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Energiepolitik in Brandenburg: Kirche mischt sich in Kohle-Debatte ein

Die Lausitz steht wegen der Pläne des Energiekonzerns Vattenfall für neue Braunkohle-Tagebaue vor einer Zerreißprobe, ein Kirchentag soll nun nach Lösungen suchen - auch nach einem Plan B.

Potsdam/Cottbus - Die evangelische Kirche will die Debatte über neue Tagebaue und die Zukunft der Lausitz ohne Braunkohle jetzt vor Ort vorantreiben und moderieren. In der Lausitz ist dazu im Jahr 2015 ein regionaler Kirchentag der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo) geplant. „Wir erleben in der Lausitz eine Zerreißprobe durch die Frage, ob es neue Braunkohletagebaue geben soll“, sagte Landesbischof Markus Dröge der „Lausitzer Rundschau“. Christen würden um ihre Heimat bangen, wenn ein Dorf abgebaggert werden solle. Andere fürchten um ihren Arbeitsplatz. „Wir sagen als Kirche: Braunkohle kann nur noch eine Brückentechnologie sein, die gewisse Zeit aufrechterhalten wird“, betonte er. Auf dem Kirchentag unter dem Motto „Gut leben in der Lausitz“ sollen alle Befürchtungen, aber auch Zukunftskonzepte diskutiert werden.

Wie berichtet hatte Dröge erst Mitte Dezember dem brandenburgischen Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vor richtungsweisenden Entscheidungen in der Energiepolitik zugunsten neuer Tagebaue gewarnt. Bei einem Gespräch in der Staatskanzlei hatte der Landesbischof die klimapolitische Grundsatzposition der Kirche zum „Einstieg in den Ausstieg“ deutlich gemacht und um einen Aufschub bei der anstehenden Entscheidung über den geplanten Tagebau Welzow-Süd II gebeten. Schon das Braunkohleplanverfahren war im Sommer auf Bitten der Landeskirche um vier Wochen verlängert worden. Im Dezember hatte die Landeskirche ihre Position in einer Stellungnahme beim Erörterungsverfahren zu dem vom Energiekonzern Vattenfall geplanten Tagebau betont. Aus der Brückentechnologie der Braunkohleverstromung dürfe „keine zu lang gestreckte Brücke“ werden, hieß es. Bei der Anhörung waren Zweifel laut geworden, ob überhaupt Bedarf an neuen Tagebauen besteht. Sollten die Pläne umgesetzt werden, droht Brandenburg seine eigenen Klimaschutzziele zu verfehlen. Zudem gibt es breite Kritik, weil bislang für die Lausitz ein Plan B für eine Zeit nach der Braunkohle-Ära noch nicht einmal angedacht ist.

Ministerpräsident Woidke dagegen hält an der Braunkohleverstromung in der Lausitz auch über das Jahr 2050 hinaus fest und begründet das mit Versorgungssicherheit, bezahlbaren Strompreisen und Sicherheit für die Industrie inklusive der Arbeitsplätze dort. Woidke saß bei den Koalitionsverhandlungen von Schwarz-Rot mit am Verhandlungstisch und machte sich dort auch für die Braunkohle stark.

Der Energiekonzern Vattenfall plant ingesamt fünf neue Tagebaue in der Lausitz. Mehrere Dörfer drohen abgebaggert zu werden, mehr als 3000 Menschen müssten umgesiedelt werden. Die Vattenfall-Kraftwerke stehen wegen des hohen Ausstoßes von Kohlendioxid seit Jahren in der Kritik. axf/dpa/epd

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