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Geschäftsführer Miloš Stefanovic.

© Ottmar Winter

Coronakrise in Brandenburg: Förderbank warnt vor Schließungswelle

Die Bürgschaftsbank Brandenburg zieht überraschend eine positive Bilanz für 2020, erwartet aber größere Ausfälle.

Potsdam - Bürgschaftsbanken sind dazu da, schwächelnden Unternehmen unter die Arme zu greifen – von daher verwundert es auf den ersten Blick, dass die Bürgschaftsbank Brandenburg im Corona-Jahr 2020 weniger Kredite vergeben hat, als im Vorjahr. Ein „pandemiebedingter Bürgschaftsboom“ sei ebenso ausgeblieben, wie größere Ausfälle bei den Kreditrückzahlungen, sagte Geschäftsführer Miloš Stefanovic bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz der Bürgschaftsbank Brandenburg: „Es war weitgehend ein normales Geschäftsjahr für uns.“

Zu Beginn der Pandemie sah das noch anders aus: In der ersten Lockdown-Woche wurde die Bürgschaftsbank förmlich von Anfragen überrollt und führte über 200 Beratungsgespräche mit verunsicherten Unternehmer:innen. Doch dann kam die „Bazooka“ des Finanzministers und die damit verbundene Haftungsfreistellung bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). „Einen derartigen, wenn auch notwendigen, staatlichen Eingriff in die Wirtschaft hat es noch nie gegeben“, so Stefanovic. Obwohl die Bürgschaftsbank pandemiebedingt ihre Konditionen verbesserte – die Bürgschaftsobergrenze wurde auf 2,5 Millionen Euro erhöht – und sogar eine 90-prozentige Übernahme von Kreditverlusten anbot, nutzten viele Unternehmen lieber die staatlichen Corona-Hilfen.

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213 Bürgschaften übernommen

Insgesamt übernahm die Bank im letzten Jahr 213 Bürgschaften mit einem Finanzvolumen von 86 Millionen Euro. Damit wuchs das Volumen um 6,2 Prozent im Vergleich zu 2019, während gleichzeitig die Zahl der Bewilligungen von 226 auf 213 sank. Viele davon wanderten nach Potsdam: Im Durchschnitt gehen seit Gründung der Bürgschaftsbank 53 Prozent aller bewilligten Kredite an Unternehmen aus der Landeshauptstadt.

Mit 19,5 Prozent lag der Handel 2020 an der Spitze der geförderten Branchen, gefolgt vom Handwerk (18,8 Prozent) und dem Bereich Dienstleistungen/Informationswirtschaft (16,2 Prozent). Stark gesunken ist dagegen die Nachfrage aus der Industrie: Von 21 Prozent im Jahr 2019 auf 13 Prozent im Jahr 2020.

Düstere Prognose

Fast 800 neue Arbeitsplätze wurden 2020 von Bürgschaftsunternehmen in Brandenburg geschaffen. Gebraucht wurden die Kredite vor allem für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen, coronabedingte Engpässe spielten nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch machte sich die Pandemie auch bei den rund 1600 Unternehmen im Bestand der Bürgschaftsbank bemerkbar: Bei 300 von ihnen hat die Bank die Tilgung der Kredite vorerst ausgesetzt. „Das haben wir schnell und unbürokratisch umgesetzt“, so Stefanovic, fügt jedoch an: „Es werden wahrscheinlich noch mehr werden.“

Die Prognose für 2021 ist düster, viele Brandenburger Firmen kämpfen um ihre Existenz: Die Bürgschaftsbank erwartet eine Schließungswelle bei kleinen und mittleren Betrieben, die wesentlich stärker von Liquiditätsengpässen und Eigenkapitalrückgang betroffen seien, als Großunternehmen. Das gelte besonders für Gastgewerbe und Einzelhandel sowie für die Reise-, Kultur- und Kreativwirtschaft. „Das bedeutet auch, dass auf die Kreditinstitute im laufenden Jahr eine Welle von Ausfällen zurollt“, sagte Stefanovic.

Optimistischer ist der Ausblick auf das kommende Jahr: Stefanovic rechnet damit, dass es 2022 aufgrund steigender Arbeitslosigkeit mehr Gründungen geben wird: „Wenn es weniger gute Arbeitsplätze gibt, entscheiden sich meist mehr Menschen zu Unternehmensgründungen, als wenn alle mit ihren Jobs zufrieden sind.“ Das Finanzvolumen der Bürgschaften werde steigen, die Ausfälle bei den Kreditrückzahlungen aber ebenfalls. „Und wir werden viel mehr Gespräche führen müssen“, so Stefanovic.

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