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Bericht des Verfassungsschutzes: Nazi-Hools von „Inferno Cottbus“ weiter aktiv

Nach Recherchen von PNN und rbb verkündete die rassistische Fangruppe "Inferno Cottbus" ihre Auflösung. Laut Verfassungsschutz ist die Gruppe jedoch weiter aktiv.

Cottbus - Die rechtsextremistische Hooligan-Gruppe „Inferno Cottbus“ ist trotz ihrer vorgeblichen Selbstauflösung weiter aktiv – die Strukturen existieren noch immer. Dafür hat der brandenburgische Verfassungsschutz in seinem neu erschienenen Jahresbericht erstmals Belege vorgelegt. Zur vorgeblichen Auflösung der Gruppe im Mai 2017 konstatieren die Verfassungsschützer: „Es darf davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei nur um ein Lippenbekenntnis handelt.“

Naturgemäß stammen die Erkenntnisse der Verfassungsschützer aus dem vergangenen Jahr, nur diesen Zeitraum deckt der Jahresbericht ab. Der am kürzesten zurückliegende Hinweis auf auch nach dem Verbot weitergeführte Aktivitäten datiert vom 14. Oktober. Mehrere Inferno-Hooligans sind demnach gemeinsam zu dem „konspirativ vorbereiteten“ Neonazi-Kampfsportturnier „Kampf der Nibelungen“ in Nordrhein-Westfalen gereist. Das jährlich ausgetragene Turnier gilt in der Szene als wichtige Netzwerkveranstaltung, den Austragungsort versuchen die Neonazis immer geheimzuhalten.

In Reisebussen zum Neonazi-Konzert

Als einen weiteren Hinweis auf fortgeführte Aktivitäten stuft der Verfassungsschutz ein, dass eine große Gruppe Inferno-Mitglieder am 1. Juli 2017 zum „Rock nach Deutschland“ nach Gera (Thüringen) gereist ist. Dafür hatten sie nach Erkenntnissen des Nachrichtendienstes zusammen mit anderen Rechtsextremisten aus der Region Cottbus extra mehrere Reisebusse organisiert. In Gera hat an diesem Tag die Cottbuser Neonazi-Band „Frontalkraft“ ein Konzert gegeben, ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert.

Aufgelöst hatte sich „Inferno Cottbus“ im Mai 2017, nachdem gemeinsame Recherchen von PNN und rbb publik gemacht hatten, dass die braune Hool-Truppe ein kriminelles Netzwerk aufgebaut hat. Mit Gewalt und Bedrohungen versuchten die Rechtsextremen, sich die Cottbuser Fanszene Untertan zu machen. Es ging um die Vormachtstellung in der Kurve. Mit der Auflösung unmittelbar nach den Berichten wollten die Neonazis offenbar einem Verbot zuvorkommen.

Erst vor anderthalb Monaten hatten die braunen Umtriebe in der Cottbuser Fanszene erneut für Schlagzeilen gesorgt, bundesweit wurde berichtet. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Wiederaufstieg in die dritte Liga präsentierte sich eine Handvoll Cottbus-Fans mit Masken des rassistischen Ku-Klux-Klans. Wer hinter der Aktion steckte, ist aber weiterhin unklar. Denn: In der Nähe postierte Polizisten dokumentierten die Szenerie zwar, griffen aber zu keinem Zeitpunkt ein, stellten keine Personalien fest. Gegen drei Beamte wird zurzeit polizeiintern ermittelt. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte dazu: „Wenn Polizisten die Zeichen des Ku-Klux-Klans nicht kennen, stößt das bei mir auf Verständnislosigkeit. Dazu fällt mir nichts mehr ein.“

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