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Sechstagewoche? An Wochenenden ist davon nichts zu sehen.

© Thorsten Metzner

10 Jahre nach dem Spatenstich: Vor 2018 wird der BER nicht öffnen

Vor 2018 wird der BER nicht öffnen. Gebaut wird jetzt seit genau zehn Jahren – Besuch an einem entrückten Ort.

Schönefeld/Berlin - Alle Gardinen sind zugezogen. Aber einladend offen steht die gläserne Eingangstür des „Steigenberger Airport Hotel Berlin“, gleich neben dem neuen BER-Terminal. Plötzlich hallt ein Ruf durchs Foyer, wo sogar die Rezeption besetzt ist: „Wir haben geschlossen!“ Wann haben Sie denn geöffnet? „Das wird wohl noch ein paar Jahre dauern.“

Es ist Samstagmittag, vor zwei Tagen, sonst ist keine Menschenseele zu sehen. Der Willy-Brandt-Platz liegt noch verwaister da als sonst. Ein entrückter Ort, ein ideales Ausflugsziel für alle, die Stillleben mögen. Ein paar Schritte weiter am Eingang zum Terminal hängt immer noch das gleiche Schild wie vor drei Jahren, zwei Jahren, vor einem Jahr: „Willkommen auf einer sicheren Baustelle!“ Drinnen? Kein Bauarbeiter weit und breit. Es sei Wochenende, daher niemand da, erklärt eine Mitarbeiterin, die die Tür bewacht. Aber hat Flughafenchef Karsten Mühlenfeld nicht von einer Sechstagewoche und Zwei-Schicht-Betrieb gesprochen? Schulterzucken. „Heute Vormittag sind ein paar Bauleute da gewesen.“ In der Woche soll hier Betriebsamkeit herrschen. Das sagen zumindest auch die Statistiken, die Mühlenfeld regelmäßig der Öffentlichkeit und dem Aufsichtsrat – der Vorsitzende ist Berlins Regierender Michael Müller (SPD) – präsentiert. Danach arbeiten an der Sanierung des Terminals derzeit 700 Arbeiter, an der Entrauchungsanlage, die zerlegt wird, an Leitungstrassen, Entrauchungsschächten.

Ordnung muss sein - wenigstens ein bisschen

Und in der Haupthalle, auch auf der Plattform davor, ist überall Baumaterial säuberlich gestapelt. Ordnung muss sein! Wenigstens das. Wenn es sonst schon nicht klappt, wenn die fünfte Verschiebung des BER-Starts seit dem Spatenstich vor zehn Jahren spätestens im Oktober nach der Berlin-Wahl verkündet werden muss? Zwar erklärt Mühlenfeld – von Müller und Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) ist bisher nichts anderes zu hören – weiterhin, dass es angeblich immer noch „eine Chance“ geben soll, den BER 2017 zu eröffnen. Aber das ist nach PNN-Recherchen längst unmöglich geworden, weil die Rückstände dafür zu groß sind, nun auch noch neue Verzögerungen im Genehmigungsverfahren für die vorletzte Baugenehmigung (nicht die letzte) hinzukommen. Ja, es mehren sich aus dem Flughafen, von Firmen die Signale, dass derzeit gerungen wird, den Airport wenigstens 2018 eröffnen zu können und 2019 abzuwenden.

Dazu passt eine aktuelle Meldung. Als erste Airline hat sich die Lufthansa für eine Eröffnung des neuen Airports erst im Sommer 2018 ausgesprochen. Statt im Oktober/November 2017, wie es Flughafenchef Karsten Mühlenfeld und der von Berlins Regierendem Michael Müller (SPD) geführte Aufsichtsrat bislang weiter als Ziel propagieren. Die Airline halte es für ungünstig, den BER mit einem knapp genähten Winterflugplan zu eröffnen, mit der Gefahr unter anderem von Schnee und Nebel, sagte Thomas Kropp, Leiter der Abteilung Konzernpolitik, dem rbb-Inforadio.

Ehe es sich für die 2011 eröffnete nahe Total-Tankstelle samt Burger King – die dortige Autowaschanlage ist inzwischen für junge Leute in der Region ein Geheimtipp – lohnt, auch nachts wieder zu öffnen, wird es also noch dauern. Alle Stunde fährt wochentags ein Bus raus. Dafür sind die beiden Parkhäuser am Terminal schon in Betrieb. Und hier wird sogar am Samstag gearbeitet. Runde um Runde zieht drinnen eine Kehrmaschine ihre Kreise über den blitzeblanken Beton. Was das soll? Es sei eine Anweisung von oben, wenn hier ein Blatt rumliege, gebe es Ärger ... Dann noch ein letzter Blick, auf dem Rückweg nach Potsdam, über die Landschaft rüber zum BER: Vom neuen Tower blinken Lichter. Und gleich daneben, oh, mal was Neues, da parken sechs große rot-weiße Flugzeuge, wie an einem echten Airport.

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