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Schutzmasken sind derzeit Mangelware, werden aber von Ärzten dringend benötigt.

© Daniel Karmann//dpa

Brandenburgs Ärzte in der Coronakrise: Aufruf zur Beschlagnahmung von Schutzausrüstung

Wegen Lieferengpässen von Schutzmasken oder Desinfektionsmitteln stehen manche Praxen vor dem Aus. Der Hartmannbund und das Klinikum Neuruppin appellieren eindringlich an die Politik zu handeln.

Potsdam - Der Hilferuf von Brandenburger Ärzten in der Coronakrise, die unter schwierigen Bedingungen und ohne ausreichende Schutzausrüstung arbeiten müssen, wird immer lauter. „Ich bin entsetzt über das Unvermögen der Politik, die wichtigsten Schaltstellen in der Gesundheitsversorgung unserer Patienten mit existentiellen Schutzmitteln wie Masken, Kitteln und Schutzbrillen zu versorgen“, teilt der Vorsitzende des Hartmannbundes Brandenburg, der Rathenower Allgemeinmediziner Hanjo Pohle, mit. 

Falls nicht schnellstens ausreichende Schutzausrüstung für Praxen und Krankenhäuser zur Verfügung gestellt werde, sollten Beschlagnahmungen und Sicherstellungen dieser Produkte aus dem Handel – Baumärkte, Großhandel, E-Commerce – kein Tabu mehr sein, fordert Pohle. „Wie kann es sein, dass Baumärkte FFP2-Masken in Größenordnungen an Personen verkaufen, die von diesen gar nicht benötigt werden? Wie ist es möglich, dass manche Discounter noch Desinfektionsmittel an die Bevölkerung verkaufen und Arztpraxen angesichts der Lieferengpässe vor dem Aus stehen? Welchen Sinn ergibt es, dass mir ein Patient mit Rückenschmerzen und ohne Verdacht auf Corona mit einer FFP2-Maske gegenüber sitzt, während ich als Arzt entweder gar nichts oder seit Kurzem wieder ein chirurgisches Mundtuch trage?“, heißt es in Pohles Appell.

Dramatische Lage in Krankenhäusern wird deutlich

Ähnlich drastisch sind auch die Worte in einem offenen Brief des Aufsichtsrats der PRO Klinik Holding GmbH Neuruppin. Auch darin findet sich die Aufforderung zur „Beschlagnahmung und Bereitstellung aller bundesweit verfügbaren Mittel zur Desinfektion, aller verfügbaren Mittel für die Durchführung von Testverfahren sowie aller verfügbaren Mittel im Sinne der vorgeschriebenen persönlichen Schutzausrüstungen, um unsere Mitarbeiter wirksam zu schützen und den Wucherpreisen für benannte Artikel Einhalt zu gebieten, weil ansonsten die Kosten für Kliniken explodieren und unseriöse Anbieter profitieren“.

„Der Brief macht die dramatische Lage der brandenburgischen Krankenhäuser deutlich. Sie sind nicht am Limit, sondern längst darüber“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Ronny Kretschmer. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) müsse dringend und unbürokratisch handeln. 

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