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2018 soll der erste Flieger starten – aber das wird nur schwer zu schaffen sein.

© dpa / Patrick Pleul

Flughafen BER: Auch 2018 ist nur schwer zu schaffen

Wieder wurde ein BER-Eröffnungstermin abgesagt, mit 2017 wird es ganz offiziell nichts mehr. Aber kann es klappen, den Flughafen im kommenden Jahr zu eröffnen? Die Probleme sind gewaltig.

Schönefeld - Den nächsten, bitte! Nachdem der BER-Start nunmehr auch für 2017 abgesagt wurde, diesmal begründet mit nicht funktionierenden Türen, ringen die Verantwortlichen der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) um einen neuen Eröffnungstermin. Wenn der Aufsichtsrat am 7. Februar erstmals in diesem Jahr zusammenkommt, wird zu klären sein, wie groß die Auswirkungen der jüngsten Krise sind. Vorher will Michael Müller (SPD) die BER-Firmen – ein Who is Who deutscher Hochtechnologiekonzerne – auf einer Baukonferenz im Roten Rathaus ins Gebet und in die Pflicht nehmen. Im Januar vor einem Jahr hatte Berlins Regierender, der gleichzeitig BER-Chefaufseher ist, das schon einmal getan. Müller hat jüngst öffentlich bereits als Ziel vorgegeben, „im Frühjahr zuverlässige Aussagen über einen Eröffnungstermin 2018 treffen zu können“. Ein PNN-Check, wie es am BER steht.

Ein Kampf um jede Automatiktür

Es sind aktuell rund 800 Automatik-Türen, die nicht funktionieren. Sie lassen sich zwar manuell öffnen und schließen. Aber die Feinsteuerung bekommen Flughafen und Baufirma Bosch bisher nicht in den Griff. Die Türen sind an diverse elektronische Systeme im Terminal angeschlossen, müssen auch über die Entrauchungsanlage und über Sicherheitssysteme mit Kartenlesern gesteuert werden. Alles dauert lange. Es sei „ein Ringen um jede einzelne Tür“, berichtet ein Insider. Die Firma Bosch habe bislang 25 Türen pro Woche geschafft, maximal 100 im Monat. Bei diesem Tempo wäre man erst im September fertig. Und bei der Sprinkleranlage, dem zweiten akuten Problem, wird man erst in einigen Wochen wissen, ob und wo die Anlage im Terminal nachgerüstet werden muss. Nämlich dann, wenn für die Abnahme erforderliche, bislang versäumte Berechnungen zur Funktionsfähigkeit der um 25 000 Sprinklerköpfe erweiterten Anlage vorliegen. Nötig war die Erweiterung, weil bei der BER-Sanierung 800 Räume nachträglich ans Entrauchungssystem angeschlossen wurden. Vor Sommer 2017 ist es nach PNN-Informationen nicht zu schaffen, den Flughafen baulich fertigzustellen. Das war für März 2016, dann für den Juli vorigen Jahres, zuletzt für Januar 2017 geplant. Das Fertigbauen hatte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld, aber auch Müller, bislang als Voraussetzung genannt, um seriös einen Starttermin festlegen zu können. Und es folgt noch die Technische Inbetriebnahme, also umfassende Tests und Abnahmen aller Systeme. Abarbeitungsstand: 13 Prozent. Dabei kann noch viel passieren.

Risikomanagement und Kontrolle

Brandenburgs Rechnungshof mahnt nach dem jüngsten Fiasko erneut ein besseres Risikomanagement an. Zudem habe es schon 2012 „ Probleme bei der elektronischen Ansteuerung der Automatiktüren im Terminal und hinsichtlich der Dimensionierung der Sprinkleranlage“ gegeben, erklärte die Behörde auf Anfrage. In den vergangenen Tagen hatten Müller, aber auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der Bund als dritter BER-Eigner vor allem auf die Verantwortung der Geschäftsführung verwiesen, also auf Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Der Rechnungshof hingegen sieht die Kontrolleure auch selbst in der Pflicht. Man habe schon 2015 darauf hingewiesen, „dass das Risikomanagement der FBB verbessert werden muss und der Aufsichtsrat in Bezug auf den BER – gerade nach der Erfahrung in der Vergangenheit – verstärkt in der Pflicht ist, sich selbst aktiv zu informieren“, heißt es. „Das bedeutet vor allem, sich nicht mehr nur auf Informationen der Geschäftsführung zu verlassen, sondern projektinterne Berichte selbst zu prüfen und relevante Bauakteure selbst zu befragen.“

Und wann wird der BER eröffnet?

Im Frühjahr 2017 wird vieles noch zu unwägbar sein, um seriös einen Eröffnungstermin festzulegen. „Es wäre ein politischer Termin“, sagt ein Aufsichtsrat. Möglich wäre es frühestens nach Bauende, also nicht vor Sommer 2017, der Aufsichtsrat tagt im September regulär. Der Bund fordert zudem, dass der Starttermin 13 Monate vorher bekannt gemacht wird. Mit all diesen Prämissen ist es bereits unmöglich, den neuen Flughafen im März 2018 in Betrieb zu nehmen. Und sogar für den Herbst und damit für das von Mühlenfeld und Müller formulierte Zieljahr 2018 wird es eng. 

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