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Ehe für alle: Hunderte gleichgeschlechtliche Ehen in Brandenburg geschlossen

Seit der Gesetzesnovelle vor zwei Jahren haben in Brandenburg bisher Hunderte gleichgeschlechtliche Paare den Bund der Ehe geschlossen - viele davon in Potsdam. Anfangs gab es dabei in vielen Kommunen noch ein Problem mit dem Computersystem.

Potsdam - In Brandenburg sind in den vergangenen zwei Jahren Hunderte gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen worden. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Mitunter die meisten gleichgeschlechtlichen Eheschließungen gab es dabei in der Landeshauptstadt Potsdam. „Allein im vergangenen Jahr fanden 94 Trauungen statt“, berichtete Stadtsprecherin Juliane Güldner. In diesem Jahr seien es bisher 57 gewesen. Seit dem 1. Oktober 2017 ist die „Ehe für alle“ in Deutschland möglich. 55 gleichgeschlechtliche Paare sind seit 2017 in Oranienburg (Oberhavel) den Bund der Ehe eingegangen, 27 in Frankfurt (Oder) und 12 in Cottbus. Ein Großteil der Paare war zuvor schon über eine eingetragene Lebenspartnerschaft miteinander verbunden. „Diese sind dann in eine Ehe umgewandelt worden“, sagte Güldner. Dazu mussten sich die Partner noch einmal beim Standesbeamten vorstellen.

In Frankfurt (Oder) trauten sich mehr Frauen als Männer

Während beispielsweise in Cottbus laut Pressesprecher Jan Gloßmann mehr männliche als weibliche Paare getraut wurden, dominieren in Frankfurt (Oder) und Oranienburg bisher die Frauen. In Potsdam ist das Verhältnis fast ausgeglichen. Bei den Eheschließungen, ob hetero- oder homosexuell, müssen die Paare nicht unbedingt aus der Kommune stammen. „Grundsätzlich melden sich dabei auch viele Paare in Oranienburg an, die aus dem Umland oder Berlin stammen“, sagte Stadtsprecherin Stefanie Steinicke-Kreutzner. Das barocke Schloss mit seinem Standesamt und die Orangerie im Schlosspark als Außenstelle seien bei den Paaren gut gefragt. „Dabei spielt sicherlich auch die mittlerweile schwierige Suche nach einem freien Termin eine Rolle“, sagte die Sprecherin. Bis ins erste Jahr nach der Gesetzesnovelle hatten viele Brandenburger Kommunen zunächst Probleme mit der Darstellung der Partner im Computersystem, in Potsdam sogar noch bis Ende Oktober 2018. „Gleichgeschlechtliche Ehen konnten mit der im Standesamt verwendeten Software im elektronischen Register nur mit einer fehlerhaften Bezeichnung der Ehegatten beurkundet werden“, berichtet die Potsdamer Sprecherin Güldner.

Die Software kannte nur Ehemann und Ehefrau

So sei einer der Ehegatten stets mit dem Leittext Ehemann und der andere Ehegatte mit Ehefrau bezeichnet worden, obwohl es sich entweder um zwei Männer oder zwei Frauen handelte. In vielen Kommunen konnten die Fehler aber behoben und alle zuvor fehlerhaft gestalteten Einträge nachträglich richtiggestellt werden.

Nach der standesamtlichen Eheschließung haben Paare auch die Möglichkeit, sich kirchlich trauen zu lassen. Viel Gebrauch wurde davon in Brandenburg zumindest bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) von gleichgeschlechtlichen Paaren nicht gemacht. 2018 habe es lediglich sieben gleichgeschlechtliche Trauungen gegeben, sagte Sprecherin Heike Krohn-Bräuer.

Von 2002 bis 2016 war es in der EKBO bereits möglich, dass Paare in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft in einer Andacht um den Segen Gottes für ihren gemeinsamen Weg bitten konnten. „Seit April 2016 sind diese Traugottesdiensten liturgisch und rechtlich gleichgestellt“, erklärte Krohn-Bräuer. (dpa)

Christian Bark

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