetzt. Das sind die Bereiche „Einkauf“ und „Umland“. Und 2018 hat es auf dieser Führungskräfte-Ebene schon einige Neubesetzungen gegeben: So hat gerade der neue Technik-Betriebsleiter Carsten Wilmsen seinen Job in Schönefeld angetreten. Er kommt vom Flughafen München und soll nun das BER-Erweiterungsprogramm managen. Im Sommer war Patrick Muller, ein international erfahrener Flughafenmanager, zum neuen Leiter für „Operations“ berufen worden. Er ist Betriebsleiter für Tegel, Schönefeld, wird es später auch für den BER sein. Sein Vorgänger Elmar Kleinert, als „Mister TXL“ bekannt und anerkannt, hatte es vorgezogen, als Flughafenchef nach Bremen zu wechseln. Wie es heißt, soll er auch unzufrieden mit den Zuständen in der FBB gewesen sein. Nun folgt ein Wechsel in der Rechtsabteilung, da der langjährige Chefjurist Gottfried Egger, Urgestein und graue Eminenz, altersbedingt aufhört. Im Rampenlicht stand Egger ein einziges Mal, 2015, als Zeuge im Berliner BER-Untersuchungsausschuss. Egger bekannte dort, dass man im Prozess mit dem 2012 gefeuerten Ex-Flughafenchef Rainer Schwarz, als der dann erfolgreich seine Millionenabfindung einklagte, extra nur mit „angehaltener Bremse“ dagegengehalten habe.

In der FBB ist aktuell wieder ein Posten zu besetzen: Till Bunse, Leiter für „Commercial“, hat im Sommer gekündigt.

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