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Abstand im Klassenzimmer wie hier an der Comenius-Grundschule in Oranienburg ist oberstes Gebot. 

© Paul Zinken/dpa

Coronakrise in Brandenburg: Kinder können teils zurück an Kitas und Schulen

Vor den Sommerferien gehen alle Kinder in Brandenburg noch einmal zur Schule oder in die Kita - für ein paar Tage. Ein Überblick über den Plan des Landes. 

Potsdam - Nur noch sechs Wochen bis zu den Sommerferien in Brandenburg: Vorher sollen alle Kinder, allerdings die meisten nur tageweise, ab 25. Mai Schulen und Kitas besuchen dürfen. Das sieht der weitere Fahrplan für die Wiederinbetriebnahme der wegen der Corona-Pandemien gesperrten Schulen und Kitas im Land vor, den Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Dienstag nach der Sitzung des Kenia-Kabinettes in Potsdam vorstellte, vor. Am Ausnahmezustand für Familien in Brandenburg, wo mit dem tageweisen Schulbesuch nach wie vor viele ihre Kinder selbst unterrichten und betreuen müssen, wird sich trotz der vorsichtigen Öffnung kaum etwas ändern. Ein PNN-Überblick, was die Ankündigungen von Ernst konkret bedeuten.

Wie lange müssen Kita-Kinder noch zu Hause bleiben? 

Es geht um die Kleinsten, die unter Drei-Jährigen im „Krippenalter“, und um die Drei- bis Sechsjährigen, die sich der Einschulung nähern. Jedes Kind, das in einer Kita betreut wird, soll laut Ernst ab „letzter Mai-Woche, wahrscheinlich ab 25. Mai“, so Ernst, „mindestens einmal wöchentlich betreut“ werden. An welchem Wochentag soll von den Einrichtungen in Abstimmung mit den Eltern verbindlich festgelegt werden. Wenn räumliche Kapazitäten für eine Ausweitung bestehen, haben die Fünfjährigen – die Vorschulkinder im letzten Jahr vor der Einschulung – Vorrang. „Sie wollen sich ja in ihren Kitas noch einmal verabschieden“, sagte Ernst. Derzeit werden nach Auskunft der Ministerin im Landesschnitt etwa 30 Prozent der Kinder, die sonst eine Einrichtung besuchen, in der inzwischen erweiterten „Notbetreuung“ versorgt, in einigen Kreisen jedes zweite Kind. Brandenburg liege da bundesweit im Vorderfeld, so Ernst. Der Kita-Vorschlag muss noch mit Kommunen und Trägern abgestimmt werden. Gelten soll das Ein-Tage-Modell auch für die Ferienzeit „bis August 2020“. Für die, die Kinder in dem Alter haben, und keine Notbetreuung, bleibt es bis August beim Ausnahmezustand.

Wie geht es weiter an den Grundschulen? 

Für die Sechstklässler hatte der direkte Unterricht Ende April begonnen, für die Fünftklässler am Montag – unter strengen Hygiene- und Abstandsregularien. Nun sollen die Jahrgänge der ersten bis vierten Klassen doch noch mal in die Schule dürfen, ein bisschen – ab 25.Mai zwei Tage in der Woche. Sie haben bis zu den Ferien damit noch acht Tage Unterricht direkt in der Schule. Das ist das Regelmodell. Das führt nach dem von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verkündeten Fahrplan dazu, dass die Jahrgangsstufen 5 und 6, die seit Montag überwiegend jeden Tag in der Schule sind, ab 25.Mai dann wieder nur noch einen Tag in der Schule sind. Das sei keine leichte Entscheidung gewesen. Aber die Fünften und Sechsten, so Ernst, „profitieren davon, dass sie schon viel Unterricht bekommen haben.“ Wenn es die Räumlichkeiten bei Wahrung der Abstandsregeln zulassen, wird der Unterricht für die Jahrgangsstufen Fünf und Sechs ausgeweitet. Ein zweites Modell sieht vor, dass die Jahrgangsstufen 1 bis 4 zwei bis drei Mal pro Woche vormittags die Schule besuchen, die Fünft- und Sechstklässler dann nachmittags. Das könne nur dort zum Tragen kommen, so Ernst, „wo der Schülerverkehr adäquat organisiert werden kann“, Schulbusse keine große Rolle spielen, also im Berliner Umland. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte mehrfach betont, auf die Kleinsten acht zu geben, auf das Kindeswohl. Ernst verwies darauf, dass es an den Schulen Präsenzangebote für Schüler aus Familien gibt, die über Heim-Unterricht schlecht erreicht werden. „Wir haben Sorge, dass es dort sonst Einbrüche in der Bildungsbiografie gibt, die später vielleicht gar nicht korrigiert werden können.“ Angaben, wie viele Kinder das Angebot aktuell landesweit nutzen, konnte die Ministerin nicht machen.

