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Werden die Ferien für Brandenburgs Schüler kürzer?

© Armin Weigel/dpa

Corona und die Schulen: Brandenburg prüft kürzere Herbst- und Osterferien

Brandenburgs Schulen sind im Corona-Ausnahmezustand. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) denkt für das neue Schuljahr über Samstagsunterricht und kürzere Ferien nach, damit die Schüler Versäumtes nachholen. 

Potsdam – Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) schließt im neuen Schuljahr 2020/2021 eine Verkürzung von Ferien nicht aus, damit nach dem monatelangen eingeschränkten Schulbetrieb im Corona-Krisenmodus dann mehr Unterricht als früher stattfinden und Stoff nachgeholt werden kann.

Ernst bezog die Aussage nicht auf die am 24. Juni beginnenden Sommerferien, sondern den Neustart an den Schulen des Landes danach. „Wir denken über die Herbstferien und die nächsten Osterferien nach“, sagte Ernst am Mittwoch im Bildungsausschuss des Potsdamer Landtages. Es gehe darum, ob möglicherweise auch Ferien mit herangezogen werden müssen, um Schulabschlüsse zu sichern.

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Wie berichtet, schließt Ernst in diesem Zusammenhang auch nicht aus, dass es Samstagsunterricht geben könnte. „Das ist nicht entschieden. Aber ja, es steht zur Diskussion.“ Ob es in den bevorstehenden Sommerferien Schulangebote geben wird, mit denen Schüler Unterricht auf freiwilliger Basis nachholen können, ließ Ernst offen. „Über Ferienunterricht haben wir noch nicht entschieden. Ich bin aber keine Freundin eines permanenten Überbietungswettbewerbes.“ Zuvor hatte Berlin solche Modelle angekündigt. 

Britta Ernst (SPD), Brandenburgs Bildungs- und Jugendministerin.
Britta Ernst (SPD), Brandenburgs Bildungs- und Jugendministerin.

© Sören Stache / dpa

Schüler müssen sich zumindest in diesem Jahr keine Sorgen machen, wenn es schlechte Noten auf den Zeugnissen gibt. „Wir haben entschieden, dass niemand sitzen bleibt“, sagte Ernst. Denn man sei nicht in der Lage, zu entscheiden, ob schlechte Noten auf vorherige Leistungsrückstände oder die Corona-Ausnahmesituation zurückgehen.  „Wir setzen darauf, dass ein Schuljahr auch freiwillig wiederholt werden kann.“      Bis zu den Sommerferien gibt es an den Schulen in Brandenburg für alle Kinder tageweise direkten Unterricht. Ernst verteidigte die Entscheidung, dass die Fünft- und Sechstklässler, die seit 11. Mai weitgehend wieder reguläre fünf Tage in der Woche die Schule besuchen, ab 25. Mai wieder nur noch einen Tag dort unterrichtet werden. Die Räume würden benötigt, damit die Erst- bis Viertklässer, die seit Wochen zu Hause sind, zwei Tage in der Woche Unterricht haben. „Wir wollen, dass die Kleinen nicht vergessen, was Schule eigentlich ist“, sagte Ernst. Es sei eine „schmerzliche Abwägung“ gewesen. 

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Der Start zum neuen Schuljahr 2020/2021  hängt davon ab, unter welchen Bedingungen der Unterricht nach den Sommerferien an Brandenburgs Schulen wieder stattfinden kann. Wenn noch Mindestabstände erforderlich sind, dann wäre laut Ernst schon wegen der räumlichen Probleme noch kein Normalbetrieb möglich sein. „Wir setzen auf Wechselmodelle zwischen Online- und Präsenzangeboten“, betonte Ernst. „Wir sind auch gar nicht in der Lage, flächendeckend online zu unterrichten. Das wollen wir auch gar nicht.“  Zudem sind diese Wochen für das Ansehen der Lehrer in der Bevölkerung gut. „Die Schüler sagen: Die Eltern können nicht so gut erklären wie die Lehrer.“ 

Ernst weist AfD-Vorwürfe zurück

Vorwürfe der AfD, dass Brandenburg mit der stufenweisen, vorsichtigen Öffnung von Schulen und Kitas hinter anderen Bundesländern herhinke, sind nach Worten von Ernst haltlos. „Ich muss zurückweisen, dass wir Nachzügler sind.“ Sie verfolge sehr genau, was in anderen Ländern passieren, und zwar nicht nur die Überschriften, sondern auch das Kleingedruckte. Das laufe im Gleichklang. Als einziges Bundesland habe Sachsen einen Sonderweg versucht, die Öffnung aller Schulen ohne Mindestabstände, was aber prompt von Gerichten gekippt worden sei. „Das hat dort die dramatische Folge, dass die Schulpflicht aufgehoben werden musste.“ Für Brandenburg sei das kein Weg.

Arbeitsschutz für Lehrer

In der Abwägung gehe es auch um den Arbeitsschutz für die Lehrer vor Corona-Ansteckungen. Wie berichtet gehören 30 Prozent der Brandenburger Lehrer zu Risikogruppen, wozu bislang Lehrkräfte mit Vorerkrankungen und mit einem Alter von über 60 Jahren gezählt werden. Ernst machte deutlich, dass sie vor diesem Hintergrund verstärkte Tests von Lehrkräften auf das Coronavirus befürworten würde.  „Wir würden darüber sehr gerne weiter nachdenken“, so die Ministerin. „Auf jeden Fall erhöhen Tests das Gefühl der subjektiven Sicherheit.“ Für eine generelle Öffnung der Schulen und Kitas, wie sie die AfD fordert, sieht Ernst vorerst noch keine Möglichkeit. Es gebe dazu auch von der Wissenschaft zumindest bislang keine eindeutige Aussage. „Wir haben die Klarheit nicht“, sagte Ernst. „Aber wir lernen jede Woche dazu.“ 

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