zum Hauptinhalt
Stillstand. Aufwärts geht’s beim BER allenfalls auf der Rolltreppe.

© Patrick Pleul/dpa

Bauarbeiten am Hauptstadtflughafen: Bosch bezweifelt Fertigstellung des BER

Das Unternehmen, das entscheidend am Bau des BER beteiligt ist, nennt über eintausend "Behinderungssachverhalte" und warnt vor Aktionismus. Die Verantwortlichen reagierten zunächst beleidigt, um dann zurückzurudern.

Das Unternehmen Bosch hat massive Zweifel daran geäußert, ob der Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld überhaupt fertig wird. In einem Brief vom 31. Mai, aus dem die „Bild am Sonntag“ zitiert, schrieb der Konzern an die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg: „Derzeit sieht Bosch keine Grundlage für eine Finalisierung der Inbetriebsetzung der Brandmeldeanlagen.“ Zudem nannte der Konzern „1097 Behinderungssachverhalte“.

Durch immer neue Planungsänderung würden erbrachte Leistungen wieder zerstört. Deshalb warnt Bosch vor Aktionismus, wenn der Flughafen Funktionstests parallel zu Bauarbeiten vornehme, um die Inbetriebnahme zu beschleunigen. „Wir äußern hiermit eindringlichst unsere Bedenken, dass bereits Ihnen vorliegende Prüfberichte der Sachverständigen ihre Gültigkeit verlieren und durch die Sachverständigen zurückgezogen werden“, heißt es in dem Brief.

Zusammenarbeit gestaltete sich schwierig

Erst Anfang Februar hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), damals Aufsichtsratschef, Bosch in die Verantwortung genommen, um die Eröffnung 2018/19 zu halten. Bosch, zuvor verantwortlich gemacht für Verzögerungen bei der nicht funktionierenden Steuerung der Automatiktüren, soll seither Prozessabläufe koordinieren. Doch schon damals beklagte Bosch fehlende Vorleistungen, Planunterlagen und kurzfristige Änderungen. Im vorerst letzten BER-Sachstandsbericht vom März hieß es: „Bei den Türen konnten 23 Prozent baulich fertiggestellt und in Betrieb gesetzt werden.“

Eine Woche nach dem Bosch-Brandbrief beklagte der BER nicht erbrachte Leistungen und kündigte an, demnächst 80 000 Euro einzubehalten und Schadenersatz von bis zu einer Million Euro pro Verzugstag zu fordern. Bosch reagierte prompt, sagte alle Termin ab – die Zusammenarbeit war tot. Der BER-Projektleiter nahm alles „im Interesse für den Geist unserer Zusammenarbeit“ zurück. Bosch ist wieder bei den Planungssitzungen und bedankte sich fürs Einlenken. Striktes Auslegen alter Vereinbarungen wäre für den Erfolg am BER nicht von Vorteil.

Ein Sprecher des Unternehmens sagte gegenüber dem Tagesspiegel, Bosch werde weiter seinen Beitrag leisten, um das „komplexe Projekt mit vielen Besonderheiten“ erfolgreich zu Ende zu bringen. Man arbeite „professionell und konstruktiv“ zusammen.

Die Baufirmen verdienen daran, dass der Flughafen nicht fertig wird. Kosten bisher: mehr als 6,5 Milliarden Euro. Jeden Tag, an dem der BER nicht eröffnet, sind es zwischen einer halben und einer Million Euro.

Zur Startseite