Was ist mit den Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien? 

An den weiterführenden Schulen haben die 9. und 10. Klassen bereits eingeschränkt Unterricht, mit einem Wechselmodell. Das wird nun auf die 7. und 8. Klassenstufen und die Fünft- und Sechstklässler der Leistungs- und Begabtenklassen an den Gymnasien ausgeweitet: Montag, Mittwoch und Freitag hat die eine Hälfte Unterricht, Dienstag und Donnerstag die andere, nach einer Woche wird gewechselt. Die Vorgabe ist, dass es zwei Mal pro Woche für alle Präsenzunterricht gibt. Ausnahme sind die 10. Jahrgänge, wenn sie ihre Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) absolviert haben. Auch mündliche? Nein. „In Brandenburg bleibt es bei den drei schriftlichen Prüfungen“, stellte Ministerin Ernst auf PNN-Nachfrage klar.

Unter welchen Bedingungen und Auflagen finden Unterricht und Betreuung statt?

Es gibt Abstands- und Hygienevorgaben, aber keine Maskenpflicht für Schüler und Lehrkräfte, Kita-Kinder und Erzieher. „Wir haben ein Hygienekonzept entwickelt. Im Kern setzt man auf Abstandhalten, Gruppen teilen, regelmäßiges Händewaschen und regelmäßiges Reinigen der Schulgebäude.“ Bekommen die Schulen zusätzliche Desinfektionsmittel? Ernst: „Desinfektionsmittel gehören nicht zu den Vorgaben der Hygienevorschriften.“

Was gilt für Lehrkräfte, die selbst zur Risikogruppe gehören? 

Brandenburg hat rund 18000 Lehrkräfte. Viele sind älter, haben Vorerkrankungen und gehören damit zur Coronarisikogruppe, was für die Schulorganisation zusätzliche Probleme bereitet. Lehrkräfte mit Vorerkrankungen werden nicht im Präsenzunterricht eingesetzt, so Ernst. Lehrkräften, die älter als 60 Jahre sind, ist es nach ihren Worten freigestellt. „Denen haben wir aber auch gesagt, dass wir ein freiwilliges Erscheinen in der Schule begrüßen.“ So verfahre die große Mehrheit der Bundesländer. Wie viele Lehrer gehören zur Risiko-Gruppe? 30 Prozent der Lehrer hätten laut Ernst Vorerkrankungen oder gehörten zur Kategorie „60plus“, stünden für den Präsenzunterricht also nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Das heißt, es gibt nicht nur zu wenige Räume, sondern auch die Zahl der Lehrer ist zu begrenzt, um den Unterricht wieder hochfahren zu können. Brandenburg stelle permanent ein, betonte Ernst, brauche zum nächsten Schuljahr tausend neue Lehrer. Für Kritik hatte gesorgt, dass jüngst Verträge mit Vertretungslehrern nicht verlängert worden waren. „Die Entscheidung ist Mitte März gefallen, als niemand wusste, ob es in diesem Jahr überhaupt noch Schule gibt“, sagte Ernst dazu. Man werde jetzt sehen, Verträge wieder zu verlängern oder neue zu schließen. „Wir werden, wenn wir ein klares Bild haben, das Vertretungsbudget intensiv nutzen und vielleicht überschreiten.“ Man denke da auch an Lehramtsstudenten. Auf Kritik, etwa des Pädagogenverbandes, dass es zu wenige Lehrer gibt, reagierte Ernst so: „Wir haben noch kein abschließendes Bild, der Pädagogenverband auch nicht, der vorsorglich warnt. Wir werden schauen, ob wir zusätzliches Personal benötigen.“ Ernst verwies zudem darauf, dass die Lehrkräfte, die nicht an den Schulen präsent sein können, ja im Homeschooling eingesetzt werden.

Wie geht es an den Schulen Brandenburgs nach den Sommerferien weiter? 

Zum Start nach den Ferien konnte Ernst noch nichts Konkretes ankündigen. „Das hängt vom Infektionsgeschehen ab“, sagte sie. Allerdings machte Brandenburgs SPD-Bildungsministerin keinen Hehl daraus, dass auch zum neuen Schuljahr 2020/21 der Unterricht noch nicht in früherer Normalität stattfinden kann, der Platz an den Schulen begrenzt ist. „Wir werden uns mit weiteren Räumen beschäftigen müssen.“ Man werde in einigen Wochen genauer wissen, so die Ministerin „was wir dann brauchen, und welche Hygieneregeln eingehalten werden müssen.“ An eine Verlegung der Sommerferien, die manche forderten, hat Ernst nie gedacht.

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