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BER-Debakel: Die Umzugsplaner verzweifeln

460 Lastwagen, Hunderte Polizisten, gesperrte Autobahnen. Alles war vorbereitet – und jetzt das

Alles war minutiös geplant. Schon in den kommenden Wochen sollte in Tegel entbehrliche Technik zum neuen Flughafen in Schönefeld verlagert werden. Und in der Nacht zum 3. Juni sollte dann ein gigantischer Konvoi von schwerer Technik über die gesperrte Stadtautobahn nach Süden rollen. Jetzt muss alles neu geplant werden.

„Eine Katastrophe“, sagt Marco Krakowtzyk, Assistent der Geschäftsleitung der auf Komplettverlagerungen von Firmen und Fabriken spezialisierten Neuköllner Convoi GmbH, die den Zuschlag für die Umzugslogistik erhalten hat. Er war gerade auf dem Weg nach Berlin, um an einer für den heutigen Mittwoch geplanten Pressekonferenz zu der Verlagerung teilzunehmen. Die wurde nun abgesagt, aber erst durch die Pressekonferenz erfuhr das Unternehmen von der Verschiebung des Eröffnungstermins.

„Wir haben bereits Leute und Equipment vor Ort“, so Krakowtzyk. Seit Oktober ist man an den Vorbereitungen, unzählige behördliche Genehmigungen mussten für die Schwertransporte eingeholt werden. Zu den eigenen Fahrzeugen hat man auch Spezial-Lkw anderer Firmen angemietet. Kennzeichen der Lastwagen und Personalien der Fahrer mussten wegen der Genehmigung zur Arbeit im Sicherheitsbereich der Flughäfen vorab den Behörden zur Überprüfung und Registrierung gemeldet werden.

Rund 11 500 Kubikmeter an Materialien müssen von Tegel zum neuen Flughafen verlegt werden. Das entspricht rund 460 Lkw-Ladungen. Auch die Ausstattung von 4000 Büroräumen wird verpackt und zum neuen Standort gebracht.

Insgesamt sind rund 190 Firmen am Umzug beteiligt, der ein Millionenprojekt ist. Auch die Fluggesellschaften, allen voran Air Berlin und Lufthansa, müssen ihre Ausrüstung von Tegel zum neuen Großflughafen schaffen. Jetzt wartet man bei Convoi auf schnellstmögliche Bekanntgabe eines neuen Termins. Erst dann kann man versuchen, ob man zu diesem Zeitpunkt alle notwendigen Kräfte erneut bündeln kann. Schon jetzt steht fest, dass das für die Flughafengesellschaft teuer wird. Mit Sicherheit sei mit Nachforderungen zu rechnen, möglicherweise müsse das gesamte Projekt neu bewertet werden, sagt Krakowtzyk.

Auch bei GlobeGround Berlin, dem größten Dienstleistungsunternehmen an den Berliner Flughäfen, muss man jetzt komplett umplanen, so Geschäftsführer Bernhard Alvensleben. Man hatte alle Kapazitäten für den Umzug in der Nacht zum 3. Juni gebunden. Sobald der neue Eröffnungstermin feststehe, müsse man prüfen, ob das zu diesem Zeitpunkt erneut gelinge. Welche Mehrkosten durch die Verzögerung entstehen, müsse erst ausgewertet werden. Weil der ab dem 3. Juni verstärkte Flugverkehr zunächst weiter auf Schönefeld und Tegel verteilt wird, muss GlobeGround auch für die Abfertigung ein neues Szenario aufbauen.

Auch für die Polizei wird es nicht einfacher. Sie muss den Einsatz von Personal und Fahrzeugen in der neuen Umzugsnacht neu planen. Die Stadtautobahn soll – samt aller Zu- und Abfahrten – stundenlang auf insgesamt 35 Kilometern Länge gesperrt werden.

Rainer W. During

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