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Nahe dem deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße wurde mit dem Zaunbau begonnen. 

© Patrick Pleul/dpa

Afrikanische Schweinepest in Brandenburg: Sechs Millionen Euro für festen Schutzzaun

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich in Brandenburg weiter aus – in einem zweiten Seuchenherd. Das Land setzt auf Wildschutzzäune, die Opposition kritisiert das Krisenmanagement

Potsdam/Bleyen - Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg scheint vorerst nicht in den Griff zu bekommen sein. Nun wurde sie auch bei einem Wildschwein im Landkreis Märkisch-Oderland außerhalb der bisherigen Restriktionszonen in Oder-Spree und Spree-Neiße ASP nachgewiesen. „Wir haben eine neue Lage“, sagte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Potsdam. 

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Nach bisheriger Einschätzung handele es sich um zwei voneinander getrennte Seuchengeschehen. Der neue Schweinepest-Fall liegt etwa 60 Kilometer entfernt von den bisherigen Kernzonen, wo die ersten kranken Wildschweine gefunden wurden. Für die Kernzonen gilt ein weitgehendes Betretungsverbot, auch der Fahrzeugverkehr ist dort eingeschränkt, um den Erreger nicht etwa über Autoreifen zu verbreiten. Demnach könnte der neue Fall aus Polen eingeschleppt worden sein. In Westpolen gebe es ein hoch dynamisches Infektionsgeschehen, sagte Nonnemacher. „Wir brauchen einen festen Zaun entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze, und zwar durchgehend von der Uckermark bis Spree-Neiße, um einen Wechsel von infizierten Tieren zu verhindern“, sagte die Ministerin. 

Das will Landwirte unterstützen 

Das Land stellt in diesem Jahr rund sechs Millionen Euro für den Bau von festen Wildschutzzäunen zur Verfügung, wie Finanzministerin Katrin Lange (SPD) am Mittwochnachmittag nach einem Gespräch mit Nonnemacher mitteilte. „Es muss jetzt sehr schnell gehandelt werden“, sagte Lange. Viele Landwirte seien zu recht in großer Sorge. „Bei ihnen geht es um massive wirtschaftliche Einbußen, möglicherweise um die Existenz“, erklärte die Finanzministerin. Wegen der verhängten vorläufigen Nutzungsbeschränkungen auf Agrarflächen seien von den Auswirkungen der Seuche auch keineswegs nur Schweineproduzenten allein betroffen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat Brandenburg Hilfe des Bundes im Kampf gegen die Schweinepest angeboten. In einem Telefonat mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sei eine enge Zusammenarbeit verabredet worden, teilte das Bundesagrarministerium mit.
Dass auch auf polnischer Seite ein Zaun gebaut werde, sei Sache der dortigen Regierung, darauf könne das Bundesland keinen Einfluss nehmen, sagte Nonnemacher. Ein Allheilmittel seien die festen Wildschutzzäune aber nicht. Die Tierseuche können auch von Menschen über sehr weite Strecken verbreitet werden.

Ein Jäger entdeckte Auffälligkeiten bei dem Wildschwein 

Das infizierte Tier in Märkisch-Oderland hatte ein Jäger am 27. September in Bleyen unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze erlegt. Beim Aufbrechen des Tieres seien dem Jäger für ASP typische Veränderungen an den Organen und Einblutungen aufgefallen, so Landestierarzt Stephan Nickisch. Daraufhin seien Proben vom Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht worden und am Dienstag der Schweinepesterreger nachgewiesen worden. Das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte das Ergebnis am Mittwoch. Seit 10. September sind damit insgesamt 38 Fälle von ASP bei Schwarzwild in Brandenburg nachgewiesen. Die ersten infizierten Wildschweine waren bei Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße entdeckt worden.
Der Krisenstab des Landkreises Märkisch-Oderland sei sofort aktiviert worden und stehe im engen Austausch mit dem Landeskrisenzentrum in Potsdam, so Ministerin Nonnemacher. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat bereits am Mittwochmorgen begonnen, das vorläufige Kerngebiet mit mobilen Schutzzäunen einzuzäunen. Was den Bau fester Zäune angehe, hatte sich Landrat Gernot Schmidt (SPD) zunächst skeptisch gezeigt und Probleme beim Hochwasserschutz befürchtet. Das Land könne jederzeit einen festen Zaun auf dem Deich errichten, der in Landeseigentum ist, erklärte ein Landkreissprecher nun am Mittwoch. 

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Linke kritisiert Krisenmanagement des Landes 

Die Opposition sieht Kommunikationsdefizite. „Die Bekämpfung der ASP darf nicht an fehlendem Personal und Material, Zuständigkeitsgerangel und defekter Technik scheitern oder gar durch Ignoranz behindert werden“, erklärt der agrarpolitische Sprecher der Linksfraktion im Potsdamer Landtag, Thomas Domres. Gespräche vor Ort zeigten, dass die Kommunikation mit den Landwirten sowie den Jägerinnen schnell verbessert werden müsse. Völlig unklar seien nach wie vor die Entschädigungsregelungen für Landwirte. „Hier gibt es akuten Handlungsbedarf“, sagte Domres. 

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