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Brandenburg: Ehemaliger Generalstaatsanwalt Erardo C. Rautenberg ist tot

Der ehemalige Generalstaatsanwalt Rautenberg ist in der Nacht zu Dienstag im Alter von 65 Jahren an einer schweren Krankheit gestorben. Er galt als engagierter Kämpfer gegen Rechtsextremismus.

Potsdam - Seine Markenzeichen waren die Fliege - und sein Engagement gegen Rechts. Gerne wurde er auch „Nazijäger“ genannt. Und in Brandenburg - wo er nach der Wende die Justiz mit aufbaute - hatte er damit lange Zeit viel zu tun. 1992 kam Erardo C. Rautenberg zur Staatsanwaltschaft Potsdam, damals zunächst als Leiter der Schwerpunktabteilung für DDR-Unrecht. Ein Jahr später wurde er Behördenleiter in Neuruppin, 1996 dann jüngster Generalstaatsanwalt in der Bundesrepublik. Nun ist Erardo C. Rautenberg nach schwerer Krankheit mit 65 Jahren gestorben.

22 Jahre war er Chefankläger des Landes. Ehemalige Kollegen schätzten ihn als Teamplayer. Dabei galt der Sozialdemokrat Rautenberg stets auch als streitbarer Geist. In einer V-Mann-Affäre des Verfassungsschutzes stellte er sich etwa 2002 gegen Brandenburgs damaligen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).

Bundesweit mischte Rautenberg sich ebenfalls öffentlichkeitswirksam ein: Er gehörte zu den Befürwortern eines NPD-Verbots. 2011 sprach er einem Bewerber für den Posten des Generalbundesanwalts die juristische Eignung ab. Und vor zwei Jahren beantragte er die Beschlagnahmung von Daten zu Flüchtlingen aus dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Trauer in der SPD

Eingetreten in die SPD war Erardo C. Rautenberg an einem symbolträchtigen Datum - dem 17. Juni 1990, damals Tag der Deutschen Einheit. Der in Argentinien geborene Jurist wuchs in Niedersachsen auf. Als Staatsanwalt war er in Lübeck, Schleswig und Karlsruhe tätig, bevor er nach Brandenburg kam.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Potsdamer Landtag, Mike Bischoff, äußerte sich in einer Mitteilung am Dienstag bestürzt über den Tod Rautenbergs: „Sein engagierter Kampf gegen den Rechtsextremismus war erfolgreich und für viele Menschen eine Inspiration. Das Land Brandenburg ist Erardo Rautenberg zu tiefem Dank verpflichtet." Mit Erardo Rautenberg verliere Brandenburg einen großen Wegbegleiter, der es verstand, in seiner Rolle als Generalstaatsanwalt auch stets als Verteidiger der Demokratie zu agieren.

Kampf gegen Rechtsextremismus

Unter anderem als Mitglied im Landesaktionsbündnis gegen Rechts und von Amnesty International setzte sich Rautenberg immer für Menschenrechte und gegen Fremdenfeindlichkeit ein. Im Jahr 2006 heiratete er seine Frau Katrin, damals Landtagssprecherin und heute für den Landesrechnungshof tätig.

Im vergangenen März ging er schließlich mit 65 Jahren als dienstältester Generalstaatsanwalt Deutschlands vorzeitig in den Ruhestand. Im Sommer 2017 war Rautenberg schwer an Krebs erkrankt - mitten im Wahlkampf. Eigentlich wollte der Sozialdemokrat sich - vor allem wegen der AfD - noch einmal auf einem für ihn ganz neuen Feld engagieren: im Bundestag. Sein Körper machte da schon längst nicht mehr mit, er konnte auch nicht mehr aktiv in den Wahlkampf eingreifen. Das Direktmandat im ehemaligen Wahlkreis von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ging an Rautenbergs CDU-Konkurrentin Dietlind Tiemann. (dpa)

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